"Wie in aller Welt ist das möglich?" fragte Saltner. "Sie haben ja im Raume keinerlei Wider- stand, wie unsre Schiffe im Wasser. Können wir doch nicht einmal unsern Luftballon ohne Schleppseile lenken."
"Es fehlen Jhnen nur die nötigen Energiequellen und allerdings auch der nötige Platz zum Losschießen, wie wir ihn im Weltraum zur Verfügung haben. Sehen Sie, ein solcher Schuß, man nennt ihn einen "Spe", entwickelt eine Energiemenge von ungefähr 500 Billionen Meterkilogramm, wenn ich richtig um- gerechnet habe --"
"Es trifft ziemlich zu", sagte La, da Jo sie fragend ansah.
"Dadurch können wir also", fuhr Jo fort, "einem Raumschiff, das eine Masse von etwa einer Million Kilogramm besitzt, eine Geschwindigkeit von ein Kilometer in der Sekunde erteilen -- wenn wir somit dreißig Spes anwenden, so ist es möglich, die Geschwindigkeit, die unser Fahrzeug von der Erde mitnimmt, auf Null herunterzubringen. So ein Schuß wird ganz allmählich entladen -- sonst könnte ja niemand den Ruck aushalten -- immerhin bringen wir das Schiff binnen drei Stunden zum Stehen. Sie sehen also, daß wir auf diese Weise an jeder be- liebigen Stelle des Weltraums einfach Halt machen können. Wir heben die Anziehung der Sonne auf und heben die planetarische Tangentialgeschwindigkeit auf, und damit stehen wir still, unverändert in unsrer Lage zu allen Körpern unsres Sonnensystems. Hier können wir warten, so lange wir Lust haben; wir
Zwölftes Kapitel.
„Wie in aller Welt iſt das möglich?‟ fragte Saltner. „Sie haben ja im Raume keinerlei Wider- ſtand, wie unſre Schiffe im Waſſer. Können wir doch nicht einmal unſern Luftballon ohne Schleppſeile lenken.‟
„Es fehlen Jhnen nur die nötigen Energiequellen und allerdings auch der nötige Platz zum Losſchießen, wie wir ihn im Weltraum zur Verfügung haben. Sehen Sie, ein ſolcher Schuß, man nennt ihn einen „Spe‟, entwickelt eine Energiemenge von ungefähr 500 Billionen Meterkilogramm, wenn ich richtig um- gerechnet habe —‟
„Es trifft ziemlich zu‟, ſagte La, da Jo ſie fragend anſah.
„Dadurch können wir alſo‟, fuhr Jo fort, „einem Raumſchiff, das eine Maſſe von etwa einer Million Kilogramm beſitzt, eine Geſchwindigkeit von ein Kilometer in der Sekunde erteilen — wenn wir ſomit dreißig Spes anwenden, ſo iſt es möglich, die Geſchwindigkeit, die unſer Fahrzeug von der Erde mitnimmt, auf Null herunterzubringen. So ein Schuß wird ganz allmählich entladen — ſonſt könnte ja niemand den Ruck aushalten — immerhin bringen wir das Schiff binnen drei Stunden zum Stehen. Sie ſehen alſo, daß wir auf dieſe Weiſe an jeder be- liebigen Stelle des Weltraums einfach Halt machen können. Wir heben die Anziehung der Sonne auf und heben die planetariſche Tangentialgeſchwindigkeit auf, und damit ſtehen wir ſtill, unverändert in unſrer Lage zu allen Körpern unſres Sonnenſyſtems. Hier können wir warten, ſo lange wir Luſt haben; wir
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Zwölftes Kapitel.
„Wie in aller Welt iſt das möglich?‟ fragte
Saltner. „Sie haben ja im Raume keinerlei Wider-
ſtand, wie unſre Schiffe im Waſſer. Können wir doch
nicht einmal unſern Luftballon ohne Schleppſeile lenken.‟
„Es fehlen Jhnen nur die nötigen Energiequellen
und allerdings auch der nötige Platz zum Losſchießen,
wie wir ihn im Weltraum zur Verfügung haben.
Sehen Sie, ein ſolcher Schuß, man nennt ihn einen
„Spe‟, entwickelt eine Energiemenge von ungefähr
500 Billionen Meterkilogramm, wenn ich richtig um-
gerechnet habe —‟
„Es trifft ziemlich zu‟, ſagte La, da Jo ſie fragend
anſah.
„Dadurch können wir alſo‟, fuhr Jo fort,
„einem Raumſchiff, das eine Maſſe von etwa einer
Million Kilogramm beſitzt, eine Geſchwindigkeit von
ein Kilometer in der Sekunde erteilen — wenn wir
ſomit dreißig Spes anwenden, ſo iſt es möglich, die
Geſchwindigkeit, die unſer Fahrzeug von der Erde
mitnimmt, auf Null herunterzubringen. So ein
Schuß wird ganz allmählich entladen — ſonſt könnte
ja niemand den Ruck aushalten — immerhin bringen
wir das Schiff binnen drei Stunden zum Stehen.
Sie ſehen alſo, daß wir auf dieſe Weiſe an jeder be-
liebigen Stelle des Weltraums einfach Halt machen
können. Wir heben die Anziehung der Sonne auf
und heben die planetariſche Tangentialgeſchwindigkeit
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/192>, abgerufen am 23.11.2024.
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