sichtern der Martier wieder das mitleidige Lächeln er- scheinen sah. Er rief daher etwas erregter:
"Wir müssen es aber auch für unsre Personen ab- lehnen, irgend welche Bestimmungen seitens der Regie- rung des Mars entgegenzunehmen, und zwar aus for- mellen Gründen. Wir dürfen es prinzipiell nicht ge- schehen lassen, daß die Regierung des Mars hier irgend welche offizielle Anordnungen treffe über die Bürger eines Staates der Erde. Über unser Thun und Lassen kann nur diejenige Regierung Verordnungen geben, auf deren Gebiet wir uns befinden. Wir stehen aber hier auf der Erde, nicht auf dem Mars. Und wenn Sie hier die Flagge der Marsstaaten entfaltet haben, so können wir derselben doch nur eine dekorative, aber keine staatsrechtliche Bedeutung zusprechen. Mit welchem Rechte Sie hier eine Niederlassung begründet haben, darüber mögen die Regierungen der Erde be- stimmen, es ist nicht unseres Amtes; aber unseres Amtes ist es, dagegen zu protestieren, daß auf Grund dieser noch nicht anerkannten Niederlassung Rechte über uns ausgeübt werden."
"Kann mir der Herr Redner vielleicht sagen", fiel Jll ein, "auf dem Gebiete welches Erdenstaates wir uns seiner Ansicht nach hier befinden?"
Das war eine heikele Frage. War der Nordpol schon von einer zivilisierten Macht in Besitz genommen? Grunthe wich der Frage aus, er sagte schnell:
"Jedenfalls nicht im Gebiete der Marsstaaten. Auf der Erde giebt es bis jetzt keine völkerrechtlich aner- kannte Ansiedlung der Martier."
Die Botſchaft der Marsſtaaten.
ſichtern der Martier wieder das mitleidige Lächeln er- ſcheinen ſah. Er rief daher etwas erregter:
„Wir müſſen es aber auch für unſre Perſonen ab- lehnen, irgend welche Beſtimmungen ſeitens der Regie- rung des Mars entgegenzunehmen, und zwar aus for- mellen Gründen. Wir dürfen es prinzipiell nicht ge- ſchehen laſſen, daß die Regierung des Mars hier irgend welche offizielle Anordnungen treffe über die Bürger eines Staates der Erde. Über unſer Thun und Laſſen kann nur diejenige Regierung Verordnungen geben, auf deren Gebiet wir uns befinden. Wir ſtehen aber hier auf der Erde, nicht auf dem Mars. Und wenn Sie hier die Flagge der Marsſtaaten entfaltet haben, ſo können wir derſelben doch nur eine dekorative, aber keine ſtaatsrechtliche Bedeutung zuſprechen. Mit welchem Rechte Sie hier eine Niederlaſſung begründet haben, darüber mögen die Regierungen der Erde be- ſtimmen, es iſt nicht unſeres Amtes; aber unſeres Amtes iſt es, dagegen zu proteſtieren, daß auf Grund dieſer noch nicht anerkannten Niederlaſſung Rechte über uns ausgeübt werden.‟
„Kann mir der Herr Redner vielleicht ſagen‟, fiel Jll ein, „auf dem Gebiete welches Erdenſtaates wir uns ſeiner Anſicht nach hier befinden?‟
Das war eine heikele Frage. War der Nordpol ſchon von einer ziviliſierten Macht in Beſitz genommen? Grunthe wich der Frage aus, er ſagte ſchnell:
„Jedenfalls nicht im Gebiete der Marsſtaaten. Auf der Erde giebt es bis jetzt keine völkerrechtlich aner- kannte Anſiedlung der Martier.‟
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Die Botſchaft der Marsſtaaten.
ſichtern der Martier wieder das mitleidige Lächeln er-
ſcheinen ſah. Er rief daher etwas erregter:
„Wir müſſen es aber auch für unſre Perſonen ab-
lehnen, irgend welche Beſtimmungen ſeitens der Regie-
rung des Mars entgegenzunehmen, und zwar aus for-
mellen Gründen. Wir dürfen es prinzipiell nicht ge-
ſchehen laſſen, daß die Regierung des Mars hier
irgend welche offizielle Anordnungen treffe über die
Bürger eines Staates der Erde. Über unſer Thun
und Laſſen kann nur diejenige Regierung Verordnungen
geben, auf deren Gebiet wir uns befinden. Wir ſtehen
aber hier auf der Erde, nicht auf dem Mars. Und
wenn Sie hier die Flagge der Marsſtaaten entfaltet
haben, ſo können wir derſelben doch nur eine dekorative,
aber keine ſtaatsrechtliche Bedeutung zuſprechen. Mit
welchem Rechte Sie hier eine Niederlaſſung begründet
haben, darüber mögen die Regierungen der Erde be-
ſtimmen, es iſt nicht unſeres Amtes; aber unſeres Amtes
iſt es, dagegen zu proteſtieren, daß auf Grund dieſer
noch nicht anerkannten Niederlaſſung Rechte über uns
ausgeübt werden.‟
„Kann mir der Herr Redner vielleicht ſagen‟, fiel
Jll ein, „auf dem Gebiete welches Erdenſtaates wir
uns ſeiner Anſicht nach hier befinden?‟
Das war eine heikele Frage. War der Nordpol
ſchon von einer ziviliſierten Macht in Beſitz genommen?
Grunthe wich der Frage aus, er ſagte ſchnell:
„Jedenfalls nicht im Gebiete der Marsſtaaten. Auf
der Erde giebt es bis jetzt keine völkerrechtlich aner-
kannte Anſiedlung der Martier.‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/293>, abgerufen am 22.11.2024.
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