Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Kapitel.
jener kolossal beschleunigte "Fall nach oben", der
den Ballon binnen einer Viertelstunde auf tausend
Kilometer emporgerissen hätte, wenn er nicht zum
Glück nach kaum einer Minute aufgehalten worden
wäre.

Als die Jngenieure der Jnsel den Ballon bemerkten,
hatten sie zunächst versucht, ihn durch Ergreifung des
Schleppgurts festzuhalten. Dies hatte Grunthe durch
das Hinauswerfen der Champagnerflaschen verhindert,
da er jede Berührung der Jnsel vermeiden wollte.
So war der Ballon soweit gestiegen, daß er nicht
mehr ergriffen werden konnte, aber er war dadurch
dem abarischen Felde unrettbar überliefert. Hier hätten
ihn nun die Bewohner der Jnsel freilich sogleich auf-
halten und zurückführen können, wenn sie die "Gegen-
schwere" im Felde abgestellt hätten. Dies war ihnen
jedoch darum nicht möglich, weil sich oberhalb des
Ballons, längst nicht mehr sichtbar, ihr eigner Flug-
wagen befand. Sie konnten also nicht eher eine Ver-
änderung am Felde vornehmen, als bis ihr Wagen
an der Station des Ringes angekommen war. Zum
Glück für die Jnsassen des Ballons mußte dies in
kürzester Zeit geschehen.

Jnzwischen hatten aber auch die Jngenieure auf
dem Ringe, obwohl sie den Ballon nicht sehen konnten,
doch an ihren Gravitationsmessern eine Störung im
abarischen Felde wahrgenommen. Sie sandten daher
vom Ringe eine Depesche nach der Jnsel.

Diese Übermittlung bot keine Schwierigkeit; denn
sie verstanden es, die Lichtstrahlen selbst als Träger

Drittes Kapitel.
jener koloſſal beſchleunigte „Fall nach oben‟, der
den Ballon binnen einer Viertelſtunde auf tauſend
Kilometer emporgeriſſen hätte, wenn er nicht zum
Glück nach kaum einer Minute aufgehalten worden
wäre.

Als die Jngenieure der Jnſel den Ballon bemerkten,
hatten ſie zunächſt verſucht, ihn durch Ergreifung des
Schleppgurts feſtzuhalten. Dies hatte Grunthe durch
das Hinauswerfen der Champagnerflaſchen verhindert,
da er jede Berührung der Jnſel vermeiden wollte.
So war der Ballon ſoweit geſtiegen, daß er nicht
mehr ergriffen werden konnte, aber er war dadurch
dem abariſchen Felde unrettbar überliefert. Hier hätten
ihn nun die Bewohner der Jnſel freilich ſogleich auf-
halten und zurückführen können, wenn ſie die „Gegen-
ſchwere‟ im Felde abgeſtellt hätten. Dies war ihnen
jedoch darum nicht möglich, weil ſich oberhalb des
Ballons, längſt nicht mehr ſichtbar, ihr eigner Flug-
wagen befand. Sie konnten alſo nicht eher eine Ver-
änderung am Felde vornehmen, als bis ihr Wagen
an der Station des Ringes angekommen war. Zum
Glück für die Jnſaſſen des Ballons mußte dies in
kürzeſter Zeit geſchehen.

Jnzwiſchen hatten aber auch die Jngenieure auf
dem Ringe, obwohl ſie den Ballon nicht ſehen konnten,
doch an ihren Gravitationsmeſſern eine Störung im
abariſchen Felde wahrgenommen. Sie ſandten daher
vom Ringe eine Depeſche nach der Jnſel.

Dieſe Übermittlung bot keine Schwierigkeit; denn
ſie verſtanden es, die Lichtſtrahlen ſelbſt als Träger

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0054" n="46"/><fw place="top" type="header">Drittes Kapitel.</fw><lb/>
jener kolo&#x017F;&#x017F;al be&#x017F;chleunigte &#x201E;Fall nach oben&#x201F;, der<lb/>
den Ballon binnen einer Viertel&#x017F;tunde auf tau&#x017F;end<lb/>
Kilometer emporgeri&#x017F;&#x017F;en hätte, wenn er nicht zum<lb/>
Glück nach kaum einer Minute aufgehalten worden<lb/>
wäre.</p><lb/>
          <p>Als die Jngenieure der Jn&#x017F;el den Ballon bemerkten,<lb/>
hatten &#x017F;ie zunäch&#x017F;t ver&#x017F;ucht, ihn durch Ergreifung des<lb/>
Schleppgurts fe&#x017F;tzuhalten. Dies hatte Grunthe durch<lb/>
das Hinauswerfen der Champagnerfla&#x017F;chen verhindert,<lb/>
da er jede Berührung der Jn&#x017F;el vermeiden wollte.<lb/>
So war der Ballon &#x017F;oweit ge&#x017F;tiegen, daß er nicht<lb/>
mehr ergriffen werden konnte, aber er war dadurch<lb/>
dem abari&#x017F;chen Felde unrettbar überliefert. Hier hätten<lb/>
ihn nun die Bewohner der Jn&#x017F;el freilich &#x017F;ogleich auf-<lb/>
halten und zurückführen können, wenn &#x017F;ie die &#x201E;Gegen-<lb/>
&#x017F;chwere&#x201F; im Felde abge&#x017F;tellt hätten. Dies war ihnen<lb/>
jedoch darum nicht möglich, weil &#x017F;ich oberhalb des<lb/>
Ballons, läng&#x017F;t nicht mehr &#x017F;ichtbar, ihr eigner Flug-<lb/>
wagen befand. Sie konnten al&#x017F;o nicht eher eine Ver-<lb/>
änderung am Felde vornehmen, als bis ihr Wagen<lb/>
an der Station des Ringes angekommen war. Zum<lb/>
Glück für die Jn&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en des Ballons mußte dies in<lb/>
kürze&#x017F;ter Zeit ge&#x017F;chehen.</p><lb/>
          <p>Jnzwi&#x017F;chen hatten aber auch die Jngenieure auf<lb/>
dem Ringe, obwohl &#x017F;ie den Ballon nicht &#x017F;ehen konnten,<lb/>
doch an ihren Gravitationsme&#x017F;&#x017F;ern eine Störung im<lb/>
abari&#x017F;chen Felde wahrgenommen. Sie &#x017F;andten daher<lb/>
vom Ringe eine Depe&#x017F;che nach der Jn&#x017F;el.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Übermittlung bot keine Schwierigkeit; denn<lb/>
&#x017F;ie ver&#x017F;tanden es, die Licht&#x017F;trahlen &#x017F;elb&#x017F;t als Träger<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0054] Drittes Kapitel. jener koloſſal beſchleunigte „Fall nach oben‟, der den Ballon binnen einer Viertelſtunde auf tauſend Kilometer emporgeriſſen hätte, wenn er nicht zum Glück nach kaum einer Minute aufgehalten worden wäre. Als die Jngenieure der Jnſel den Ballon bemerkten, hatten ſie zunächſt verſucht, ihn durch Ergreifung des Schleppgurts feſtzuhalten. Dies hatte Grunthe durch das Hinauswerfen der Champagnerflaſchen verhindert, da er jede Berührung der Jnſel vermeiden wollte. So war der Ballon ſoweit geſtiegen, daß er nicht mehr ergriffen werden konnte, aber er war dadurch dem abariſchen Felde unrettbar überliefert. Hier hätten ihn nun die Bewohner der Jnſel freilich ſogleich auf- halten und zurückführen können, wenn ſie die „Gegen- ſchwere‟ im Felde abgeſtellt hätten. Dies war ihnen jedoch darum nicht möglich, weil ſich oberhalb des Ballons, längſt nicht mehr ſichtbar, ihr eigner Flug- wagen befand. Sie konnten alſo nicht eher eine Ver- änderung am Felde vornehmen, als bis ihr Wagen an der Station des Ringes angekommen war. Zum Glück für die Jnſaſſen des Ballons mußte dies in kürzeſter Zeit geſchehen. Jnzwiſchen hatten aber auch die Jngenieure auf dem Ringe, obwohl ſie den Ballon nicht ſehen konnten, doch an ihren Gravitationsmeſſern eine Störung im abariſchen Felde wahrgenommen. Sie ſandten daher vom Ringe eine Depeſche nach der Jnſel. Dieſe Übermittlung bot keine Schwierigkeit; denn ſie verſtanden es, die Lichtſtrahlen ſelbſt als Träger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/54
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/54>, abgerufen am 23.11.2024.