sondern auch von den Ansichten, die hier auf dem Mars in der großen Antibatenpartei herrschten, und von dem Urteil, das er, als Mensch, über das Vor- gehen der Martier sich gebildet hatte. Er mußte ver- suchen, seine von den Martiern nicht kontrollierten Briefe nach der Erde zu befördern, selbst in der schmerzlichen Aussicht sich La zu entfremden.
Sie hatte gesagt: "Jch erwarte dich vorläufig nicht in Sei, man würde deine Reise hierher nicht gern sehen." Er ließ sich die Worte noch einmal wieder- holen. Das war also eine Meinungsäußerung Las, ein Rat vielleicht, kein direktes Verbot. Warum hatte sie sich so unbestimmt ausgedrückt, nicht mit der ge- wohnten Klarheit? Folgte sie vielleicht einem fremden Wunsche, der mit dem eigenen nicht übereinstimmte, oder war sie mit sich selbst im Zwiespalt? "Man würde deine Reise nicht gern sehen." Wer ist das "man". Sie hat also nicht gesagt, daß sie selbst sie nicht gern sehen würde. Das "man" aber, die andern, also wohl die Regierung, die Martier, Jll, Ell und wer sonst, was ging ihn das an? Sie sollten nicht eher davon erfahren, als bis er dort wäre; hatte er erst mit La gesprochen, so war ihm alles Uebrige gleichgiltig. Also vor allen Dingen sofort nach Mari!
Saltner war müde, er hätte sich gern niedergelegt. Aber zum Schlafen hatte er unterwegs Zeit. Er wußte, daß die Personenbeförderung auf große Entfernungen mit den schnellen Radbahnen alle Stunden stattfand, er konnte also jede Stunde abreisen. Seine Vor- bereitungen waren schnell erledigt, eine kleine Hand-
Saltners Reiſe.
ſondern auch von den Anſichten, die hier auf dem Mars in der großen Antibatenpartei herrſchten, und von dem Urteil, das er, als Menſch, über das Vor- gehen der Martier ſich gebildet hatte. Er mußte ver- ſuchen, ſeine von den Martiern nicht kontrollierten Briefe nach der Erde zu befördern, ſelbſt in der ſchmerzlichen Ausſicht ſich La zu entfremden.
Sie hatte geſagt: „Jch erwarte dich vorläufig nicht in Sei, man würde deine Reiſe hierher nicht gern ſehen.‟ Er ließ ſich die Worte noch einmal wieder- holen. Das war alſo eine Meinungsäußerung Las, ein Rat vielleicht, kein direktes Verbot. Warum hatte ſie ſich ſo unbeſtimmt ausgedrückt, nicht mit der ge- wohnten Klarheit? Folgte ſie vielleicht einem fremden Wunſche, der mit dem eigenen nicht übereinſtimmte, oder war ſie mit ſich ſelbſt im Zwieſpalt? „Man würde deine Reiſe nicht gern ſehen.‟ Wer iſt das „man‟. Sie hat alſo nicht geſagt, daß ſie ſelbſt ſie nicht gern ſehen würde. Das „man‟ aber, die andern, alſo wohl die Regierung, die Martier, Jll, Ell und wer ſonſt, was ging ihn das an? Sie ſollten nicht eher davon erfahren, als bis er dort wäre; hatte er erſt mit La geſprochen, ſo war ihm alles Uebrige gleichgiltig. Alſo vor allen Dingen ſofort nach Mari!
Saltner war müde, er hätte ſich gern niedergelegt. Aber zum Schlafen hatte er unterwegs Zeit. Er wußte, daß die Perſonenbeförderung auf große Entfernungen mit den ſchnellen Radbahnen alle Stunden ſtattfand, er konnte alſo jede Stunde abreiſen. Seine Vor- bereitungen waren ſchnell erledigt, eine kleine Hand-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0165"n="157"/><fwplace="top"type="header">Saltners Reiſe.</fw><lb/>ſondern auch von den Anſichten, die hier auf dem<lb/>
Mars in der großen Antibatenpartei herrſchten, und<lb/>
von dem Urteil, das er, als Menſch, über das Vor-<lb/>
gehen der Martier ſich gebildet hatte. Er mußte ver-<lb/>ſuchen, ſeine von den Martiern nicht kontrollierten<lb/>
Briefe nach der Erde zu befördern, ſelbſt in der<lb/>ſchmerzlichen Ausſicht ſich La zu entfremden.</p><lb/><p>Sie hatte geſagt: „Jch erwarte dich vorläufig nicht<lb/>
in Sei, man würde deine Reiſe hierher nicht gern<lb/>ſehen.‟ Er ließ ſich die Worte noch einmal wieder-<lb/>
holen. Das war alſo eine Meinungsäußerung Las,<lb/>
ein Rat vielleicht, kein direktes Verbot. Warum hatte<lb/>ſie ſich ſo unbeſtimmt ausgedrückt, nicht mit der ge-<lb/>
wohnten Klarheit? Folgte ſie vielleicht einem fremden<lb/>
Wunſche, der mit dem eigenen nicht übereinſtimmte,<lb/>
oder war ſie mit ſich ſelbſt im Zwieſpalt? „Man<lb/>
würde deine Reiſe nicht gern ſehen.‟ Wer iſt das<lb/>„man‟. Sie hat alſo nicht geſagt, daß ſie ſelbſt ſie<lb/>
nicht gern ſehen würde. Das „man‟ aber, die andern,<lb/>
alſo wohl die Regierung, die Martier, Jll, Ell und<lb/>
wer ſonſt, was ging ihn das an? Sie ſollten nicht<lb/>
eher davon erfahren, als bis er dort wäre; hatte er<lb/>
erſt mit La geſprochen, ſo war ihm alles Uebrige<lb/>
gleichgiltig. Alſo vor allen Dingen ſofort nach Mari!</p><lb/><p>Saltner war müde, er hätte ſich gern niedergelegt.<lb/>
Aber zum Schlafen hatte er unterwegs Zeit. Er wußte,<lb/>
daß die Perſonenbeförderung auf große Entfernungen<lb/>
mit den ſchnellen Radbahnen alle Stunden ſtattfand,<lb/>
er konnte alſo jede Stunde abreiſen. Seine Vor-<lb/>
bereitungen waren ſchnell erledigt, eine kleine Hand-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[157/0165]
Saltners Reiſe.
ſondern auch von den Anſichten, die hier auf dem
Mars in der großen Antibatenpartei herrſchten, und
von dem Urteil, das er, als Menſch, über das Vor-
gehen der Martier ſich gebildet hatte. Er mußte ver-
ſuchen, ſeine von den Martiern nicht kontrollierten
Briefe nach der Erde zu befördern, ſelbſt in der
ſchmerzlichen Ausſicht ſich La zu entfremden.
Sie hatte geſagt: „Jch erwarte dich vorläufig nicht
in Sei, man würde deine Reiſe hierher nicht gern
ſehen.‟ Er ließ ſich die Worte noch einmal wieder-
holen. Das war alſo eine Meinungsäußerung Las,
ein Rat vielleicht, kein direktes Verbot. Warum hatte
ſie ſich ſo unbeſtimmt ausgedrückt, nicht mit der ge-
wohnten Klarheit? Folgte ſie vielleicht einem fremden
Wunſche, der mit dem eigenen nicht übereinſtimmte,
oder war ſie mit ſich ſelbſt im Zwieſpalt? „Man
würde deine Reiſe nicht gern ſehen.‟ Wer iſt das
„man‟. Sie hat alſo nicht geſagt, daß ſie ſelbſt ſie
nicht gern ſehen würde. Das „man‟ aber, die andern,
alſo wohl die Regierung, die Martier, Jll, Ell und
wer ſonſt, was ging ihn das an? Sie ſollten nicht
eher davon erfahren, als bis er dort wäre; hatte er
erſt mit La geſprochen, ſo war ihm alles Uebrige
gleichgiltig. Alſo vor allen Dingen ſofort nach Mari!
Saltner war müde, er hätte ſich gern niedergelegt.
Aber zum Schlafen hatte er unterwegs Zeit. Er wußte,
daß die Perſonenbeförderung auf große Entfernungen
mit den ſchnellen Radbahnen alle Stunden ſtattfand,
er konnte alſo jede Stunde abreiſen. Seine Vor-
bereitungen waren ſchnell erledigt, eine kleine Hand-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/165>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.