Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Vierundvierzigstes Kapitel. Nacht war. Aber das hing ja ganz davon ab, nachwelcher Himmelsrichtung wir gefahren waren. Aus der Landung selbst konnte ich nichts schließen, da ich nichts von der Bestimmung des Schiffes wußte, für welche ebensogut die Nacht als der Tag die passende Ankunftszeit sein konnte, je nach den Absichten der Martier. Noch eine Stunde vielleicht hörte ich über mir Tritte und Stimmen, dann wurde es still. Jch schlich aus meinem Versteck nach der Drehthür. Ge- räuschlos öffnete sich eine Spalte. Es war Nacht! Denn nur ein ganz schwaches Fluorescenzlicht schimmerte durch das Jnnere des Schiffes. Man hatte also Grund, nach außen hin kein Licht zu zeigen, man wollte nicht bemerkt sein. Nun öffnete ich die Dreh- thür vollends und spähte in den Raum. Die Martier lagen in ihren Hängematten und schliefen. Wachen befanden sich jedenfalls außerhalb des Schiffes, aber nach innen konnten sie nicht gut blicken und hatten auch dort nichts zu suchen. Jch konnte also ohne Bedenken aus dem untern Raum heraussteigen und zwischen den Hängematten nach dem Ausgang schreiten; selbst wenn mich jemand hier bemerkte, hätte er mich doch für einen von der Besatzung gehalten. So ge- langte ich ungefährdet bis an die Treppe, die aufs Verdeck und von dort ins Freie führte. Die Lucke stand offen, aber auf der obersten Stufe der Treppe saß ein Martier, der, von seinem Helm gegen die Schwere geschützt, nach außen hin Wache hielt. An ihm mußte ich vorüber. Jch stieg möglichst unbe- fangen und ohne mein Nahen verbergen zu wollen die Vierundvierzigſtes Kapitel. Nacht war. Aber das hing ja ganz davon ab, nachwelcher Himmelsrichtung wir gefahren waren. Aus der Landung ſelbſt konnte ich nichts ſchließen, da ich nichts von der Beſtimmung des Schiffes wußte, für welche ebenſogut die Nacht als der Tag die paſſende Ankunftszeit ſein konnte, je nach den Abſichten der Martier. Noch eine Stunde vielleicht hörte ich über mir Tritte und Stimmen, dann wurde es ſtill. Jch ſchlich aus meinem Verſteck nach der Drehthür. Ge- räuſchlos öffnete ſich eine Spalte. Es war Nacht! Denn nur ein ganz ſchwaches Fluorescenzlicht ſchimmerte durch das Jnnere des Schiffes. Man hatte alſo Grund, nach außen hin kein Licht zu zeigen, man wollte nicht bemerkt ſein. Nun öffnete ich die Dreh- thür vollends und ſpähte in den Raum. Die Martier lagen in ihren Hängematten und ſchliefen. Wachen befanden ſich jedenfalls außerhalb des Schiffes, aber nach innen konnten ſie nicht gut blicken und hatten auch dort nichts zu ſuchen. Jch konnte alſo ohne Bedenken aus dem untern Raum herausſteigen und zwiſchen den Hängematten nach dem Ausgang ſchreiten; ſelbſt wenn mich jemand hier bemerkte, hätte er mich doch für einen von der Beſatzung gehalten. So ge- langte ich ungefährdet bis an die Treppe, die aufs Verdeck und von dort ins Freie führte. Die Lucke ſtand offen, aber auf der oberſten Stufe der Treppe ſaß ein Martier, der, von ſeinem Helm gegen die Schwere geſchützt, nach außen hin Wache hielt. An ihm mußte ich vorüber. Jch ſtieg möglichſt unbe- fangen und ohne mein Nahen verbergen zu wollen die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0274" n="266"/><fw place="top" type="header">Vierundvierzigſtes Kapitel.</fw><lb/> Nacht war. Aber das hing ja ganz davon ab, nach<lb/> welcher Himmelsrichtung wir gefahren waren. 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Vierundvierzigſtes Kapitel.
Nacht war. Aber das hing ja ganz davon ab, nach
welcher Himmelsrichtung wir gefahren waren. Aus
der Landung ſelbſt konnte ich nichts ſchließen, da ich
nichts von der Beſtimmung des Schiffes wußte, für
welche ebenſogut die Nacht als der Tag die paſſende
Ankunftszeit ſein konnte, je nach den Abſichten der
Martier. Noch eine Stunde vielleicht hörte ich über
mir Tritte und Stimmen, dann wurde es ſtill. Jch
ſchlich aus meinem Verſteck nach der Drehthür. Ge-
räuſchlos öffnete ſich eine Spalte. Es war Nacht!
Denn nur ein ganz ſchwaches Fluorescenzlicht ſchimmerte
durch das Jnnere des Schiffes. Man hatte alſo
Grund, nach außen hin kein Licht zu zeigen, man
wollte nicht bemerkt ſein. Nun öffnete ich die Dreh-
thür vollends und ſpähte in den Raum. Die Martier
lagen in ihren Hängematten und ſchliefen. Wachen
befanden ſich jedenfalls außerhalb des Schiffes, aber
nach innen konnten ſie nicht gut blicken und hatten
auch dort nichts zu ſuchen. Jch konnte alſo ohne
Bedenken aus dem untern Raum herausſteigen und
zwiſchen den Hängematten nach dem Ausgang ſchreiten;
ſelbſt wenn mich jemand hier bemerkte, hätte er mich
doch für einen von der Beſatzung gehalten. So ge-
langte ich ungefährdet bis an die Treppe, die aufs
Verdeck und von dort ins Freie führte. Die Lucke
ſtand offen, aber auf der oberſten Stufe der Treppe
ſaß ein Martier, der, von ſeinem Helm gegen die
Schwere geſchützt, nach außen hin Wache hielt. An
ihm mußte ich vorüber. Jch ſtieg möglichſt unbe-
fangen und ohne mein Nahen verbergen zu wollen die
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