"Guten Abend, Frau Doktor", sagte er. "Da treff' ich Sie ja noch. Es war oben niemand zu Hause."
Jsma griff nach dem Telegramm. Sie riß es auf.
"Von ihm! Aus Hammerfest!" rief sie fieberhaft.
"Das ist die Brieftaubenstation", sagte Ell.
Es dunkelte schon. Sie konnte die Buchstaben nicht mehr recht erkennen. Die Leute sahen ihr von den Fenstern aus zu.
"Kommen Sie mit hinauf, Ell", sagte sie. "Die Sache ist nicht so kurz. Das ist eine Ausnahme, heute dürfen Sie kommen!"
Jsma eilte voran. Als Ell in das Wohnzimmer trat, stand sie schon unter der elektrischen Lampe und las das Telegramm. Jhren Hut, der ihr das Licht nahm, hatte sie herabgerissen.
"Da", sagte sie, Ell das Papier reichend. "Er lebt! Er ist gesund! Lesen Sie, lesen Sie vor. Jch werde nicht daraus klug." Sie ließ sich in einen Sessel sinken und begann ihre Handschuhe abzu- streifen.
Ell warf einen Blick auf das Telegramm. Seine Hände bebten sichtlich. Er setzte sich.
"Um Gotteswillen, Ell, was ist -- Sie zittern --"
"Nicht aus Sorge, nein, nein -- es war nur ein Augenblick der Ueberraschung. Hören Sie, Jsma."
Er las:
"Hammerfest, 5. September, 3 Uhr 8 Minuten. Soeben Brieftaube mit dem Stempel "Ballon Pol" zurückgekehrt, brachte folgende Nachricht:
Einundzwanzigſtes Kapitel.
„Guten Abend, Frau Doktor‟, ſagte er. „Da treff’ ich Sie ja noch. Es war oben niemand zu Hauſe.‟
Jsma griff nach dem Telegramm. Sie riß es auf.
„Von ihm! Aus Hammerfeſt!‟ rief ſie fieberhaft.
„Das iſt die Brieftaubenſtation‟, ſagte Ell.
Es dunkelte ſchon. Sie konnte die Buchſtaben nicht mehr recht erkennen. Die Leute ſahen ihr von den Fenſtern aus zu.
„Kommen Sie mit hinauf, Ell‟, ſagte ſie. „Die Sache iſt nicht ſo kurz. Das iſt eine Ausnahme, heute dürfen Sie kommen!‟
Jsma eilte voran. Als Ell in das Wohnzimmer trat, ſtand ſie ſchon unter der elektriſchen Lampe und las das Telegramm. Jhren Hut, der ihr das Licht nahm, hatte ſie herabgeriſſen.
„Da‟, ſagte ſie, Ell das Papier reichend. „Er lebt! Er iſt geſund! Leſen Sie, leſen Sie vor. Jch werde nicht daraus klug.‟ Sie ließ ſich in einen Seſſel ſinken und begann ihre Handſchuhe abzu- ſtreifen.
Ell warf einen Blick auf das Telegramm. Seine Hände bebten ſichtlich. Er ſetzte ſich.
„Um Gotteswillen, Ell, was iſt — Sie zittern —‟
„Nicht aus Sorge, nein, nein — es war nur ein Augenblick der Ueberraſchung. Hören Sie, Jsma.‟
Er las:
„Hammerfeſt, 5. September, 3 Uhr 8 Minuten. Soeben Brieftaube mit dem Stempel „Ballon Pol‟ zurückgekehrt, brachte folgende Nachricht:
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Einundzwanzigſtes Kapitel.
„Guten Abend, Frau Doktor‟, ſagte er. „Da
treff’ ich Sie ja noch. Es war oben niemand zu
Hauſe.‟
Jsma griff nach dem Telegramm. Sie riß es auf.
„Von ihm! Aus Hammerfeſt!‟ rief ſie fieberhaft.
„Das iſt die Brieftaubenſtation‟, ſagte Ell.
Es dunkelte ſchon. Sie konnte die Buchſtaben
nicht mehr recht erkennen. Die Leute ſahen ihr von
den Fenſtern aus zu.
„Kommen Sie mit hinauf, Ell‟, ſagte ſie. „Die
Sache iſt nicht ſo kurz. Das iſt eine Ausnahme, heute
dürfen Sie kommen!‟
Jsma eilte voran. Als Ell in das Wohnzimmer
trat, ſtand ſie ſchon unter der elektriſchen Lampe und
las das Telegramm. Jhren Hut, der ihr das Licht
nahm, hatte ſie herabgeriſſen.
„Da‟, ſagte ſie, Ell das Papier reichend. „Er
lebt! Er iſt geſund! Leſen Sie, leſen Sie vor. Jch
werde nicht daraus klug.‟ Sie ließ ſich in einen
Seſſel ſinken und begann ihre Handſchuhe abzu-
ſtreifen.
Ell warf einen Blick auf das Telegramm. Seine
Hände bebten ſichtlich. Er ſetzte ſich.
„Um Gotteswillen, Ell, was iſt — Sie zittern —‟
„Nicht aus Sorge, nein, nein — es war nur ein
Augenblick der Ueberraſchung. Hören Sie, Jsma.‟
Er las:
„Hammerfeſt, 5. September, 3 Uhr 8 Minuten.
Soeben Brieftaube mit dem Stempel „Ballon Pol‟
zurückgekehrt, brachte folgende Nachricht:
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/334>, abgerufen am 24.07.2024.
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