Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Dreißigstes Kapitel. bewiesen die hohe technische Kultur der Menschen; da-gegen stach die rohe Behandlung der Gefangenen häßlich ab und empörte die Zuschauer nur um so heftiger. Mit Jubel wurde daher das Erscheinen des großen Luftschiffes begrüßt und der Kampf zwischen den Martiern und Menschen mit Enthusiasmus ver- folgt. Die erhabene Friedensliebe der Nume schien verschwunden, in dieser gereizten Versammlung wenigstens kam sie nicht zum Ausdruck. Und als in einem ästhe- tisch wunderbar gelungenen Schlußtableau auf der Eisscholle am Felsenufer Jll selbst erschien und den Ge- fangenen die Fesseln löste, artete die Vorstellung zu einer eindrucksvollen patriotischen Kundgebung aus. Die Rufe "Sila Nu" und "Sila Jll" brausten durch das Haus. Jsma lehnte sich ängstlich zurück. Sie fürchtete "Was wollen Sie", sagte La, "dies ist eine Privat- Sie sah ihn lächelnd an, und er schwieg. "Es muß auch etwas geschehen", sagte Fru, "um Dreißigſtes Kapitel. bewieſen die hohe techniſche Kultur der Menſchen; da-gegen ſtach die rohe Behandlung der Gefangenen häßlich ab und empörte die Zuſchauer nur um ſo heftiger. Mit Jubel wurde daher das Erſcheinen des großen Luftſchiffes begrüßt und der Kampf zwiſchen den Martiern und Menſchen mit Enthuſiasmus ver- folgt. Die erhabene Friedensliebe der Nume ſchien verſchwunden, in dieſer gereizten Verſammlung wenigſtens kam ſie nicht zum Ausdruck. Und als in einem äſthe- tiſch wunderbar gelungenen Schlußtableau auf der Eisſcholle am Felſenufer Jll ſelbſt erſchien und den Ge- fangenen die Feſſeln löſte, artete die Vorſtellung zu einer eindrucksvollen patriotiſchen Kundgebung aus. Die Rufe „Sila Nu‟ und „Sila Jll‟ brauſten durch das Haus. Jsma lehnte ſich ängſtlich zurück. Sie fürchtete „Was wollen Sie‟, ſagte La, „dies iſt eine Privat- Sie ſah ihn lächelnd an, und er ſchwieg. „Es muß auch etwas geſchehen‟, ſagte Fru, „um <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0076" n="68"/><fw place="top" type="header">Dreißigſtes Kapitel.</fw><lb/> bewieſen die hohe techniſche Kultur der Menſchen; da-<lb/> gegen ſtach die rohe Behandlung der Gefangenen<lb/> häßlich ab und empörte die Zuſchauer nur um ſo<lb/> heftiger. Mit Jubel wurde daher das Erſcheinen des<lb/> großen Luftſchiffes begrüßt und der Kampf zwiſchen<lb/> den Martiern und Menſchen mit Enthuſiasmus ver-<lb/> folgt. Die erhabene Friedensliebe der Nume ſchien<lb/> verſchwunden, in dieſer gereizten Verſammlung wenigſtens<lb/> kam ſie nicht zum Ausdruck. Und als in einem äſthe-<lb/> tiſch wunderbar gelungenen Schlußtableau auf der<lb/> Eisſcholle am Felſenufer Jll ſelbſt erſchien und den Ge-<lb/> fangenen die Feſſeln löſte, artete die Vorſtellung zu einer<lb/> eindrucksvollen patriotiſchen Kundgebung aus. Die Rufe<lb/> „Sila Nu‟ und „Sila Jll‟ brauſten durch das Haus.</p><lb/> <p>Jsma lehnte ſich ängſtlich zurück. Sie fürchtete<lb/> jeden Augenblick, ſich ſelbſt oder wenigſtens Ell auf<lb/> der Bühne erſcheinen zu ſehen; aber mit dieſen den<lb/> Martiern befreundeten Menſchen wußte die tendenziöſe<lb/> Dichtung nichts anzufangen, ſie waren einfach fort-<lb/> gelaſſen. Saltner war wütend. „So was dürfte die<lb/> Polizei gar nicht erlauben‟, ſagte er, „bei uns würde<lb/> man das gleich verboten haben.‟</p><lb/> <p>„Was wollen Sie‟, ſagte La, „dies iſt eine Privat-<lb/> veranſtaltung. Sie können das Theater mieten und<lb/> morgen eine Verherrlichung der Erde aufführen.‟</p><lb/> <p>Sie ſah ihn lächelnd an, und er ſchwieg.</p><lb/> <p>„Es muß auch etwas geſchehen‟, ſagte Fru, „um<lb/> der Verbreitung dieſer Menſchenhetze entgegenzuwirken.<lb/> Laſſen Sie uns gehen.‟</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0076]
Dreißigſtes Kapitel.
bewieſen die hohe techniſche Kultur der Menſchen; da-
gegen ſtach die rohe Behandlung der Gefangenen
häßlich ab und empörte die Zuſchauer nur um ſo
heftiger. Mit Jubel wurde daher das Erſcheinen des
großen Luftſchiffes begrüßt und der Kampf zwiſchen
den Martiern und Menſchen mit Enthuſiasmus ver-
folgt. Die erhabene Friedensliebe der Nume ſchien
verſchwunden, in dieſer gereizten Verſammlung wenigſtens
kam ſie nicht zum Ausdruck. Und als in einem äſthe-
tiſch wunderbar gelungenen Schlußtableau auf der
Eisſcholle am Felſenufer Jll ſelbſt erſchien und den Ge-
fangenen die Feſſeln löſte, artete die Vorſtellung zu einer
eindrucksvollen patriotiſchen Kundgebung aus. Die Rufe
„Sila Nu‟ und „Sila Jll‟ brauſten durch das Haus.
Jsma lehnte ſich ängſtlich zurück. Sie fürchtete
jeden Augenblick, ſich ſelbſt oder wenigſtens Ell auf
der Bühne erſcheinen zu ſehen; aber mit dieſen den
Martiern befreundeten Menſchen wußte die tendenziöſe
Dichtung nichts anzufangen, ſie waren einfach fort-
gelaſſen. Saltner war wütend. „So was dürfte die
Polizei gar nicht erlauben‟, ſagte er, „bei uns würde
man das gleich verboten haben.‟
„Was wollen Sie‟, ſagte La, „dies iſt eine Privat-
veranſtaltung. Sie können das Theater mieten und
morgen eine Verherrlichung der Erde aufführen.‟
Sie ſah ihn lächelnd an, und er ſchwieg.
„Es muß auch etwas geſchehen‟, ſagte Fru, „um
der Verbreitung dieſer Menſchenhetze entgegenzuwirken.
Laſſen Sie uns gehen.‟
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