Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Auf der Seifenblase. Onkel Wendel, Onkel Wendel! Sieh' nur die So rief mein Söhnchen vom Fenster herab in den Onkel Wendel saß neben mir im Schatten der hohen "Hm!" sagte oder vielmehr brummte Onkel Wendel "Ja," erwiderte ich etwas verlegen, "die physikalische Auf der Seifenblaſe. Onkel Wendel, Onkel Wendel! Sieh’ nur die So rief mein Söhnchen vom Fenſter herab in den Onkel Wendel ſaß neben mir im Schatten der hohen „Hm!“ ſagte oder vielmehr brummte Onkel Wendel „Ja,“ erwiderte ich etwas verlegen, „die phyſikaliſche <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0011" n="[5]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Auf der Seifenblaſe.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#in">O</hi>nkel Wendel, Onkel Wendel! Sieh’ nur die<lb/> große Seifenblaſe, die wunderſchönen Farben!<lb/> Woher nur die Farben kommen?</p><lb/> <p>So rief mein Söhnchen vom Fenſter herab in den<lb/> Garten, wohin es ſeine bunten Schaumbälle flattern ließ.</p><lb/> <p>Onkel Wendel ſaß neben mir im Schatten der hohen<lb/> Bäume, und unſere Cigarren verbeſſerten die reine,<lb/> würzige Luft eines ſchönen Sommernachmittags.</p><lb/> <p>„Hm!“ ſagte oder vielmehr brummte Onkel Wendel<lb/> zu mir gewendet, „hm, erklär’s ihm doch! Hm! Bin<lb/> neugierig, wie du’s machen willſt. Jnterferenzfarben an<lb/> dünnen Blättchen, nicht wahr? Kenn’ ich ſchon. Ver-<lb/> ſchiedene Wellenlänge, Streifen decken ſich nicht, und ſo<lb/> weiter. Wird der Junge verſtehen — hm?“</p><lb/> <p>„Ja,“ erwiderte ich etwas verlegen, „die phyſikaliſche<lb/> Erklärung kann das Kind freilich nicht verſtehen — aber<lb/> das iſt auch garnicht nötig. Erklärung iſt ja etwas<lb/> Relatives und muß ſich nach dem Standpunkte des<lb/> Fragenden richten; es heißt nur, die neue Thatſache in<lb/> einen gewohnten Gedankengang einreihen, mit gewohnten<lb/> Vorſtellungen verknüpfen — und da die Formeln der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0011]
Auf der Seifenblaſe.
Onkel Wendel, Onkel Wendel! Sieh’ nur die
große Seifenblaſe, die wunderſchönen Farben!
Woher nur die Farben kommen?
So rief mein Söhnchen vom Fenſter herab in den
Garten, wohin es ſeine bunten Schaumbälle flattern ließ.
Onkel Wendel ſaß neben mir im Schatten der hohen
Bäume, und unſere Cigarren verbeſſerten die reine,
würzige Luft eines ſchönen Sommernachmittags.
„Hm!“ ſagte oder vielmehr brummte Onkel Wendel
zu mir gewendet, „hm, erklär’s ihm doch! Hm! Bin
neugierig, wie du’s machen willſt. Jnterferenzfarben an
dünnen Blättchen, nicht wahr? Kenn’ ich ſchon. Ver-
ſchiedene Wellenlänge, Streifen decken ſich nicht, und ſo
weiter. Wird der Junge verſtehen — hm?“
„Ja,“ erwiderte ich etwas verlegen, „die phyſikaliſche
Erklärung kann das Kind freilich nicht verſtehen — aber
das iſt auch garnicht nötig. Erklärung iſt ja etwas
Relatives und muß ſich nach dem Standpunkte des
Fragenden richten; es heißt nur, die neue Thatſache in
einen gewohnten Gedankengang einreihen, mit gewohnten
Vorſtellungen verknüpfen — und da die Formeln der
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