aufgerichtet vor ihm. Aus ihren tiefblauen Augen sprach jene Jnnigkeit des Gefühls, die ihn immer hingerissen hatte. Auf ihren Lippen lag es wie ein leises Lächeln.
"Ell", sagte sie -- sie stockte einen Augenblick wie verlegen -- "bei Jhrer Freundschaft, wenn Sie mich lieb haben --"
"Jsma!"
"Wollen Sie mir eine Bitte erfüllen?"
"Was Sie wollen!"
"Sprechen Sie bei Jhrem Oheim für mich, daß er mich in seinem Luftschiff mit nach dem Pol nimmt, und mich wieder hierher bringt, wenn wir Hugo ge- funden haben -- ja, ja -- ich werde ihn finden, wenn ich mit dem Luftschiff ihn suchen darf -- o, weigern Sie sich nicht --"
Sie faßte seine Hände und sah ihn flehend an. Zwei Thränen traten in ihre Augen.
"Und -- kommen Sie selbst mit!" setzte sie hinzu.
Ell fand nicht sogleich Worte. Das hatte er nicht erwartet.
"O Jsma, Jsma", rief er endlich. "Was ver- langen Sie? Diese Reise ist nichts für Sie. Die Nume werden selbst suchen, sie suchen schon, und was die nicht finden, werden auch Sie nicht finden."
"Jch werde es. Was sind fremde Augen gegen die der Frau? Jch werde sehen, wo andere nicht hin- blicken. Es sind nur sechs Stunden -- so nahe -- und ich soll hier müßig sitzen -- den Gedanken er- trage ich nicht --"
Jsmas Entſchluß.
aufgerichtet vor ihm. Aus ihren tiefblauen Augen ſprach jene Jnnigkeit des Gefühls, die ihn immer hingeriſſen hatte. Auf ihren Lippen lag es wie ein leiſes Lächeln.
„Ell‟, ſagte ſie — ſie ſtockte einen Augenblick wie verlegen — „bei Jhrer Freundſchaft, wenn Sie mich lieb haben —‟
„Jsma!‟
„Wollen Sie mir eine Bitte erfüllen?‟
„Was Sie wollen!‟
„Sprechen Sie bei Jhrem Oheim für mich, daß er mich in ſeinem Luftſchiff mit nach dem Pol nimmt, und mich wieder hierher bringt, wenn wir Hugo ge- funden haben — ja, ja — ich werde ihn finden, wenn ich mit dem Luftſchiff ihn ſuchen darf — o, weigern Sie ſich nicht —‟
Sie faßte ſeine Hände und ſah ihn flehend an. Zwei Thränen traten in ihre Augen.
„Und — kommen Sie ſelbſt mit!‟ ſetzte ſie hinzu.
Ell fand nicht ſogleich Worte. Das hatte er nicht erwartet.
„O Jsma, Jsma‟, rief er endlich. „Was ver- langen Sie? Dieſe Reiſe iſt nichts für Sie. Die Nume werden ſelbſt ſuchen, ſie ſuchen ſchon, und was die nicht finden, werden auch Sie nicht finden.‟
„Jch werde es. Was ſind fremde Augen gegen die der Frau? Jch werde ſehen, wo andere nicht hin- blicken. Es ſind nur ſechs Stunden — ſo nahe — und ich ſoll hier müßig ſitzen — den Gedanken er- trage ich nicht —‟
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Jsmas Entſchluß.
aufgerichtet vor ihm. Aus ihren tiefblauen Augen
ſprach jene Jnnigkeit des Gefühls, die ihn immer
hingeriſſen hatte. Auf ihren Lippen lag es wie ein
leiſes Lächeln.
„Ell‟, ſagte ſie — ſie ſtockte einen Augenblick
wie verlegen — „bei Jhrer Freundſchaft, wenn Sie
mich lieb haben —‟
„Jsma!‟
„Wollen Sie mir eine Bitte erfüllen?‟
„Was Sie wollen!‟
„Sprechen Sie bei Jhrem Oheim für mich, daß
er mich in ſeinem Luftſchiff mit nach dem Pol nimmt,
und mich wieder hierher bringt, wenn wir Hugo ge-
funden haben — ja, ja — ich werde ihn finden,
wenn ich mit dem Luftſchiff ihn ſuchen darf — o,
weigern Sie ſich nicht —‟
Sie faßte ſeine Hände und ſah ihn flehend an.
Zwei Thränen traten in ihre Augen.
„Und — kommen Sie ſelbſt mit!‟ ſetzte ſie hinzu.
Ell fand nicht ſogleich Worte. Das hatte er nicht
erwartet.
„O Jsma, Jsma‟, rief er endlich. „Was ver-
langen Sie? Dieſe Reiſe iſt nichts für Sie. Die
Nume werden ſelbſt ſuchen, ſie ſuchen ſchon, und was
die nicht finden, werden auch Sie nicht finden.‟
„Jch werde es. Was ſind fremde Augen gegen
die der Frau? Jch werde ſehen, wo andere nicht hin-
blicken. Es ſind nur ſechs Stunden — ſo nahe —
und ich ſoll hier müßig ſitzen — den Gedanken er-
trage ich nicht —‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/371>, abgerufen am 23.07.2024.
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