Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierundvierzigstes Kapitel.
Jch hätte Jhnen doch zuerst ein Abendessen anbieten
sollen. Allerdings habe ich nichts zu Hause, doch --
wir könnten vielleicht --"

Seine Lippen zogen sich zusammen. Das Problem
schien ihm sehr schwer. "Jch danke herzlich", sagte
Torm. "Jch habe gegessen und getrunken."

"Um so besser", rief Grunthe erleichtert. "Aber
logieren werden Sie bei mir. Das läßt sich machen."

"Das nehme ich an, weil ich mich nicht gern hier
in den Hotels sehen lassen möchte. Morgen fahre ich
ja nach Berlin."

"Wollen Sie denn nicht an Jhre Frau Gemahlin
telegraphieren, daß Sie kommen? Jch habe die
Adresse, da ich wegen der Abrechnungen -- warten
Sie -- es muß hier stehen -- ich kann unsern
Burschen nach der Post schicken --"

"Das ist nicht nötig", sagte Torm. "Jch werde
-- doch die Adresse können Sie mir immerhin geben."

Grunthe suchte unter seinen Büchern.

"Ach, sehen Sie", sagte er, "da finde ich doch
noch etwas -- im Frühjahr hat mich Saltner einmal
besucht -- da ließ ich Wein holen, und hier ist noch
eine Flasche. Gläser habe ich von Ell. Sie müssen
da irgendwo stehen. Das trifft sich gut -- wissen Sie
denn, was heute für ein Tag ist? Der neunzehnte
August. Heute vor zwei Jahren kamen wir am
Nordpol an. Wie schade, daß Saltner nicht hier ist,
er könnte wieder ein Hoch ausbringen --"

Torm fuhr aus seinem Nachsinnen empor.

"Erinnern Sie mich nicht daran", sagte er finster.

Vierundvierzigſtes Kapitel.
Jch hätte Jhnen doch zuerſt ein Abendeſſen anbieten
ſollen. Allerdings habe ich nichts zu Hauſe, doch —
wir könnten vielleicht —‟

Seine Lippen zogen ſich zuſammen. Das Problem
ſchien ihm ſehr ſchwer. „Jch danke herzlich‟, ſagte
Torm. „Jch habe gegeſſen und getrunken.‟

„Um ſo beſſer‟, rief Grunthe erleichtert. „Aber
logieren werden Sie bei mir. Das läßt ſich machen.‟

„Das nehme ich an, weil ich mich nicht gern hier
in den Hotels ſehen laſſen möchte. Morgen fahre ich
ja nach Berlin.‟

„Wollen Sie denn nicht an Jhre Frau Gemahlin
telegraphieren, daß Sie kommen? Jch habe die
Adreſſe, da ich wegen der Abrechnungen — warten
Sie — es muß hier ſtehen — ich kann unſern
Burſchen nach der Poſt ſchicken —‟

„Das iſt nicht nötig‟, ſagte Torm. „Jch werde
— doch die Adreſſe können Sie mir immerhin geben.‟

Grunthe ſuchte unter ſeinen Büchern.

„Ach, ſehen Sie‟, ſagte er, „da finde ich doch
noch etwas — im Frühjahr hat mich Saltner einmal
beſucht — da ließ ich Wein holen, und hier iſt noch
eine Flaſche. Gläſer habe ich von Ell. Sie müſſen
da irgendwo ſtehen. Das trifft ſich gut — wiſſen Sie
denn, was heute für ein Tag iſt? Der neunzehnte
Auguſt. Heute vor zwei Jahren kamen wir am
Nordpol an. Wie ſchade, daß Saltner nicht hier iſt,
er könnte wieder ein Hoch ausbringen —‟

Torm fuhr aus ſeinem Nachſinnen empor.

„Erinnern Sie mich nicht daran‟, ſagte er finſter.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0280" n="272"/><fw place="top" type="header">Vierundvierzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
Jch hätte Jhnen doch zuer&#x017F;t ein Abende&#x017F;&#x017F;en anbieten<lb/>
&#x017F;ollen. Allerdings habe ich nichts zu Hau&#x017F;e, doch &#x2014;<lb/>
wir könnten vielleicht &#x2014;&#x201F;</p><lb/>
          <p>Seine Lippen zogen &#x017F;ich zu&#x017F;ammen. Das Problem<lb/>
&#x017F;chien ihm &#x017F;ehr &#x017F;chwer. &#x201E;Jch danke herzlich&#x201F;, &#x017F;agte<lb/>
Torm. &#x201E;Jch habe gege&#x017F;&#x017F;en und getrunken.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Um &#x017F;o be&#x017F;&#x017F;er&#x201F;, rief Grunthe erleichtert. &#x201E;Aber<lb/>
logieren werden Sie bei mir. Das läßt &#x017F;ich machen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das nehme ich an, weil ich mich nicht gern hier<lb/>
in den Hotels &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en möchte. Morgen fahre ich<lb/>
ja nach Berlin.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wollen Sie denn nicht an Jhre Frau Gemahlin<lb/>
telegraphieren, daß Sie kommen? Jch habe die<lb/>
Adre&#x017F;&#x017F;e, da ich wegen der Abrechnungen &#x2014; warten<lb/>
Sie &#x2014; es muß hier &#x017F;tehen &#x2014; ich kann un&#x017F;ern<lb/>
Bur&#x017F;chen nach der Po&#x017F;t &#x017F;chicken &#x2014;&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das i&#x017F;t nicht nötig&#x201F;, &#x017F;agte Torm. &#x201E;Jch werde<lb/>
&#x2014; doch die Adre&#x017F;&#x017F;e können Sie mir immerhin geben.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Grunthe &#x017F;uchte unter &#x017F;einen Büchern.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Ach, &#x017F;ehen Sie&#x201F;, &#x017F;agte er, &#x201E;da finde ich doch<lb/>
noch etwas &#x2014; im Frühjahr hat mich Saltner einmal<lb/>
be&#x017F;ucht &#x2014; da ließ ich Wein holen, und hier i&#x017F;t noch<lb/>
eine Fla&#x017F;che. Glä&#x017F;er habe ich von Ell. Sie mü&#x017F;&#x017F;en<lb/>
da irgendwo &#x017F;tehen. Das trifft &#x017F;ich gut &#x2014; wi&#x017F;&#x017F;en Sie<lb/>
denn, was heute für ein Tag i&#x017F;t? Der neunzehnte<lb/>
Augu&#x017F;t. Heute vor zwei Jahren kamen wir am<lb/>
Nordpol an. Wie &#x017F;chade, daß Saltner nicht hier i&#x017F;t,<lb/>
er könnte wieder ein Hoch ausbringen &#x2014;&#x201F;</p><lb/>
          <p>Torm fuhr aus &#x017F;einem Nach&#x017F;innen empor.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Erinnern Sie mich nicht daran&#x201F;, &#x017F;agte er fin&#x017F;ter.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0280] Vierundvierzigſtes Kapitel. Jch hätte Jhnen doch zuerſt ein Abendeſſen anbieten ſollen. Allerdings habe ich nichts zu Hauſe, doch — wir könnten vielleicht —‟ Seine Lippen zogen ſich zuſammen. Das Problem ſchien ihm ſehr ſchwer. „Jch danke herzlich‟, ſagte Torm. „Jch habe gegeſſen und getrunken.‟ „Um ſo beſſer‟, rief Grunthe erleichtert. „Aber logieren werden Sie bei mir. Das läßt ſich machen.‟ „Das nehme ich an, weil ich mich nicht gern hier in den Hotels ſehen laſſen möchte. Morgen fahre ich ja nach Berlin.‟ „Wollen Sie denn nicht an Jhre Frau Gemahlin telegraphieren, daß Sie kommen? Jch habe die Adreſſe, da ich wegen der Abrechnungen — warten Sie — es muß hier ſtehen — ich kann unſern Burſchen nach der Poſt ſchicken —‟ „Das iſt nicht nötig‟, ſagte Torm. „Jch werde — doch die Adreſſe können Sie mir immerhin geben.‟ Grunthe ſuchte unter ſeinen Büchern. „Ach, ſehen Sie‟, ſagte er, „da finde ich doch noch etwas — im Frühjahr hat mich Saltner einmal beſucht — da ließ ich Wein holen, und hier iſt noch eine Flaſche. Gläſer habe ich von Ell. Sie müſſen da irgendwo ſtehen. Das trifft ſich gut — wiſſen Sie denn, was heute für ein Tag iſt? Der neunzehnte Auguſt. Heute vor zwei Jahren kamen wir am Nordpol an. Wie ſchade, daß Saltner nicht hier iſt, er könnte wieder ein Hoch ausbringen —‟ Torm fuhr aus ſeinem Nachſinnen empor. „Erinnern Sie mich nicht daran‟, ſagte er finſter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/280
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/280>, abgerufen am 18.05.2024.