"Jch bin ganz fremd hier," erwiderte Saltner. "Wenn Sie erlauben, schließe ich mich Jhnen an."
Der Bergmann machte eine höfliche Bewegung und ging voran. Sie gelangten an einen gondelartig gebauten Wagen, welcher die Aufschrift trug: "Abarische Bahn nach der Terrasse". Saltner stieg mit dem Martier ein, ein Schaffner nahm ihnen eine kleine Fahrgebühr ab. Der Wagen, der nur schwach besetzt war, begann sehr bald sich zu bewegen. Er glitt erst mit schwacher Steigung aufwärts, dann, als die fast senkrecht abfallende Felswand der Wüste erreicht war, sehr steil empor, indem er sich durch seine Schwere- losigkeit erhob. Ein Drahtseil, an dem er hinglitt, schrieb ihm die Bahn vor. Vorspringende Felswände verhinderten den Umblick. Die ganze Fahrt dauerte nur wenige Minuten. Die Einrichtung war, wie Saltner erfuhr, noch nicht lange in Betrieb.
Als Saltner den Wagen verließ, fand er sich auf einer kahlen Felsstufe, die sich, soweit er sehen konnte, in nördlicher wie südlicher Richtung einige hundert Schritt breit hinzog. Sie war mit zahlreichen Baulich- keiten bedeckt, die meist elektrische Schmelzöfen ent- hielten. Jn der ganzen Längserstreckung der Terrasse lief ein Bahngeleise hin. Sie war eine Stufe am öst- lichen Abfalle der Wüste Gol. Nach Westen hin er- hob sich das Gebirge noch weiter und trug das Hoch- plateau der Wüste, die sich in einer Erstreckung von etwa 600 Kilometer von Norden nach Süden und 1000 Kilometer nach Westen hin ausdehnte. Über der- selben glänzten, in ihren oberen Schichten hell be-
Die Wüſte Gol.
„Jch bin ganz fremd hier,‟ erwiderte Saltner. „Wenn Sie erlauben, ſchließe ich mich Jhnen an.‟
Der Bergmann machte eine höfliche Bewegung und ging voran. Sie gelangten an einen gondelartig gebauten Wagen, welcher die Aufſchrift trug: „Abariſche Bahn nach der Terraſſe‟. Saltner ſtieg mit dem Martier ein, ein Schaffner nahm ihnen eine kleine Fahrgebühr ab. Der Wagen, der nur ſchwach beſetzt war, begann ſehr bald ſich zu bewegen. Er glitt erſt mit ſchwacher Steigung aufwärts, dann, als die faſt ſenkrecht abfallende Felswand der Wüſte erreicht war, ſehr ſteil empor, indem er ſich durch ſeine Schwere- loſigkeit erhob. Ein Drahtſeil, an dem er hinglitt, ſchrieb ihm die Bahn vor. Vorſpringende Felswände verhinderten den Umblick. Die ganze Fahrt dauerte nur wenige Minuten. Die Einrichtung war, wie Saltner erfuhr, noch nicht lange in Betrieb.
Als Saltner den Wagen verließ, fand er ſich auf einer kahlen Felsſtufe, die ſich, ſoweit er ſehen konnte, in nördlicher wie ſüdlicher Richtung einige hundert Schritt breit hinzog. Sie war mit zahlreichen Baulich- keiten bedeckt, die meiſt elektriſche Schmelzöfen ent- hielten. Jn der ganzen Längserſtreckung der Terraſſe lief ein Bahngeleiſe hin. Sie war eine Stufe am öſt- lichen Abfalle der Wüſte Gol. Nach Weſten hin er- hob ſich das Gebirge noch weiter und trug das Hoch- plateau der Wüſte, die ſich in einer Erſtreckung von etwa 600 Kilometer von Norden nach Süden und 1000 Kilometer nach Weſten hin ausdehnte. Über der- ſelben glänzten, in ihren oberen Schichten hell be-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0175"n="167"/><fwplace="top"type="header">Die Wüſte Gol.</fw><lb/><p>„Jch bin ganz fremd hier,‟ erwiderte Saltner.<lb/>„Wenn Sie erlauben, ſchließe ich mich Jhnen an.‟</p><lb/><p>Der Bergmann machte eine höfliche Bewegung<lb/>
und ging voran. Sie gelangten an einen gondelartig<lb/>
gebauten Wagen, welcher die Aufſchrift trug: „Abariſche<lb/>
Bahn nach der Terraſſe‟. Saltner ſtieg mit dem<lb/>
Martier ein, ein Schaffner nahm ihnen eine kleine<lb/>
Fahrgebühr ab. Der Wagen, der nur ſchwach beſetzt<lb/>
war, begann ſehr bald ſich zu bewegen. Er glitt erſt<lb/>
mit ſchwacher Steigung aufwärts, dann, als die faſt<lb/>ſenkrecht abfallende Felswand der Wüſte erreicht war,<lb/>ſehr ſteil empor, indem er ſich durch ſeine Schwere-<lb/>
loſigkeit erhob. Ein Drahtſeil, an dem er hinglitt,<lb/>ſchrieb ihm die Bahn vor. Vorſpringende Felswände<lb/>
verhinderten den Umblick. Die ganze Fahrt dauerte<lb/>
nur wenige Minuten. Die Einrichtung war, wie<lb/>
Saltner erfuhr, noch nicht lange in Betrieb.</p><lb/><p>Als Saltner den Wagen verließ, fand er ſich auf<lb/>
einer kahlen Felsſtufe, die ſich, ſoweit er ſehen konnte,<lb/>
in nördlicher wie ſüdlicher Richtung einige hundert<lb/>
Schritt breit hinzog. Sie war mit zahlreichen Baulich-<lb/>
keiten bedeckt, die meiſt elektriſche Schmelzöfen ent-<lb/>
hielten. Jn der ganzen Längserſtreckung der Terraſſe<lb/>
lief ein Bahngeleiſe hin. Sie war eine Stufe am öſt-<lb/>
lichen Abfalle der Wüſte Gol. Nach Weſten hin er-<lb/>
hob ſich das Gebirge noch weiter und trug das Hoch-<lb/>
plateau der Wüſte, die ſich in einer Erſtreckung von<lb/>
etwa 600 Kilometer von Norden nach Süden und<lb/>
1000 Kilometer nach Weſten hin ausdehnte. Über der-<lb/>ſelben glänzten, in ihren oberen Schichten hell be-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[167/0175]
Die Wüſte Gol.
„Jch bin ganz fremd hier,‟ erwiderte Saltner.
„Wenn Sie erlauben, ſchließe ich mich Jhnen an.‟
Der Bergmann machte eine höfliche Bewegung
und ging voran. Sie gelangten an einen gondelartig
gebauten Wagen, welcher die Aufſchrift trug: „Abariſche
Bahn nach der Terraſſe‟. Saltner ſtieg mit dem
Martier ein, ein Schaffner nahm ihnen eine kleine
Fahrgebühr ab. Der Wagen, der nur ſchwach beſetzt
war, begann ſehr bald ſich zu bewegen. Er glitt erſt
mit ſchwacher Steigung aufwärts, dann, als die faſt
ſenkrecht abfallende Felswand der Wüſte erreicht war,
ſehr ſteil empor, indem er ſich durch ſeine Schwere-
loſigkeit erhob. Ein Drahtſeil, an dem er hinglitt,
ſchrieb ihm die Bahn vor. Vorſpringende Felswände
verhinderten den Umblick. Die ganze Fahrt dauerte
nur wenige Minuten. Die Einrichtung war, wie
Saltner erfuhr, noch nicht lange in Betrieb.
Als Saltner den Wagen verließ, fand er ſich auf
einer kahlen Felsſtufe, die ſich, ſoweit er ſehen konnte,
in nördlicher wie ſüdlicher Richtung einige hundert
Schritt breit hinzog. Sie war mit zahlreichen Baulich-
keiten bedeckt, die meiſt elektriſche Schmelzöfen ent-
hielten. Jn der ganzen Längserſtreckung der Terraſſe
lief ein Bahngeleiſe hin. Sie war eine Stufe am öſt-
lichen Abfalle der Wüſte Gol. Nach Weſten hin er-
hob ſich das Gebirge noch weiter und trug das Hoch-
plateau der Wüſte, die ſich in einer Erſtreckung von
etwa 600 Kilometer von Norden nach Süden und
1000 Kilometer nach Weſten hin ausdehnte. Über der-
ſelben glänzten, in ihren oberen Schichten hell be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/175>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.