Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Dreiundzwanzigstes Kapitel.

"Jch bitte Sie, Jsma, bedenken Sie meine Lage.
Jetzt darf ich, kann ich nicht von hier fortgehen. Jetzt
gilt es, die Menschheit auf den Besuch der Martier
vorzubereiten. Was ich seit Jahren erwartet, ich muß
nun die Konsequenzen ziehen --"

"Es handelt sich vielleicht nur um wenige Tage."

"Die habe ich meinem Oheim zu andern Zwecken
versprochen. Und dann muß ich wahrscheinlich nach
Berlin."

"Dann bin ich also ganz allein", sagte Jsma leise.

"Nein, nein -- ich komme bald wieder."

Jsma wandte sich schweigend ab. Dann kehrte sie
plötzlich zurück und sagte fast hart:

"Führen Sie mich zu Jhrem Oheim, ich will ihn
bitten. Und wenn Sie nicht fortkönnen, lassen Sie
mich allein mitgehen. Lassen Sie mich hingehen, Ell!"

Ell kämpfte mit sich. Mit düstern Blicken starrte
er durchs Fenster.

"Wo ist das Schiff?" fragte Jsma. "Jch will
die Nume bitten, sie werden einer verlassenen Frau
nicht abschlagen, was der einzige Freund ihr nicht ge-
währen will."

"Jsma, seien Sie vernünftig!"

"Das Vernünftige ist die Pflicht. Und dies ist
der einzige Weg sie zu erfüllen."

"Und meine Pflicht ist die Versöhnung der
Planeten. Dagegen muß das Geschick des einzelnen
zurücktreten."

"Darum eben gehe ich allein."

"Das werde ich nie zugeben."

Dreiundzwanzigſtes Kapitel.

„Jch bitte Sie, Jsma, bedenken Sie meine Lage.
Jetzt darf ich, kann ich nicht von hier fortgehen. Jetzt
gilt es, die Menſchheit auf den Beſuch der Martier
vorzubereiten. Was ich ſeit Jahren erwartet, ich muß
nun die Konſequenzen ziehen —‟

„Es handelt ſich vielleicht nur um wenige Tage.‟

„Die habe ich meinem Oheim zu andern Zwecken
verſprochen. Und dann muß ich wahrſcheinlich nach
Berlin.‟

„Dann bin ich alſo ganz allein‟, ſagte Jsma leiſe.

„Nein, nein — ich komme bald wieder.‟

Jsma wandte ſich ſchweigend ab. Dann kehrte ſie
plötzlich zurück und ſagte faſt hart:

„Führen Sie mich zu Jhrem Oheim, ich will ihn
bitten. Und wenn Sie nicht fortkönnen, laſſen Sie
mich allein mitgehen. Laſſen Sie mich hingehen, Ell!‟

Ell kämpfte mit ſich. Mit düſtern Blicken ſtarrte
er durchs Fenſter.

„Wo iſt das Schiff?‟ fragte Jsma. „Jch will
die Nume bitten, ſie werden einer verlaſſenen Frau
nicht abſchlagen, was der einzige Freund ihr nicht ge-
währen will.‟

„Jsma, ſeien Sie vernünftig!‟

„Das Vernünftige iſt die Pflicht. Und dies iſt
der einzige Weg ſie zu erfüllen.‟

„Und meine Pflicht iſt die Verſöhnung der
Planeten. Dagegen muß das Geſchick des einzelnen
zurücktreten.‟

„Darum eben gehe ich allein.‟

„Das werde ich nie zugeben.‟

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0372" n="364"/>
          <fw place="top" type="header">Dreiundzwanzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
          <p>&#x201E;Jch bitte Sie, Jsma, bedenken Sie meine Lage.<lb/>
Jetzt darf ich, kann ich nicht von hier fortgehen. Jetzt<lb/>
gilt es, die Men&#x017F;chheit auf den Be&#x017F;uch der Martier<lb/>
vorzubereiten. Was ich &#x017F;eit Jahren erwartet, ich muß<lb/>
nun die Kon&#x017F;equenzen ziehen &#x2014;&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es handelt &#x017F;ich vielleicht nur um wenige Tage.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Die habe ich meinem Oheim zu andern Zwecken<lb/>
ver&#x017F;prochen. Und dann muß ich wahr&#x017F;cheinlich nach<lb/>
Berlin.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Dann bin ich al&#x017F;o ganz allein&#x201F;, &#x017F;agte Jsma lei&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Nein, nein &#x2014; ich komme bald wieder.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Jsma wandte &#x017F;ich &#x017F;chweigend ab. Dann kehrte &#x017F;ie<lb/>
plötzlich zurück und &#x017F;agte fa&#x017F;t hart:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Führen Sie mich zu Jhrem Oheim, ich will ihn<lb/>
bitten. Und wenn Sie nicht fortkönnen, la&#x017F;&#x017F;en Sie<lb/>
mich allein mitgehen. La&#x017F;&#x017F;en Sie mich hingehen, Ell!&#x201F;</p><lb/>
          <p>Ell kämpfte mit &#x017F;ich. Mit dü&#x017F;tern Blicken &#x017F;tarrte<lb/>
er durchs Fen&#x017F;ter.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wo i&#x017F;t das Schiff?&#x201F; fragte Jsma. &#x201E;Jch will<lb/>
die Nume bitten, &#x017F;ie werden einer verla&#x017F;&#x017F;enen Frau<lb/>
nicht ab&#x017F;chlagen, was der einzige Freund ihr nicht ge-<lb/>
währen will.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jsma, &#x017F;eien Sie vernünftig!&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das Vernünftige i&#x017F;t die Pflicht. Und dies i&#x017F;t<lb/>
der einzige Weg &#x017F;ie zu erfüllen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Und meine Pflicht i&#x017F;t die Ver&#x017F;öhnung der<lb/>
Planeten. Dagegen muß das Ge&#x017F;chick des einzelnen<lb/>
zurücktreten.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Darum eben gehe ich allein.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das werde ich nie zugeben.&#x201F;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[364/0372] Dreiundzwanzigſtes Kapitel. „Jch bitte Sie, Jsma, bedenken Sie meine Lage. Jetzt darf ich, kann ich nicht von hier fortgehen. Jetzt gilt es, die Menſchheit auf den Beſuch der Martier vorzubereiten. Was ich ſeit Jahren erwartet, ich muß nun die Konſequenzen ziehen —‟ „Es handelt ſich vielleicht nur um wenige Tage.‟ „Die habe ich meinem Oheim zu andern Zwecken verſprochen. Und dann muß ich wahrſcheinlich nach Berlin.‟ „Dann bin ich alſo ganz allein‟, ſagte Jsma leiſe. „Nein, nein — ich komme bald wieder.‟ Jsma wandte ſich ſchweigend ab. Dann kehrte ſie plötzlich zurück und ſagte faſt hart: „Führen Sie mich zu Jhrem Oheim, ich will ihn bitten. Und wenn Sie nicht fortkönnen, laſſen Sie mich allein mitgehen. Laſſen Sie mich hingehen, Ell!‟ Ell kämpfte mit ſich. Mit düſtern Blicken ſtarrte er durchs Fenſter. „Wo iſt das Schiff?‟ fragte Jsma. „Jch will die Nume bitten, ſie werden einer verlaſſenen Frau nicht abſchlagen, was der einzige Freund ihr nicht ge- währen will.‟ „Jsma, ſeien Sie vernünftig!‟ „Das Vernünftige iſt die Pflicht. Und dies iſt der einzige Weg ſie zu erfüllen.‟ „Und meine Pflicht iſt die Verſöhnung der Planeten. Dagegen muß das Geſchick des einzelnen zurücktreten.‟ „Darum eben gehe ich allein.‟ „Das werde ich nie zugeben.‟

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/372
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/372>, abgerufen am 24.11.2024.