Die Blicke der Martier waren drohend geworden. Jll richtete sich hoch auf und sprach mit leuchtenden Augen und erhobener Stimme:
"Meines Wissens giebt es keine Organisation der Staaten der Erde, mit welcher wir über den Besitz des Nordpols verhandeln könnten, oder wenigstens war eine solche Verhandlung bisher nicht möglich. Wir sind an dieser Stelle des Sonnensystems die ersten Ankömmlinge gewesen, wir also bestimmen über die- selbe. Es giebt kein interplanetarisches Recht, wonach die Besitzergreifung von Gebieten sich auf einen ein- zelnen Planeten beschränken müsse. Die Nume sind die einzigen Wesen, welche zwischen den Planeten ver- kehren; sie schaffen damit das Recht dieses Verkehrs. Kraft dieses Rechtes hat die Regierung der Mars- staaten Besitz von diesem Teile der Erde ergriffen. Kraft dessen gilt hier das Gesetz des Mars. Und kraft dieses Gesetzes und des Beschlusses des Zentralrats vom 603ten Tage des Jahres 311770 werde ich hier- mit den Beschluß vom gleichen Tage verkünden."
Grunthe fühlte, wie ihm das Herz pochte. Er vermochte nichts zu erwidern. Die Menschen waren geschlagen, ihr erster Versuch der Opposition gegen die Uebermacht der Martier war gescheitert. Sie mußten die Befehle der Regierung des Mars anhören, auf ihrem eigenen Planeten, an der Stelle, welche sie zu- erst von den Menschen erreicht hatten. Und das Schlimmste war, daß beide, Grunthe wie Saltner, ihre Widerstandskraft erlahmen fühlten. Gegen diesen Willen, der aus den großen Augensternen des Repräsentanten
Achtzehntes Kapitel.
Die Blicke der Martier waren drohend geworden. Jll richtete ſich hoch auf und ſprach mit leuchtenden Augen und erhobener Stimme:
„Meines Wiſſens giebt es keine Organiſation der Staaten der Erde, mit welcher wir über den Beſitz des Nordpols verhandeln könnten, oder wenigſtens war eine ſolche Verhandlung bisher nicht möglich. Wir ſind an dieſer Stelle des Sonnenſyſtems die erſten Ankömmlinge geweſen, wir alſo beſtimmen über die- ſelbe. Es giebt kein interplanetariſches Recht, wonach die Beſitzergreifung von Gebieten ſich auf einen ein- zelnen Planeten beſchränken müſſe. Die Nume ſind die einzigen Weſen, welche zwiſchen den Planeten ver- kehren; ſie ſchaffen damit das Recht dieſes Verkehrs. Kraft dieſes Rechtes hat die Regierung der Mars- ſtaaten Beſitz von dieſem Teile der Erde ergriffen. Kraft deſſen gilt hier das Geſetz des Mars. Und kraft dieſes Geſetzes und des Beſchluſſes des Zentralrats vom 603ten Tage des Jahres 311770 werde ich hier- mit den Beſchluß vom gleichen Tage verkünden.‟
Grunthe fühlte, wie ihm das Herz pochte. Er vermochte nichts zu erwidern. Die Menſchen waren geſchlagen, ihr erſter Verſuch der Oppoſition gegen die Uebermacht der Martier war geſcheitert. Sie mußten die Befehle der Regierung des Mars anhören, auf ihrem eigenen Planeten, an der Stelle, welche ſie zu- erſt von den Menſchen erreicht hatten. Und das Schlimmſte war, daß beide, Grunthe wie Saltner, ihre Widerſtandskraft erlahmen fühlten. Gegen dieſen Willen, der aus den großen Augenſternen des Repräſentanten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0294"n="286"/><fwplace="top"type="header">Achtzehntes Kapitel.</fw><lb/><p>Die Blicke der Martier waren drohend geworden.<lb/>
Jll richtete ſich hoch auf und ſprach mit leuchtenden<lb/>
Augen und erhobener Stimme:</p><lb/><p>„Meines Wiſſens giebt es keine Organiſation der<lb/>
Staaten der Erde, mit welcher wir über den Beſitz<lb/>
des Nordpols verhandeln könnten, oder wenigſtens<lb/>
war eine ſolche Verhandlung bisher nicht möglich.<lb/>
Wir ſind an dieſer Stelle des Sonnenſyſtems die erſten<lb/>
Ankömmlinge geweſen, wir alſo beſtimmen über die-<lb/>ſelbe. Es giebt kein interplanetariſches Recht, wonach<lb/>
die Beſitzergreifung von Gebieten ſich auf einen ein-<lb/>
zelnen Planeten beſchränken müſſe. Die Nume ſind<lb/>
die einzigen Weſen, welche zwiſchen den Planeten ver-<lb/>
kehren; ſie ſchaffen damit das Recht dieſes Verkehrs.<lb/>
Kraft dieſes Rechtes hat die Regierung der Mars-<lb/>ſtaaten Beſitz von dieſem Teile der Erde ergriffen.<lb/>
Kraft deſſen gilt hier das Geſetz des Mars. Und<lb/>
kraft dieſes Geſetzes und des Beſchluſſes des Zentralrats<lb/>
vom 603ten Tage des Jahres 311770 werde ich hier-<lb/>
mit den Beſchluß vom gleichen Tage verkünden.‟</p><lb/><p>Grunthe fühlte, wie ihm das Herz pochte. Er<lb/>
vermochte nichts zu erwidern. Die Menſchen waren<lb/>
geſchlagen, ihr erſter Verſuch der Oppoſition gegen die<lb/>
Uebermacht der Martier war geſcheitert. Sie mußten<lb/>
die Befehle der Regierung des Mars anhören, auf<lb/>
ihrem eigenen Planeten, an der Stelle, welche ſie zu-<lb/>
erſt von den Menſchen erreicht hatten. Und das<lb/>
Schlimmſte war, daß beide, Grunthe wie Saltner, ihre<lb/>
Widerſtandskraft erlahmen fühlten. Gegen dieſen Willen,<lb/>
der aus den großen Augenſternen des Repräſentanten<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[286/0294]
Achtzehntes Kapitel.
Die Blicke der Martier waren drohend geworden.
Jll richtete ſich hoch auf und ſprach mit leuchtenden
Augen und erhobener Stimme:
„Meines Wiſſens giebt es keine Organiſation der
Staaten der Erde, mit welcher wir über den Beſitz
des Nordpols verhandeln könnten, oder wenigſtens
war eine ſolche Verhandlung bisher nicht möglich.
Wir ſind an dieſer Stelle des Sonnenſyſtems die erſten
Ankömmlinge geweſen, wir alſo beſtimmen über die-
ſelbe. Es giebt kein interplanetariſches Recht, wonach
die Beſitzergreifung von Gebieten ſich auf einen ein-
zelnen Planeten beſchränken müſſe. Die Nume ſind
die einzigen Weſen, welche zwiſchen den Planeten ver-
kehren; ſie ſchaffen damit das Recht dieſes Verkehrs.
Kraft dieſes Rechtes hat die Regierung der Mars-
ſtaaten Beſitz von dieſem Teile der Erde ergriffen.
Kraft deſſen gilt hier das Geſetz des Mars. Und
kraft dieſes Geſetzes und des Beſchluſſes des Zentralrats
vom 603ten Tage des Jahres 311770 werde ich hier-
mit den Beſchluß vom gleichen Tage verkünden.‟
Grunthe fühlte, wie ihm das Herz pochte. Er
vermochte nichts zu erwidern. Die Menſchen waren
geſchlagen, ihr erſter Verſuch der Oppoſition gegen die
Uebermacht der Martier war geſcheitert. Sie mußten
die Befehle der Regierung des Mars anhören, auf
ihrem eigenen Planeten, an der Stelle, welche ſie zu-
erſt von den Menſchen erreicht hatten. Und das
Schlimmſte war, daß beide, Grunthe wie Saltner, ihre
Widerſtandskraft erlahmen fühlten. Gegen dieſen Willen,
der aus den großen Augenſternen des Repräſentanten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/294>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.