Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.Dreiundzwanzigstes Kapitel. Er verbeugte sich gegen Jsma und wollte gehen. Da sprang Jsma auf und trat dicht vor Grunthe, "Jst es wahr", fragte sie, "das Luftschiff liegt "Gewiß." "Und in sechs Stunden kann man zum Nordpol Grunthe nickte bestätigend. "Jch bin heute früh selbst in einer Stunde nach "Jch danke Jhnen", sagte Jsma zurücktretend. "Entschuldigen Sie mich auf einen Augenblick -- Sie nickte schweigend. Jhre Gedanken waren bei Ach, aber ihn scheiden die Wüsten des Eises, die Dreiundzwanzigſtes Kapitel. Er verbeugte ſich gegen Jsma und wollte gehen. Da ſprang Jsma auf und trat dicht vor Grunthe, „Jſt es wahr‟, fragte ſie, „das Luftſchiff liegt „Gewiß.‟ „Und in ſechs Stunden kann man zum Nordpol Grunthe nickte beſtätigend. „Jch bin heute früh ſelbſt in einer Stunde nach „Jch danke Jhnen‟, ſagte Jsma zurücktretend. „Entſchuldigen Sie mich auf einen Augenblick — Sie nickte ſchweigend. Jhre Gedanken waren bei Ach, aber ihn ſcheiden die Wüſten des Eiſes, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0368" n="360"/> <fw place="top" type="header">Dreiundzwanzigſtes Kapitel.</fw><lb/> <p>Er verbeugte ſich gegen Jsma und wollte gehen.</p><lb/> <p>Da ſprang Jsma auf und trat dicht vor Grunthe,<lb/> der mit zuſammengekniffenen Lippen ſtehen blieb.</p><lb/> <p>„Jſt es wahr‟, fragte ſie, „das Luftſchiff liegt<lb/> noch draußen?‟</p><lb/> <p>„Gewiß.‟</p><lb/> <p>„Und in ſechs Stunden kann man zum Nordpol<lb/> gelangen?‟</p><lb/> <p>Grunthe nickte beſtätigend.</p><lb/> <p>„Jch bin heute früh ſelbſt in einer Stunde nach<lb/> Wien und wieder zurückgefahren‟, ſetzte Ell hinzu.</p><lb/> <p>„Jch danke Jhnen‟, ſagte Jsma zurücktretend.</p><lb/> <p>„Entſchuldigen Sie mich auf einen Augenblick —<lb/> ich bin ſogleich wieder hier‟, ſagte Ell zu Jsma, in-<lb/> dem er mit Grunthe das Zimmer verließ.</p><lb/> <p>Sie nickte ſchweigend. Jhre Gedanken waren bei<lb/> dem Luftſchiff. Jn ſechs Stunden konnte man am<lb/> Nordpol ſein — nur ſechs Stunden! So lange<lb/> braucht der Schnellzug nach Berlin. Das iſt eine<lb/> Spazierfahrt. Sechs Stunden nur trennten ſie von<lb/> Hugo — — Wenn das Glück günſtig war, wenn das<lb/> Schiff die richtige Bahn beſchrieb, ſo mußte man ihn<lb/> bemerken, ſo konnte man ihn aufnehmen und zurück-<lb/> bringen — noch heute konnte er in Friedau ſein — —</p><lb/> <p>Ach, aber ihn ſcheiden die Wüſten des Eiſes, die<lb/> unzugänglichen Meere, die noch kein Forſcher zu durch-<lb/> queren vermochte — dort ſitzt er in der kläglichſten<lb/> Schneehütte, Monat auf Monat, ohne Licht, ohne<lb/> That — in ewiger Nacht trauernd und ſich ſehnend<lb/> nach der Heimat, umgeben von den Gefahren des<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [360/0368]
Dreiundzwanzigſtes Kapitel.
Er verbeugte ſich gegen Jsma und wollte gehen.
Da ſprang Jsma auf und trat dicht vor Grunthe,
der mit zuſammengekniffenen Lippen ſtehen blieb.
„Jſt es wahr‟, fragte ſie, „das Luftſchiff liegt
noch draußen?‟
„Gewiß.‟
„Und in ſechs Stunden kann man zum Nordpol
gelangen?‟
Grunthe nickte beſtätigend.
„Jch bin heute früh ſelbſt in einer Stunde nach
Wien und wieder zurückgefahren‟, ſetzte Ell hinzu.
„Jch danke Jhnen‟, ſagte Jsma zurücktretend.
„Entſchuldigen Sie mich auf einen Augenblick —
ich bin ſogleich wieder hier‟, ſagte Ell zu Jsma, in-
dem er mit Grunthe das Zimmer verließ.
Sie nickte ſchweigend. Jhre Gedanken waren bei
dem Luftſchiff. Jn ſechs Stunden konnte man am
Nordpol ſein — nur ſechs Stunden! So lange
braucht der Schnellzug nach Berlin. Das iſt eine
Spazierfahrt. Sechs Stunden nur trennten ſie von
Hugo — — Wenn das Glück günſtig war, wenn das
Schiff die richtige Bahn beſchrieb, ſo mußte man ihn
bemerken, ſo konnte man ihn aufnehmen und zurück-
bringen — noch heute konnte er in Friedau ſein — —
Ach, aber ihn ſcheiden die Wüſten des Eiſes, die
unzugänglichen Meere, die noch kein Forſcher zu durch-
queren vermochte — dort ſitzt er in der kläglichſten
Schneehütte, Monat auf Monat, ohne Licht, ohne
That — in ewiger Nacht trauernd und ſich ſehnend
nach der Heimat, umgeben von den Gefahren des
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |