sind, wie man meinen möchte. Dem durchdringenden Scharfblick des Martiers genügten die Schlüsse, die er aus der gewonnenen Erfahrung ziehen konnte, um das Richtige zu treffen.
Die Bewohner der Jnsel, soweit sie nicht gerade mit einer dringenden Arbeit beschäftigt waren, hatten sich inzwischen aufs Lebhafteste für die aufgefundenen Menschen interessiert. Jm Vorraum des Kranken- zimmers war ein fortwährendes Kommen, Gehen und Fragen, die Klappen der Fernsprechverbindungen hoben und senkten sich, aber noch immer konnte man nichts Bestimmtes erfahren.
Endlich nach einer halben Stunde angestrengter Thätigkeit brach Hil sein Schweigen. Er wandte sich zu dem Direktor der Station, Ra, der neben ihm stehend aufmerksam die merkwürdigen, wie tot da- liegenden Wesen betrachtete und sagte:
"Sie werden leben."
"Ah!"
"Aber es ist fraglich, ob wir sie hier zum Bewußt- sein bringen. Wir müssen sie in Verhältnisse schaffen, die ihren Lebensgewohnheiten entsprechen. Vor allem dürfen wir ihnen die Schwere nicht entziehen, und ich glaube, auch die Temperatur des Zimmers muß höher sein."
"Gut," antwortete Ra, "wir haben ja Gastzimmer genug, wir können sie an der Außenseite, bei unseren Wohnungen unterbringen. Jch werde sofort das Nötige anordnen."
Sobald Ra in den Vorraum trat und den hoffnungs- vollen Ausspruch des Arztes mitteilte, pflanzte sich die
Auf der künſtlichen Jnſel.
ſind, wie man meinen möchte. Dem durchdringenden Scharfblick des Martiers genügten die Schlüſſe, die er aus der gewonnenen Erfahrung ziehen konnte, um das Richtige zu treffen.
Die Bewohner der Jnſel, ſoweit ſie nicht gerade mit einer dringenden Arbeit beſchäftigt waren, hatten ſich inzwiſchen aufs Lebhafteſte für die aufgefundenen Menſchen intereſſiert. Jm Vorraum des Kranken- zimmers war ein fortwährendes Kommen, Gehen und Fragen, die Klappen der Fernſprechverbindungen hoben und ſenkten ſich, aber noch immer konnte man nichts Beſtimmtes erfahren.
Endlich nach einer halben Stunde angeſtrengter Thätigkeit brach Hil ſein Schweigen. Er wandte ſich zu dem Direktor der Station, Ra, der neben ihm ſtehend aufmerkſam die merkwürdigen, wie tot da- liegenden Weſen betrachtete und ſagte:
„Sie werden leben.‟
„Ah!‟
„Aber es iſt fraglich, ob wir ſie hier zum Bewußt- ſein bringen. Wir müſſen ſie in Verhältniſſe ſchaffen, die ihren Lebensgewohnheiten entſprechen. Vor allem dürfen wir ihnen die Schwere nicht entziehen, und ich glaube, auch die Temperatur des Zimmers muß höher ſein.‟
„Gut,‟ antwortete Ra, „wir haben ja Gaſtzimmer genug, wir können ſie an der Außenſeite, bei unſeren Wohnungen unterbringen. Jch werde ſofort das Nötige anordnen.‟
Sobald Ra in den Vorraum trat und den hoffnungs- vollen Ausſpruch des Arztes mitteilte, pflanzte ſich die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0079"n="71"/><fwplace="top"type="header">Auf der künſtlichen Jnſel.</fw><lb/>ſind, wie man meinen möchte. Dem durchdringenden<lb/>
Scharfblick des Martiers genügten die Schlüſſe, die er<lb/>
aus der gewonnenen Erfahrung ziehen konnte, um das<lb/>
Richtige zu treffen.</p><lb/><p>Die Bewohner der Jnſel, ſoweit ſie nicht gerade<lb/>
mit einer dringenden Arbeit beſchäftigt waren, hatten<lb/>ſich inzwiſchen aufs Lebhafteſte für die aufgefundenen<lb/>
Menſchen intereſſiert. Jm Vorraum des Kranken-<lb/>
zimmers war ein fortwährendes Kommen, Gehen und<lb/>
Fragen, die Klappen der Fernſprechverbindungen hoben<lb/>
und ſenkten ſich, aber noch immer konnte man nichts<lb/>
Beſtimmtes erfahren.</p><lb/><p>Endlich nach einer halben Stunde angeſtrengter<lb/>
Thätigkeit brach Hil ſein Schweigen. Er wandte ſich<lb/>
zu dem Direktor der Station, Ra, der neben ihm<lb/>ſtehend aufmerkſam die merkwürdigen, wie tot da-<lb/>
liegenden Weſen betrachtete und ſagte:</p><lb/><p>„Sie werden leben.‟</p><lb/><p>„Ah!‟</p><lb/><p>„Aber es iſt fraglich, ob wir ſie hier zum Bewußt-<lb/>ſein bringen. Wir müſſen ſie in Verhältniſſe ſchaffen,<lb/>
die ihren Lebensgewohnheiten entſprechen. Vor allem<lb/>
dürfen wir ihnen die Schwere nicht entziehen, und ich<lb/>
glaube, auch die Temperatur des Zimmers muß höher ſein.‟</p><lb/><p>„Gut,‟ antwortete Ra, „wir haben ja Gaſtzimmer<lb/>
genug, wir können ſie an der Außenſeite, bei unſeren<lb/>
Wohnungen unterbringen. Jch werde ſofort das Nötige<lb/>
anordnen.‟</p><lb/><p>Sobald Ra in den Vorraum trat und den hoffnungs-<lb/>
vollen Ausſpruch des Arztes mitteilte, pflanzte ſich die<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[71/0079]
Auf der künſtlichen Jnſel.
ſind, wie man meinen möchte. Dem durchdringenden
Scharfblick des Martiers genügten die Schlüſſe, die er
aus der gewonnenen Erfahrung ziehen konnte, um das
Richtige zu treffen.
Die Bewohner der Jnſel, ſoweit ſie nicht gerade
mit einer dringenden Arbeit beſchäftigt waren, hatten
ſich inzwiſchen aufs Lebhafteſte für die aufgefundenen
Menſchen intereſſiert. Jm Vorraum des Kranken-
zimmers war ein fortwährendes Kommen, Gehen und
Fragen, die Klappen der Fernſprechverbindungen hoben
und ſenkten ſich, aber noch immer konnte man nichts
Beſtimmtes erfahren.
Endlich nach einer halben Stunde angeſtrengter
Thätigkeit brach Hil ſein Schweigen. Er wandte ſich
zu dem Direktor der Station, Ra, der neben ihm
ſtehend aufmerkſam die merkwürdigen, wie tot da-
liegenden Weſen betrachtete und ſagte:
„Sie werden leben.‟
„Ah!‟
„Aber es iſt fraglich, ob wir ſie hier zum Bewußt-
ſein bringen. Wir müſſen ſie in Verhältniſſe ſchaffen,
die ihren Lebensgewohnheiten entſprechen. Vor allem
dürfen wir ihnen die Schwere nicht entziehen, und ich
glaube, auch die Temperatur des Zimmers muß höher ſein.‟
„Gut,‟ antwortete Ra, „wir haben ja Gaſtzimmer
genug, wir können ſie an der Außenſeite, bei unſeren
Wohnungen unterbringen. Jch werde ſofort das Nötige
anordnen.‟
Sobald Ra in den Vorraum trat und den hoffnungs-
vollen Ausſpruch des Arztes mitteilte, pflanzte ſich die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/79>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.