Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.Die Aussicht nach der Heimat. leuchteten hell im Sonnenstrahle die Ferner der Oetz-thaler Alpen. Fru war bei der Drehung des Fern- rohrs nach Westen abgewichen. Wieder erblickte man den schmalen Streifen eines tief eingeschnittenen Thales und dahinter erschien eine herrliche Berg- gruppe, alle Gipfel mit glänzendem Weiß bedeckt. "Was ist denn das", rief Saltner, "da sind wir Er beugte sich ganz dicht vor, daß der Schatten "Da, da ist's", rief er jubelnd, "ich kann's deutlich Jetzt beugte auch La sich vor. "Wo?" fragte sie. Mit der Spitze einer Nadel bezeichnete Saltner den Die Ausſicht nach der Heimat. leuchteten hell im Sonnenſtrahle die Ferner der Oetz-thaler Alpen. Fru war bei der Drehung des Fern- rohrs nach Weſten abgewichen. Wieder erblickte man den ſchmalen Streifen eines tief eingeſchnittenen Thales und dahinter erſchien eine herrliche Berg- gruppe, alle Gipfel mit glänzendem Weiß bedeckt. „Was iſt denn das‟, rief Saltner, „da ſind wir Er beugte ſich ganz dicht vor, daß der Schatten „Da, da iſt’s‟, rief er jubelnd, „ich kann’s deutlich Jetzt beugte auch La ſich vor. „Wo?‟ fragte ſie. Mit der Spitze einer Nadel bezeichnete Saltner den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0257" n="249"/><fw place="top" type="header">Die Ausſicht nach der Heimat.</fw><lb/> leuchteten hell im Sonnenſtrahle die Ferner der Oetz-<lb/> thaler Alpen. Fru war bei der Drehung des Fern-<lb/> rohrs nach Weſten abgewichen. Wieder erblickte man<lb/> den ſchmalen Streifen eines tief eingeſchnittenen<lb/> Thales und dahinter erſchien eine herrliche Berg-<lb/> gruppe, alle Gipfel mit glänzendem Weiß bedeckt.</p><lb/> <p>„Was iſt denn das‟, rief Saltner, „da ſind wir<lb/> von der Richtung abgekommen. Das iſt der Ortler!<lb/> Nun müſſen Sie wieder nach Oſten drehen — ſo —<lb/> immer weiter! Sehen Sie, immer an dieſem Streifen<lb/> hin, das iſt nämlich das Etſchthal, und jetzt können<lb/> Sie gerad’ hineinſchauen, hier ſchwenkt es nach Süd-<lb/> Oſt ab. Noch immer weiter, bis es ganz nach Süden<lb/> geht — da — da ſchaun Sie hin — ah wie ſchade,<lb/> aus dem Thale ſteigt die Luft ſo unruhig in die Höhe,<lb/> aber die Etſch können Sie durchſchimmern ſehn. Und<lb/> jetzt, ganz langſam, noch ein bischen, hier die Berge am<lb/> linken Ufer, hier iſt’s wieder klar — nun bitte, halt!‟</p><lb/> <p>Er beugte ſich ganz dicht vor, daß der Schatten<lb/> ſeines Kopfes auf die Wand fiel und die andern nicht<lb/> mehr gut ſehen konnten.</p><lb/> <p>„Da, da iſt’s‟, rief er jubelnd, „ich kann’s deutlich<lb/> erkennen. Das iſt die alte Burg, links daneben liegt<lb/> das Haus, mein Haus — Jeſus Maria — ich kann’s<lb/> wahrhaftig ſehen, wie ein kleines, weißes Pünktchen!<lb/> Da wohnt mein Mutterl.‟</p><lb/> <p>Jetzt beugte auch La ſich vor.</p><lb/> <p>„Wo?‟ fragte ſie.</p><lb/> <p>Mit der Spitze einer Nadel bezeichnete Saltner den<lb/> Punkt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [249/0257]
Die Ausſicht nach der Heimat.
leuchteten hell im Sonnenſtrahle die Ferner der Oetz-
thaler Alpen. Fru war bei der Drehung des Fern-
rohrs nach Weſten abgewichen. Wieder erblickte man
den ſchmalen Streifen eines tief eingeſchnittenen
Thales und dahinter erſchien eine herrliche Berg-
gruppe, alle Gipfel mit glänzendem Weiß bedeckt.
„Was iſt denn das‟, rief Saltner, „da ſind wir
von der Richtung abgekommen. Das iſt der Ortler!
Nun müſſen Sie wieder nach Oſten drehen — ſo —
immer weiter! Sehen Sie, immer an dieſem Streifen
hin, das iſt nämlich das Etſchthal, und jetzt können
Sie gerad’ hineinſchauen, hier ſchwenkt es nach Süd-
Oſt ab. Noch immer weiter, bis es ganz nach Süden
geht — da — da ſchaun Sie hin — ah wie ſchade,
aus dem Thale ſteigt die Luft ſo unruhig in die Höhe,
aber die Etſch können Sie durchſchimmern ſehn. Und
jetzt, ganz langſam, noch ein bischen, hier die Berge am
linken Ufer, hier iſt’s wieder klar — nun bitte, halt!‟
Er beugte ſich ganz dicht vor, daß der Schatten
ſeines Kopfes auf die Wand fiel und die andern nicht
mehr gut ſehen konnten.
„Da, da iſt’s‟, rief er jubelnd, „ich kann’s deutlich
erkennen. Das iſt die alte Burg, links daneben liegt
das Haus, mein Haus — Jeſus Maria — ich kann’s
wahrhaftig ſehen, wie ein kleines, weißes Pünktchen!
Da wohnt mein Mutterl.‟
Jetzt beugte auch La ſich vor.
„Wo?‟ fragte ſie.
Mit der Spitze einer Nadel bezeichnete Saltner den
Punkt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |