"Haben Sie nicht einen Nebenausgang, durch den Sie uns führen können?" fragte er schnell.
Frank verstand. "Kommen Sie", sagte er. Und zu dem Diener: "Sagen Sie dem Herrn Jnstruktor, ich würde sofort zur Stelle sein. Sie sehen, ich bin eben bei einer Kranken."
Damit faßte er Frau Saltner unter den andern Arm und sie gingen schnell durch einen Korridor nach einer Nebentreppe und durch einige Wirtschaftsräume in den Hof. Hier führte eine kleine Thür auf einen schmalen Weg, der sich hinter dem Hause zwischen den Weingärten hinzog. Schnell schloß Frank die Thür hinter Saltner und seiner Mutter zu und eilte ins Haus zurück.
Jetzt that Eile not.
"Wir müssen uns eilen, Mutter", sagte er, "damit wir fortkommen, denn in unserm Hause dürfen wir nicht bleiben. Jch habe einen Wagen bestellt, wir wollen über die Berge, wo der Oß nichts mehr zu sagen hat. Jch will Dich deshalb das Stückchen tragen."
"Du wirst es schon recht machen", sagte sie.
Er nahm sie auf den Arm wie ein Kind und schritt rasch und ohne Beschwerden zwischen den Mauern dahin. Der Weinhüter kam ihm entgegen. Als er ihn erkannte, grüßte er ehrerbietig und öffnete ihm die Thüren. So kam er schnell an die Stelle, wo der Wagen hielt. Kathrin saß schon darin, Rieser stand selbst bei den Pferden. Saltner hob seine Mutter hinein, Kathrin wickelte sie in eine Decke und bot ihr Wein an.
50 *
Die Flucht in die Berge.
„Haben Sie nicht einen Nebenausgang, durch den Sie uns führen können?‟ fragte er ſchnell.
Frank verſtand. „Kommen Sie‟, ſagte er. Und zu dem Diener: „Sagen Sie dem Herrn Jnſtruktor, ich würde ſofort zur Stelle ſein. Sie ſehen, ich bin eben bei einer Kranken.‟
Damit faßte er Frau Saltner unter den andern Arm und ſie gingen ſchnell durch einen Korridor nach einer Nebentreppe und durch einige Wirtſchaftsräume in den Hof. Hier führte eine kleine Thür auf einen ſchmalen Weg, der ſich hinter dem Hauſe zwiſchen den Weingärten hinzog. Schnell ſchloß Frank die Thür hinter Saltner und ſeiner Mutter zu und eilte ins Haus zurück.
Jetzt that Eile not.
„Wir müſſen uns eilen, Mutter‟, ſagte er, „damit wir fortkommen, denn in unſerm Hauſe dürfen wir nicht bleiben. Jch habe einen Wagen beſtellt, wir wollen über die Berge, wo der Oß nichts mehr zu ſagen hat. Jch will Dich deshalb das Stückchen tragen.‟
„Du wirſt es ſchon recht machen‟, ſagte ſie.
Er nahm ſie auf den Arm wie ein Kind und ſchritt raſch und ohne Beſchwerden zwiſchen den Mauern dahin. Der Weinhüter kam ihm entgegen. Als er ihn erkannte, grüßte er ehrerbietig und öffnete ihm die Thüren. So kam er ſchnell an die Stelle, wo der Wagen hielt. Kathrin ſaß ſchon darin, Rieſer ſtand ſelbſt bei den Pferden. Saltner hob ſeine Mutter hinein, Kathrin wickelte ſie in eine Decke und bot ihr Wein an.
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Die Flucht in die Berge.
„Haben Sie nicht einen Nebenausgang, durch den
Sie uns führen können?‟ fragte er ſchnell.
Frank verſtand. „Kommen Sie‟, ſagte er. Und
zu dem Diener: „Sagen Sie dem Herrn Jnſtruktor,
ich würde ſofort zur Stelle ſein. Sie ſehen, ich bin
eben bei einer Kranken.‟
Damit faßte er Frau Saltner unter den andern
Arm und ſie gingen ſchnell durch einen Korridor nach
einer Nebentreppe und durch einige Wirtſchaftsräume
in den Hof. Hier führte eine kleine Thür auf einen
ſchmalen Weg, der ſich hinter dem Hauſe zwiſchen
den Weingärten hinzog. Schnell ſchloß Frank die
Thür hinter Saltner und ſeiner Mutter zu und eilte
ins Haus zurück.
Jetzt that Eile not.
„Wir müſſen uns eilen, Mutter‟, ſagte er, „damit
wir fortkommen, denn in unſerm Hauſe dürfen wir
nicht bleiben. Jch habe einen Wagen beſtellt, wir
wollen über die Berge, wo der Oß nichts mehr zu
ſagen hat. Jch will Dich deshalb das Stückchen tragen.‟
„Du wirſt es ſchon recht machen‟, ſagte ſie.
Er nahm ſie auf den Arm wie ein Kind und ſchritt
raſch und ohne Beſchwerden zwiſchen den Mauern
dahin. Der Weinhüter kam ihm entgegen. Als er
ihn erkannte, grüßte er ehrerbietig und öffnete ihm
die Thüren. So kam er ſchnell an die Stelle, wo
der Wagen hielt. Kathrin ſaß ſchon darin, Rieſer
ſtand ſelbſt bei den Pferden. Saltner hob ſeine Mutter
hinein, Kathrin wickelte ſie in eine Decke und bot ihr
Wein an.
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/363>, abgerufen am 25.11.2024.
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