Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Stäubchen. ein helles Pünktchen, auf und ab wiegt es sich undnun ist's hindurchgeschwebt durch den schmalen Licht- streif und verschwunden im Dunkel. Woher kommt ihr, kleine Gestalten, wohin geht ihr, und was sucht ihr im weiten Raume? Was treibt euch in ewiger Unruhe zu spielen, zu irren, zu flüchten? Jm Lichte schwebt ihr, aber nur auf dem dunklen Hintergrunde des Schattens habt ihr Leben und Erscheinung! Ach nur das Unerreichliche lockt die Sonnenkinder, das ewig Verlorene und das nie Geborene. -- Strebend nach dem Strahlenglanze des Glücks flattert ihr an der Nachtgrenze des Leides, Boten der Sehnsucht schweift ihr umher und findet nimmer! "Welch abscheulicher Staub," sagte Lenore und fuhr "Nun haben Sie den kleinen Wesen ihren schönen Lenore sah ihn verwundert an. "Sie sind seltsam," "Sagen Sie den Herrschaften, daß sie mir sehr Stäubchen. ein helles Pünktchen, auf und ab wiegt es ſich undnun iſt’s hindurchgeſchwebt durch den ſchmalen Licht- ſtreif und verſchwunden im Dunkel. Woher kommt ihr, kleine Geſtalten, wohin geht ihr, und was ſucht ihr im weiten Raume? Was treibt euch in ewiger Unruhe zu ſpielen, zu irren, zu flüchten? Jm Lichte ſchwebt ihr, aber nur auf dem dunklen Hintergrunde des Schattens habt ihr Leben und Erſcheinung! Ach nur das Unerreichliche lockt die Sonnenkinder, das ewig Verlorene und das nie Geborene. — Strebend nach dem Strahlenglanze des Glücks flattert ihr an der Nachtgrenze des Leides, Boten der Sehnſucht ſchweift ihr umher und findet nimmer! „Welch abſcheulicher Staub,“ ſagte Lenore und fuhr „Nun haben Sie den kleinen Weſen ihren ſchönen Lenore ſah ihn verwundert an. „Sie ſind ſeltſam,“ „Sagen Sie den Herrſchaften, daß ſie mir ſehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="25"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Stäubchen.</hi></fw><lb/> ein helles Pünktchen, auf und ab wiegt es ſich und<lb/> nun iſt’s hindurchgeſchwebt durch den ſchmalen Licht-<lb/> ſtreif und verſchwunden im Dunkel. Woher kommt<lb/> ihr, kleine Geſtalten, wohin geht ihr, und was ſucht<lb/> ihr im weiten Raume? Was treibt euch in ewiger<lb/> Unruhe zu ſpielen, zu irren, zu flüchten? Jm Lichte<lb/> ſchwebt ihr, aber nur auf dem dunklen Hintergrunde<lb/> des Schattens habt ihr Leben und Erſcheinung! Ach<lb/> nur das Unerreichliche lockt die Sonnenkinder, das ewig<lb/> Verlorene und das nie Geborene. — Strebend nach<lb/> dem Strahlenglanze des Glücks flattert ihr an der<lb/> Nachtgrenze des Leides, Boten der Sehnſucht ſchweift<lb/> ihr umher und findet nimmer!</p><lb/> <p>„Welch abſcheulicher Staub,“ ſagte Lenore und fuhr<lb/> mit ihrem Sonnenſchirm in den Lichtſtreifen, daß die<lb/> Stäubchen wild durcheinanderwirbelten.</p><lb/> <p>„Nun haben Sie den kleinen Weſen ihren ſchönen<lb/> Tanz geſtört,“ ſagte Richard. „Thut es Jhnen nicht<lb/> leid?“</p><lb/> <p>Lenore ſah ihn verwundert an. „Sie ſind ſeltſam,“<lb/> erwiderte ſie. „Sie ſagen das ſo ernſthaft, daß man<lb/> faſt einen Schreck bekommt, als könnte man auch dem<lb/> Staube unrecht thun. Jch wundere mich nur, daß Sie<lb/> mir dieſe intereſſante Geſellſchaft nicht förmlich vorge-<lb/> ſtellt haben: Herr von Sonnenſtaub — Fräulein<lb/> Lenore. Jch hätte Luſt zu einem kleinen Luftwalzer.“<lb/> Sie lachte übermütig und ſchlug noch einmal in den<lb/> Lichtſtreifen.</p><lb/> <p>„Sagen Sie den Herrſchaften, daß ſie mir ſehr<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0031]
Stäubchen.
ein helles Pünktchen, auf und ab wiegt es ſich und
nun iſt’s hindurchgeſchwebt durch den ſchmalen Licht-
ſtreif und verſchwunden im Dunkel. Woher kommt
ihr, kleine Geſtalten, wohin geht ihr, und was ſucht
ihr im weiten Raume? Was treibt euch in ewiger
Unruhe zu ſpielen, zu irren, zu flüchten? Jm Lichte
ſchwebt ihr, aber nur auf dem dunklen Hintergrunde
des Schattens habt ihr Leben und Erſcheinung! Ach
nur das Unerreichliche lockt die Sonnenkinder, das ewig
Verlorene und das nie Geborene. — Strebend nach
dem Strahlenglanze des Glücks flattert ihr an der
Nachtgrenze des Leides, Boten der Sehnſucht ſchweift
ihr umher und findet nimmer!
„Welch abſcheulicher Staub,“ ſagte Lenore und fuhr
mit ihrem Sonnenſchirm in den Lichtſtreifen, daß die
Stäubchen wild durcheinanderwirbelten.
„Nun haben Sie den kleinen Weſen ihren ſchönen
Tanz geſtört,“ ſagte Richard. „Thut es Jhnen nicht
leid?“
Lenore ſah ihn verwundert an. „Sie ſind ſeltſam,“
erwiderte ſie. „Sie ſagen das ſo ernſthaft, daß man
faſt einen Schreck bekommt, als könnte man auch dem
Staube unrecht thun. Jch wundere mich nur, daß Sie
mir dieſe intereſſante Geſellſchaft nicht förmlich vorge-
ſtellt haben: Herr von Sonnenſtaub — Fräulein
Lenore. Jch hätte Luſt zu einem kleinen Luftwalzer.“
Sie lachte übermütig und ſchlug noch einmal in den
Lichtſtreifen.
„Sagen Sie den Herrſchaften, daß ſie mir ſehr
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