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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

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Das Retrospektiv.
warum können wir nicht einmal nach Friedau, nach
unserm Hause sehen?"

"Mit Hilfe des Retrospektivs ginge das wohl an,
aber Sie können nicht verlangen, daß man dieses äußerst
schwierige, zeitraubende und kostspielige Experiment
anstellt, um irgend eine Neugier zu befriedigen. Was
sollte Jhnen das nützen? Was wollte man damit
erfahren? Und selbst wenn eine Zeitung zufällig
irgendwo aufgeschlagen läge, mit neuen Nachrichten
über die Verhältnisse auf der Erde, und sie erschiene
im Retrospektiv, so geht die Deutlichkeit doch nicht so
weit, daß wir sie lesen könnten."

"Und mit Jhren Fernrohren können Sie so genau
nicht sehen, daß Sie Menschen auf der Erde erkennen
könnten?"

"Das ist unmöglich. Beim Fernrohr haben wir
mit den Lichtwellen zu thun, da bekommen wir auf
so riesige Entfernungen keine erkennbaren Bilder von
so kleinen Gegenständen. Das geht nur mit Hilfe
der Gravitationswellen. Sie müssen bedenken, daß es
die Gravitationsschwingungen sind, durch welche wir
die ganze, vom zu beobachtenden Ereignis ausge-
gangene Bewegung zurückbringen, und daß die Um-
wandlung in Licht erst hier, innerhalb des Apparats,
geschieht. Da bilden sich wieder dieselben Schwing-
ungen, wie sie bei der Aussendung waren, abgesehen
von den Störungen, die inzwischen durch äußere Ver-
hältnisse eingetreten sind. Wenn z. B. das Licht auf
seinem Wege durch den Weltraum einen Meteorschwarm
passiert hatte, so erhalten wir kein deutliches Bild

Das Retroſpektiv.
warum können wir nicht einmal nach Friedau, nach
unſerm Hauſe ſehen?‟

„Mit Hilfe des Retroſpektivs ginge das wohl an,
aber Sie können nicht verlangen, daß man dieſes äußerſt
ſchwierige, zeitraubende und koſtſpielige Experiment
anſtellt, um irgend eine Neugier zu befriedigen. Was
ſollte Jhnen das nützen? Was wollte man damit
erfahren? Und ſelbſt wenn eine Zeitung zufällig
irgendwo aufgeſchlagen läge, mit neuen Nachrichten
über die Verhältniſſe auf der Erde, und ſie erſchiene
im Retroſpektiv, ſo geht die Deutlichkeit doch nicht ſo
weit, daß wir ſie leſen könnten.‟

„Und mit Jhren Fernrohren können Sie ſo genau
nicht ſehen, daß Sie Menſchen auf der Erde erkennen
könnten?‟

„Das iſt unmöglich. Beim Fernrohr haben wir
mit den Lichtwellen zu thun, da bekommen wir auf
ſo rieſige Entfernungen keine erkennbaren Bilder von
ſo kleinen Gegenſtänden. Das geht nur mit Hilfe
der Gravitationswellen. Sie müſſen bedenken, daß es
die Gravitationsſchwingungen ſind, durch welche wir
die ganze, vom zu beobachtenden Ereignis ausge-
gangene Bewegung zurückbringen, und daß die Um-
wandlung in Licht erſt hier, innerhalb des Apparats,
geſchieht. Da bilden ſich wieder dieſelben Schwing-
ungen, wie ſie bei der Ausſendung waren, abgeſehen
von den Störungen, die inzwiſchen durch äußere Ver-
hältniſſe eingetreten ſind. Wenn z. B. das Licht auf
ſeinem Wege durch den Weltraum einen Meteorſchwarm
paſſiert hatte, ſo erhalten wir kein deutliches Bild

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[127/0135] Das Retroſpektiv. warum können wir nicht einmal nach Friedau, nach unſerm Hauſe ſehen?‟ „Mit Hilfe des Retroſpektivs ginge das wohl an, aber Sie können nicht verlangen, daß man dieſes äußerſt ſchwierige, zeitraubende und koſtſpielige Experiment anſtellt, um irgend eine Neugier zu befriedigen. Was ſollte Jhnen das nützen? Was wollte man damit erfahren? Und ſelbſt wenn eine Zeitung zufällig irgendwo aufgeſchlagen läge, mit neuen Nachrichten über die Verhältniſſe auf der Erde, und ſie erſchiene im Retroſpektiv, ſo geht die Deutlichkeit doch nicht ſo weit, daß wir ſie leſen könnten.‟ „Und mit Jhren Fernrohren können Sie ſo genau nicht ſehen, daß Sie Menſchen auf der Erde erkennen könnten?‟ „Das iſt unmöglich. Beim Fernrohr haben wir mit den Lichtwellen zu thun, da bekommen wir auf ſo rieſige Entfernungen keine erkennbaren Bilder von ſo kleinen Gegenſtänden. Das geht nur mit Hilfe der Gravitationswellen. Sie müſſen bedenken, daß es die Gravitationsſchwingungen ſind, durch welche wir die ganze, vom zu beobachtenden Ereignis ausge- gangene Bewegung zurückbringen, und daß die Um- wandlung in Licht erſt hier, innerhalb des Apparats, geſchieht. Da bilden ſich wieder dieſelben Schwing- ungen, wie ſie bei der Ausſendung waren, abgeſehen von den Störungen, die inzwiſchen durch äußere Ver- hältniſſe eingetreten ſind. Wenn z. B. das Licht auf ſeinem Wege durch den Weltraum einen Meteorſchwarm paſſiert hatte, ſo erhalten wir kein deutliches Bild

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/135>, abgerufen am 04.05.2024.