"Sie haben darin vollkommen recht," erwiderte Jo. "Dies war der einzige Weg, der unsern Raumschiffern in der ersten Zeit unserer Weltraumfahrten zu Ge- bote stand. Sie hatten damals nur das Mittel der Gravitationsänderung, infolgedessen waren die Fahrten sehr zeitraubend, mühsam und gefährlich. Man konnte unter Umständen Jahre brauchen, um von der Erde bis in die Nähe des Mars zurück zu gelangen, und ein kleiner Fehler in der Berechnung oder eine un- vorhergesehene Störung konnte weitere Jahre kosten. Ja wir haben damals noch manches Schiff verloren, von dem man nie wieder etwas gehört hat."
"Und wieso ist das jetzt besser geworden?" fragte Grunthe.
"Sie scheinen noch nichts von der Spe'schen Er- findung der Richtschüsse zu wissen," bemerkte Jo.
"Was ist das?"
"Das ist alles zugleich, was bei Jhren Schiffen Schraube, Steuer und Anker sind. Wir können da- durch unsre Geschwindigkeit vergrößern, verringern, vernichten und umkehren, sowie in jede beliebige Rich- tung lenken. Da es sich dabei aber um kolossalen Energieaufwand handelt, wie Sie sich denken können, -- wir haben es ja mit Geschwindigkeiten von durch- schnittlich 30 Kilometer zu thun, deren Quadrate hier in Ansatz kommen -- so benutzen wir sie nur mit Maß. Die Gravitation arbeitet billiger."
Grunthe schwieg. Es war ihm unheimlich, sich dieser Macht gegenüber zu fühlen, welche selbst die Herrschaft der Sonne im Weltraum zu bändigen wußte.
Die Raumſchiffer.
„Sie haben darin vollkommen recht,‟ erwiderte Jo. „Dies war der einzige Weg, der unſern Raumſchiffern in der erſten Zeit unſerer Weltraumfahrten zu Ge- bote ſtand. Sie hatten damals nur das Mittel der Gravitationsänderung, infolgedeſſen waren die Fahrten ſehr zeitraubend, mühſam und gefährlich. Man konnte unter Umſtänden Jahre brauchen, um von der Erde bis in die Nähe des Mars zurück zu gelangen, und ein kleiner Fehler in der Berechnung oder eine un- vorhergeſehene Störung konnte weitere Jahre koſten. Ja wir haben damals noch manches Schiff verloren, von dem man nie wieder etwas gehört hat.‟
„Und wieſo iſt das jetzt beſſer geworden?‟ fragte Grunthe.
„Sie ſcheinen noch nichts von der Spe’ſchen Er- findung der Richtſchüſſe zu wiſſen,‟ bemerkte Jo.
„Was iſt das?‟
„Das iſt alles zugleich, was bei Jhren Schiffen Schraube, Steuer und Anker ſind. Wir können da- durch unſre Geſchwindigkeit vergrößern, verringern, vernichten und umkehren, ſowie in jede beliebige Rich- tung lenken. Da es ſich dabei aber um koloſſalen Energieaufwand handelt, wie Sie ſich denken können, — wir haben es ja mit Geſchwindigkeiten von durch- ſchnittlich 30 Kilometer zu thun, deren Quadrate hier in Anſatz kommen — ſo benutzen wir ſie nur mit Maß. Die Gravitation arbeitet billiger.‟
Grunthe ſchwieg. Es war ihm unheimlich, ſich dieſer Macht gegenüber zu fühlen, welche ſelbſt die Herrſchaft der Sonne im Weltraum zu bändigen wußte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0191"n="183"/><fwplace="top"type="header">Die Raumſchiffer.</fw><lb/><p>„Sie haben darin vollkommen recht,‟ erwiderte Jo.<lb/>„Dies war der einzige Weg, der unſern Raumſchiffern<lb/>
in der erſten Zeit unſerer Weltraumfahrten zu Ge-<lb/>
bote ſtand. Sie hatten damals nur das Mittel der<lb/>
Gravitationsänderung, infolgedeſſen waren die Fahrten<lb/>ſehr zeitraubend, mühſam und gefährlich. Man konnte<lb/>
unter Umſtänden Jahre brauchen, um von der Erde<lb/>
bis in die Nähe des Mars zurück zu gelangen, und<lb/>
ein kleiner Fehler in der Berechnung oder eine un-<lb/>
vorhergeſehene Störung konnte weitere Jahre koſten.<lb/>
Ja wir haben damals noch manches Schiff verloren,<lb/>
von dem man nie wieder etwas gehört hat.‟</p><lb/><p>„Und wieſo iſt das jetzt beſſer geworden?‟ fragte<lb/>
Grunthe.</p><lb/><p>„Sie ſcheinen noch nichts von der Spe’ſchen Er-<lb/>
findung der Richtſchüſſe zu wiſſen,‟ bemerkte Jo.</p><lb/><p>„Was iſt das?‟</p><lb/><p>„Das iſt alles zugleich, was bei Jhren Schiffen<lb/>
Schraube, Steuer und Anker ſind. Wir können da-<lb/>
durch unſre Geſchwindigkeit vergrößern, verringern,<lb/>
vernichten und umkehren, ſowie in jede beliebige Rich-<lb/>
tung lenken. Da es ſich dabei aber um koloſſalen<lb/>
Energieaufwand handelt, wie Sie ſich denken können,<lb/>— wir haben es ja mit Geſchwindigkeiten von durch-<lb/>ſchnittlich 30 Kilometer zu thun, deren Quadrate hier<lb/>
in Anſatz kommen —ſo benutzen wir ſie nur mit<lb/>
Maß. Die Gravitation arbeitet billiger.‟</p><lb/><p>Grunthe ſchwieg. Es war ihm unheimlich, ſich<lb/>
dieſer Macht gegenüber zu fühlen, welche ſelbſt die<lb/>
Herrſchaft der Sonne im Weltraum zu bändigen wußte.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[183/0191]
Die Raumſchiffer.
„Sie haben darin vollkommen recht,‟ erwiderte Jo.
„Dies war der einzige Weg, der unſern Raumſchiffern
in der erſten Zeit unſerer Weltraumfahrten zu Ge-
bote ſtand. Sie hatten damals nur das Mittel der
Gravitationsänderung, infolgedeſſen waren die Fahrten
ſehr zeitraubend, mühſam und gefährlich. Man konnte
unter Umſtänden Jahre brauchen, um von der Erde
bis in die Nähe des Mars zurück zu gelangen, und
ein kleiner Fehler in der Berechnung oder eine un-
vorhergeſehene Störung konnte weitere Jahre koſten.
Ja wir haben damals noch manches Schiff verloren,
von dem man nie wieder etwas gehört hat.‟
„Und wieſo iſt das jetzt beſſer geworden?‟ fragte
Grunthe.
„Sie ſcheinen noch nichts von der Spe’ſchen Er-
findung der Richtſchüſſe zu wiſſen,‟ bemerkte Jo.
„Was iſt das?‟
„Das iſt alles zugleich, was bei Jhren Schiffen
Schraube, Steuer und Anker ſind. Wir können da-
durch unſre Geſchwindigkeit vergrößern, verringern,
vernichten und umkehren, ſowie in jede beliebige Rich-
tung lenken. Da es ſich dabei aber um koloſſalen
Energieaufwand handelt, wie Sie ſich denken können,
— wir haben es ja mit Geſchwindigkeiten von durch-
ſchnittlich 30 Kilometer zu thun, deren Quadrate hier
in Anſatz kommen — ſo benutzen wir ſie nur mit
Maß. Die Gravitation arbeitet billiger.‟
Grunthe ſchwieg. Es war ihm unheimlich, ſich
dieſer Macht gegenüber zu fühlen, welche ſelbſt die
Herrſchaft der Sonne im Weltraum zu bändigen wußte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/191>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.