schätzte, daß sie nicht gekränkt werden können durch das Gerede des Pöbels in Glacehandschuhen."
"Na, na, Sie sprechen da in einer Weise, die -- die etwas eigentümlich --"
"Ja, Herr von Schnabel, ich habe mich auch über- zeugt, daß wir alle mehr auf unsern eignen Wert und unser freies Urteil bauen müssen als auf die so- genannte Ansicht der Gesellschaft, die sich auf Jrrtümern aufbaut. Dadurch sind wir im Begriff, den Wert dieser Gesellschaft zu heben. Es müssen sich diejenigen zusammenfinden, die der Unabhängigkeit ihres Urteils sich freuen. Das allein sind die Gentlemen. Jch bin überzeugt, auch Sie werden sich noch bei uns einfinden, wenn Sie sich die Sache überlegen. Daß Torm ebenso denkt, darauf kann ich Jhnen mein Wort geben."
Herr von Schnabel ging einige Tage in verdrieß- lichen Gedanken umher. Auch Dr. Wagner war dem Menschenbunde beigetreten. Die Zahl derer, die seinen Ansichten beistimmte, wurde immer kleiner. Er wälzte Pellingers Worte hin und her. Endlich suchte er Grunthe auf.
Es war ein langes Gespräch, das sie führten. Vornehmlich drehte es sich um die Persönlichkeit von Ell und die Ziele des Menschenbundes.
Als Herr von Schnabel die Sternwarte verließ, war er Mitglied geworden. Nicht irgend ein besonderes, durchschlagendes Ereignis hatte seine Sinnesänderung bewirkt. Der Sieg des Jdealismus übte eine assimi- lierende Kraft der Veredelung aus.
Dreiundfünfzigſtes Kapitel.
ſchätzte, daß ſie nicht gekränkt werden können durch das Gerede des Pöbels in Glacéhandſchuhen.‟
„Na, na, Sie ſprechen da in einer Weiſe, die — die etwas eigentümlich —‟
„Ja, Herr von Schnabel, ich habe mich auch über- zeugt, daß wir alle mehr auf unſern eignen Wert und unſer freies Urteil bauen müſſen als auf die ſo- genannte Anſicht der Geſellſchaft, die ſich auf Jrrtümern aufbaut. Dadurch ſind wir im Begriff, den Wert dieſer Geſellſchaft zu heben. Es müſſen ſich diejenigen zuſammenfinden, die der Unabhängigkeit ihres Urteils ſich freuen. Das allein ſind die Gentlemen. Jch bin überzeugt, auch Sie werden ſich noch bei uns einfinden, wenn Sie ſich die Sache überlegen. Daß Torm ebenſo denkt, darauf kann ich Jhnen mein Wort geben.‟
Herr von Schnabel ging einige Tage in verdrieß- lichen Gedanken umher. Auch Dr. Wagner war dem Menſchenbunde beigetreten. Die Zahl derer, die ſeinen Anſichten beiſtimmte, wurde immer kleiner. Er wälzte Pellingers Worte hin und her. Endlich ſuchte er Grunthe auf.
Es war ein langes Geſpräch, das ſie führten. Vornehmlich drehte es ſich um die Perſönlichkeit von Ell und die Ziele des Menſchenbundes.
Als Herr von Schnabel die Sternwarte verließ, war er Mitglied geworden. Nicht irgend ein beſonderes, durchſchlagendes Ereignis hatte ſeine Sinnesänderung bewirkt. Der Sieg des Jdealismus übte eine aſſimi- lierende Kraft der Veredelung aus.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0428"n="420"/><fwplace="top"type="header">Dreiundfünfzigſtes Kapitel.</fw><lb/>ſchätzte, daß ſie nicht gekränkt werden können durch<lb/>
das Gerede des Pöbels in Glac<hirendition="#aq">é</hi>handſchuhen.‟</p><lb/><p>„Na, na, Sie ſprechen da in einer Weiſe, die —<lb/>
die etwas eigentümlich —‟</p><lb/><p>„Ja, Herr von Schnabel, ich habe mich auch über-<lb/>
zeugt, daß wir alle mehr auf unſern eignen Wert und<lb/>
unſer freies Urteil bauen müſſen als auf die ſo-<lb/>
genannte Anſicht der Geſellſchaft, die ſich auf Jrrtümern<lb/>
aufbaut. Dadurch ſind wir im Begriff, den Wert<lb/>
dieſer Geſellſchaft zu heben. Es müſſen ſich diejenigen<lb/>
zuſammenfinden, die der Unabhängigkeit ihres Urteils<lb/>ſich freuen. Das allein ſind die Gentlemen. Jch bin<lb/>
überzeugt, auch Sie werden ſich noch bei uns einfinden,<lb/>
wenn Sie ſich die Sache überlegen. Daß Torm ebenſo<lb/>
denkt, darauf kann ich Jhnen mein Wort geben.‟</p><lb/><p>Herr von Schnabel ging einige Tage in verdrieß-<lb/>
lichen Gedanken umher. Auch <hirendition="#aq">Dr.</hi> Wagner war dem<lb/>
Menſchenbunde beigetreten. Die Zahl derer, die<lb/>ſeinen Anſichten beiſtimmte, wurde immer kleiner. Er<lb/>
wälzte Pellingers Worte hin und her. Endlich ſuchte<lb/>
er Grunthe auf.</p><lb/><p>Es war ein langes Geſpräch, das ſie führten.<lb/>
Vornehmlich drehte es ſich um die Perſönlichkeit von<lb/>
Ell und die Ziele des Menſchenbundes.</p><lb/><p>Als Herr von Schnabel die Sternwarte verließ,<lb/>
war er Mitglied geworden. Nicht irgend ein beſonderes,<lb/>
durchſchlagendes Ereignis hatte ſeine Sinnesänderung<lb/>
bewirkt. Der Sieg des Jdealismus übte eine aſſimi-<lb/>
lierende Kraft der Veredelung aus.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></div></body></text></TEI>
[420/0428]
Dreiundfünfzigſtes Kapitel.
ſchätzte, daß ſie nicht gekränkt werden können durch
das Gerede des Pöbels in Glacéhandſchuhen.‟
„Na, na, Sie ſprechen da in einer Weiſe, die —
die etwas eigentümlich —‟
„Ja, Herr von Schnabel, ich habe mich auch über-
zeugt, daß wir alle mehr auf unſern eignen Wert und
unſer freies Urteil bauen müſſen als auf die ſo-
genannte Anſicht der Geſellſchaft, die ſich auf Jrrtümern
aufbaut. Dadurch ſind wir im Begriff, den Wert
dieſer Geſellſchaft zu heben. Es müſſen ſich diejenigen
zuſammenfinden, die der Unabhängigkeit ihres Urteils
ſich freuen. Das allein ſind die Gentlemen. Jch bin
überzeugt, auch Sie werden ſich noch bei uns einfinden,
wenn Sie ſich die Sache überlegen. Daß Torm ebenſo
denkt, darauf kann ich Jhnen mein Wort geben.‟
Herr von Schnabel ging einige Tage in verdrieß-
lichen Gedanken umher. Auch Dr. Wagner war dem
Menſchenbunde beigetreten. Die Zahl derer, die
ſeinen Anſichten beiſtimmte, wurde immer kleiner. Er
wälzte Pellingers Worte hin und her. Endlich ſuchte
er Grunthe auf.
Es war ein langes Geſpräch, das ſie führten.
Vornehmlich drehte es ſich um die Perſönlichkeit von
Ell und die Ziele des Menſchenbundes.
Als Herr von Schnabel die Sternwarte verließ,
war er Mitglied geworden. Nicht irgend ein beſonderes,
durchſchlagendes Ereignis hatte ſeine Sinnesänderung
bewirkt. Der Sieg des Jdealismus übte eine aſſimi-
lierende Kraft der Veredelung aus.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/428>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.