"Das Opfer wären Sie eigentlich der Wissenschaft schuldig. Sie brauchen sich den Schädel nicht erst rasieren zu lassen."
"Mein Gehirn ist zu normal", antwortete Pellinger. "Aber Sie müssen ja wissen, Herr Doktor, wie's dort zugeht, Sie sind ja wohl schon einen Tag drin ge- wesen. Haben Sie nicht Übungen machen müssen über die Ermüdung beim Kopfrechnen? Was hatten Sie denn eigentlich verbrochen?"
"Was Sie alles wissen wollen!" sagte Wagner etwas verlegen. "Jch wollte mir die Apparate einmal ansehen. Jch sage Jhnen, da habe ich ein Jnstrument gesehen, mit dem kann man die Träume photographieren."
"Ach was", rief Schnabel, "flunkern Sie doch nicht so, ich war ja auch --"
"Ei, Sie waren auch schon einmal drin? Prosit, da gratuliere ich".
Beide gerieten in ein Wortgefecht, während Pellinger aufmerksam den Fremden am Nebentisch beobachtete. Dieser beglich jetzt seine Rechnung mit dem Wirt, stand dann auf, setzte den Hut auf den Kopf und verließ das Zimmer, ohne sich umzublicken.
"Den Mann sollte ich kennen", sagte Pellinger vor sich hin.
"Wie meinen Sie?"
"O nichts. Es kam mir nur so vor, als wäre der Herr, der eben fortging, ein alter Bekannter. Aber ich habe mich wohl geirrt. Sie wollten ja erzählen, wie Sie sich im Laboratorium amüsiert haben. Hahaha!"
Dreiundvierzigſtes Kapitel.
„Das Opfer wären Sie eigentlich der Wiſſenſchaft ſchuldig. Sie brauchen ſich den Schädel nicht erſt raſieren zu laſſen.‟
„Mein Gehirn iſt zu normal‟, antwortete Pellinger. „Aber Sie müſſen ja wiſſen, Herr Doktor, wie’s dort zugeht, Sie ſind ja wohl ſchon einen Tag drin ge- weſen. Haben Sie nicht Übungen machen müſſen über die Ermüdung beim Kopfrechnen? Was hatten Sie denn eigentlich verbrochen?‟
„Was Sie alles wiſſen wollen!‟ ſagte Wagner etwas verlegen. „Jch wollte mir die Apparate einmal anſehen. Jch ſage Jhnen, da habe ich ein Jnſtrument geſehen, mit dem kann man die Träume photographieren.‟
„Ach was‟, rief Schnabel, „flunkern Sie doch nicht ſo, ich war ja auch —‟
„Ei, Sie waren auch ſchon einmal drin? Proſit, da gratuliere ich‟.
Beide gerieten in ein Wortgefecht, während Pellinger aufmerkſam den Fremden am Nebentiſch beobachtete. Dieſer beglich jetzt ſeine Rechnung mit dem Wirt, ſtand dann auf, ſetzte den Hut auf den Kopf und verließ das Zimmer, ohne ſich umzublicken.
„Den Mann ſollte ich kennen‟, ſagte Pellinger vor ſich hin.
„Wie meinen Sie?‟
„O nichts. Es kam mir nur ſo vor, als wäre der Herr, der eben fortging, ein alter Bekannter. Aber ich habe mich wohl geirrt. Sie wollten ja erzählen, wie Sie ſich im Laboratorium amüſiert haben. Hahaha!‟
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Dreiundvierzigſtes Kapitel.
„Das Opfer wären Sie eigentlich der Wiſſenſchaft
ſchuldig. Sie brauchen ſich den Schädel nicht erſt
raſieren zu laſſen.‟
„Mein Gehirn iſt zu normal‟, antwortete Pellinger.
„Aber Sie müſſen ja wiſſen, Herr Doktor, wie’s dort
zugeht, Sie ſind ja wohl ſchon einen Tag drin ge-
weſen. Haben Sie nicht Übungen machen müſſen über
die Ermüdung beim Kopfrechnen? Was hatten Sie
denn eigentlich verbrochen?‟
„Was Sie alles wiſſen wollen!‟ ſagte Wagner etwas
verlegen. „Jch wollte mir die Apparate einmal anſehen.
Jch ſage Jhnen, da habe ich ein Jnſtrument geſehen,
mit dem kann man die Träume photographieren.‟
„Ach was‟, rief Schnabel, „flunkern Sie doch nicht
ſo, ich war ja auch —‟
„Ei, Sie waren auch ſchon einmal drin? Proſit,
da gratuliere ich‟.
Beide gerieten in ein Wortgefecht, während Pellinger
aufmerkſam den Fremden am Nebentiſch beobachtete.
Dieſer beglich jetzt ſeine Rechnung mit dem Wirt, ſtand
dann auf, ſetzte den Hut auf den Kopf und verließ
das Zimmer, ohne ſich umzublicken.
„Den Mann ſollte ich kennen‟, ſagte Pellinger
vor ſich hin.
„Wie meinen Sie?‟
„O nichts. Es kam mir nur ſo vor, als wäre der
Herr, der eben fortging, ein alter Bekannter. Aber
ich habe mich wohl geirrt. Sie wollten ja erzählen,
wie Sie ſich im Laboratorium amüſiert haben. Hahaha!‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/264>, abgerufen am 22.11.2024.
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