Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Kultor der Deutschen.
durchgeführte Jmpfung. Unter diesen Umständen würde
auch die Berührung mit den Numen nichts schaden
können. Aber diese Mittel werden nicht anwendbar
sein."

"Die allgemeine Verbannung der agrarischen
Nahrungsmittel ist jetzt noch nicht möglich, sie wird
sich nur nach und nach einführen lassen. Und bis
dahin könnte schon viel Schaden geschehen sein. Die
Jmpfung ließe sich ja zwangsweise durchsetzen, aber
man müßte doch den Grund mindestens andeuten,
und wir würden jedenfalls auf Widerstand stoßen und
Unwillen erregen. Jndessen, geschehen muß etwas.
Jch erwarte baldigst die eingehenden Belege für die
Richtigkeit Jhrer Ansicht und werde dann mit dem
Residenten und dem Protektor konferieren. Es müßte
wohl sicher international vorgegangen werden. Ach
Hil, was für eine neue große Sorge haben Sie mir da
gemacht!"

"Es war meine Pflicht."

"Gewiß, mein verehrter Freund. Und vergessen
Sie nicht bei Jhren Besprechungen mit den Kollegen,
daß es sich um ein Numengeheimnis handelt. Es ist
zu abscheulich! Nichts ist mir unangenehmer, als der
Zwang, mit der vollen Wahrheit zurückzuhalten.
Und doch muß hier aufs sorgfältigste überlegt werden,
ob wir reden dürfen. Darin haben Sie leider Recht."

Ell trat an das Fenster und blickte, in Nachsinnen
verloren, hinaus.

Hil erhob sich, um sich zu verabschieden.

Plötzlich zuckte Ell, wie von einem innern Schreck

Der Kultor der Deutſchen.
durchgeführte Jmpfung. Unter dieſen Umſtänden würde
auch die Berührung mit den Numen nichts ſchaden
können. Aber dieſe Mittel werden nicht anwendbar
ſein.‟

„Die allgemeine Verbannung der agrariſchen
Nahrungsmittel iſt jetzt noch nicht möglich, ſie wird
ſich nur nach und nach einführen laſſen. Und bis
dahin könnte ſchon viel Schaden geſchehen ſein. Die
Jmpfung ließe ſich ja zwangsweiſe durchſetzen, aber
man müßte doch den Grund mindeſtens andeuten,
und wir würden jedenfalls auf Widerſtand ſtoßen und
Unwillen erregen. Jndeſſen, geſchehen muß etwas.
Jch erwarte baldigſt die eingehenden Belege für die
Richtigkeit Jhrer Anſicht und werde dann mit dem
Reſidenten und dem Protektor konferieren. Es müßte
wohl ſicher international vorgegangen werden. Ach
Hil, was für eine neue große Sorge haben Sie mir da
gemacht!‟

„Es war meine Pflicht.‟

„Gewiß, mein verehrter Freund. Und vergeſſen
Sie nicht bei Jhren Beſprechungen mit den Kollegen,
daß es ſich um ein Numengeheimnis handelt. Es iſt
zu abſcheulich! Nichts iſt mir unangenehmer, als der
Zwang, mit der vollen Wahrheit zurückzuhalten.
Und doch muß hier aufs ſorgfältigſte überlegt werden,
ob wir reden dürfen. Darin haben Sie leider Recht.‟

Ell trat an das Fenſter und blickte, in Nachſinnen
verloren, hinaus.

Hil erhob ſich, um ſich zu verabſchieden.

Plötzlich zuckte Ell, wie von einem innern Schreck

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0317" n="309"/><fw place="top" type="header">Der Kultor der Deut&#x017F;chen.</fw><lb/>
durchgeführte Jmpfung. Unter die&#x017F;en Um&#x017F;tänden würde<lb/>
auch die Berührung mit den Numen nichts &#x017F;chaden<lb/>
können. Aber die&#x017F;e Mittel werden nicht anwendbar<lb/>
&#x017F;ein.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Die allgemeine Verbannung der agrari&#x017F;chen<lb/>
Nahrungsmittel i&#x017F;t jetzt noch nicht möglich, &#x017F;ie wird<lb/>
&#x017F;ich nur nach und nach einführen la&#x017F;&#x017F;en. Und bis<lb/>
dahin könnte &#x017F;chon viel Schaden ge&#x017F;chehen &#x017F;ein. Die<lb/>
Jmpfung ließe &#x017F;ich ja zwangswei&#x017F;e durch&#x017F;etzen, aber<lb/>
man müßte doch den Grund minde&#x017F;tens andeuten,<lb/>
und wir würden jedenfalls auf Wider&#x017F;tand &#x017F;toßen und<lb/>
Unwillen erregen. Jnde&#x017F;&#x017F;en, ge&#x017F;chehen muß etwas.<lb/>
Jch erwarte baldig&#x017F;t die eingehenden Belege für die<lb/>
Richtigkeit Jhrer An&#x017F;icht und werde dann mit dem<lb/>
Re&#x017F;identen und dem Protektor konferieren. Es müßte<lb/>
wohl &#x017F;icher international vorgegangen werden. Ach<lb/>
Hil, was für eine neue große Sorge haben Sie mir da<lb/>
gemacht!&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es war meine Pflicht.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Gewiß, mein verehrter Freund. Und verge&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sie nicht bei Jhren Be&#x017F;prechungen mit den Kollegen,<lb/>
daß es &#x017F;ich um ein Numengeheimnis handelt. Es i&#x017F;t<lb/>
zu ab&#x017F;cheulich! Nichts i&#x017F;t mir unangenehmer, als der<lb/>
Zwang, mit der vollen Wahrheit zurückzuhalten.<lb/>
Und doch muß hier aufs &#x017F;orgfältig&#x017F;te überlegt werden,<lb/>
ob wir reden dürfen. Darin haben Sie leider Recht.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Ell trat an das Fen&#x017F;ter und blickte, in Nach&#x017F;innen<lb/>
verloren, hinaus.</p><lb/>
          <p>Hil erhob &#x017F;ich, um &#x017F;ich zu verab&#x017F;chieden.</p><lb/>
          <p>Plötzlich zuckte Ell, wie von einem innern Schreck<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0317] Der Kultor der Deutſchen. durchgeführte Jmpfung. Unter dieſen Umſtänden würde auch die Berührung mit den Numen nichts ſchaden können. Aber dieſe Mittel werden nicht anwendbar ſein.‟ „Die allgemeine Verbannung der agrariſchen Nahrungsmittel iſt jetzt noch nicht möglich, ſie wird ſich nur nach und nach einführen laſſen. Und bis dahin könnte ſchon viel Schaden geſchehen ſein. Die Jmpfung ließe ſich ja zwangsweiſe durchſetzen, aber man müßte doch den Grund mindeſtens andeuten, und wir würden jedenfalls auf Widerſtand ſtoßen und Unwillen erregen. Jndeſſen, geſchehen muß etwas. Jch erwarte baldigſt die eingehenden Belege für die Richtigkeit Jhrer Anſicht und werde dann mit dem Reſidenten und dem Protektor konferieren. Es müßte wohl ſicher international vorgegangen werden. Ach Hil, was für eine neue große Sorge haben Sie mir da gemacht!‟ „Es war meine Pflicht.‟ „Gewiß, mein verehrter Freund. Und vergeſſen Sie nicht bei Jhren Beſprechungen mit den Kollegen, daß es ſich um ein Numengeheimnis handelt. Es iſt zu abſcheulich! Nichts iſt mir unangenehmer, als der Zwang, mit der vollen Wahrheit zurückzuhalten. Und doch muß hier aufs ſorgfältigſte überlegt werden, ob wir reden dürfen. Darin haben Sie leider Recht.‟ Ell trat an das Fenſter und blickte, in Nachſinnen verloren, hinaus. Hil erhob ſich, um ſich zu verabſchieden. Plötzlich zuckte Ell, wie von einem innern Schreck

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/317
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/317>, abgerufen am 18.05.2024.