ners Seite und werden ihn nicht verraten. Jedenfalls hat einer der Führer oder Träger, die ohne Zweifel bei Saltners Flucht beteiligt waren, den Brief zur Station gebracht. Saltner selbst hält sich wahrschein- lich im Hochgebirge auf irgend einer versteckt liegenden Hütte auf."
Jsma erzählte nun, was Saltner gethan hatte, nach seiner eigenen Schilderung in dem Briefe, den Ell ihr gestern vorgelesen hatte.
Se schüttelte den Kopf und sagte: "Das sieht alles Saltner ganz ähnlich. Aber die Sache steht doch recht schlimm. Wenn man ihn bekommt, wird es ihm sehr übel ergehen."
"Warum?" fuhr La plötzlich auf. "Jch glaube jedes Wort, was Saltner schreibt, und dann hat er sich gar nichts zu schulden kommen lassen. Er hat Oß nicht angegriffen und sich seinen Befehlen nicht wider- setzt, denn es waren ihm noch keine zur Kenntniß ge- kommen; und die Befreiung seiner Mutter hat er auf einem Wege bewirkt, der rein formell nicht anzu- greifen ist."
"Ell ist doch andrer Ansicht", erwiderte Jsma. "Er entschuldigt zwar Saltner, der in seiner Lage und nach seinem Charakter nicht wohl anders handeln konnte, aber er glaubt doch, daß man ihn verurteilen wird. Und jedenfalls muß er dem Gesetze freien Lauf ge- statten, und, so leid es ihm thut, Saltner aufheben lassen."
La erblaßte in heimlicher Angst. "Und wie glaubt man seiner habhaft zu werden?" fragte sie.
Einundfünfzigſtes Kapitel.
ners Seite und werden ihn nicht verraten. Jedenfalls hat einer der Führer oder Träger, die ohne Zweifel bei Saltners Flucht beteiligt waren, den Brief zur Station gebracht. Saltner ſelbſt hält ſich wahrſchein- lich im Hochgebirge auf irgend einer verſteckt liegenden Hütte auf.‟
Jsma erzählte nun, was Saltner gethan hatte, nach ſeiner eigenen Schilderung in dem Briefe, den Ell ihr geſtern vorgeleſen hatte.
Se ſchüttelte den Kopf und ſagte: „Das ſieht alles Saltner ganz ähnlich. Aber die Sache ſteht doch recht ſchlimm. Wenn man ihn bekommt, wird es ihm ſehr übel ergehen.‟
„Warum?‟ fuhr La plötzlich auf. „Jch glaube jedes Wort, was Saltner ſchreibt, und dann hat er ſich gar nichts zu ſchulden kommen laſſen. Er hat Oß nicht angegriffen und ſich ſeinen Befehlen nicht wider- ſetzt, denn es waren ihm noch keine zur Kenntniß ge- kommen; und die Befreiung ſeiner Mutter hat er auf einem Wege bewirkt, der rein formell nicht anzu- greifen iſt.‟
„Ell iſt doch andrer Anſicht‟, erwiderte Jsma. „Er entſchuldigt zwar Saltner, der in ſeiner Lage und nach ſeinem Charakter nicht wohl anders handeln konnte, aber er glaubt doch, daß man ihn verurteilen wird. Und jedenfalls muß er dem Geſetze freien Lauf ge- ſtatten, und, ſo leid es ihm thut, Saltner aufheben laſſen.‟
La erblaßte in heimlicher Angſt. „Und wie glaubt man ſeiner habhaft zu werden?‟ fragte ſie.
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Einundfünfzigſtes Kapitel.
ners Seite und werden ihn nicht verraten. Jedenfalls
hat einer der Führer oder Träger, die ohne Zweifel
bei Saltners Flucht beteiligt waren, den Brief zur
Station gebracht. Saltner ſelbſt hält ſich wahrſchein-
lich im Hochgebirge auf irgend einer verſteckt liegenden
Hütte auf.‟
Jsma erzählte nun, was Saltner gethan hatte,
nach ſeiner eigenen Schilderung in dem Briefe, den
Ell ihr geſtern vorgeleſen hatte.
Se ſchüttelte den Kopf und ſagte: „Das ſieht alles
Saltner ganz ähnlich. Aber die Sache ſteht doch recht
ſchlimm. Wenn man ihn bekommt, wird es ihm ſehr
übel ergehen.‟
„Warum?‟ fuhr La plötzlich auf. „Jch glaube
jedes Wort, was Saltner ſchreibt, und dann hat er
ſich gar nichts zu ſchulden kommen laſſen. Er hat Oß
nicht angegriffen und ſich ſeinen Befehlen nicht wider-
ſetzt, denn es waren ihm noch keine zur Kenntniß ge-
kommen; und die Befreiung ſeiner Mutter hat er auf
einem Wege bewirkt, der rein formell nicht anzu-
greifen iſt.‟
„Ell iſt doch andrer Anſicht‟, erwiderte Jsma. „Er
entſchuldigt zwar Saltner, der in ſeiner Lage und nach
ſeinem Charakter nicht wohl anders handeln konnte,
aber er glaubt doch, daß man ihn verurteilen wird.
Und jedenfalls muß er dem Geſetze freien Lauf ge-
ſtatten, und, ſo leid es ihm thut, Saltner aufheben
laſſen.‟
La erblaßte in heimlicher Angſt. „Und wie glaubt
man ſeiner habhaft zu werden?‟ fragte ſie.
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/400>, abgerufen am 22.11.2024.
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