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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Wilhelm von Conches: Die Elemente.

Seine Beispiele entnimmt er, ebenso wie die gleichzeitigen
Schriftsteller, von den Teilen des menschlichen Körpers. Dieser
zerfällt in seine Organe, welche zunächst in gleichartige Teile
zerlegt werden, wie Fleisch und Knochen. Die gleichartigen
Teile können in die Humores, die Humores aber in Elemente,
d. h. in die einfachsten und kleinsten Teilchen zerlegt werden.
Das ist nichts anderes, als die Lehre Galens. Die Teilung
kann in Bezug auf die Organe actu, in Bezug auf die Humores
und Elementa aber nur intellectu geschehen.1

Wenn man nun fragt, wo denn die Elemente sind, so ist
zu antworten, sie sind in der Zusammensetzung des mensch-
lichen Leibes und anderer Körper, wie der Buchstabe in der
Zusammensetzung der Silbe, wenn auch nicht für sich bestehend.
Sie sind aber nicht Eigenschaften, sondern Materie; Materie ist
nämlich das, was unter Annahme der Form in etwas anderes über-
geht. Die Eigenschaften liegen in den Elementen, sind aber nicht
die Elemente selbst. Die Elemente sind vielmehr einfache Elementar-
teilchen, die erst durch ihr Zusammentreten die Eigenschaften
der Körper bedingen. Daher haben eben die Philosophen und Ärzte
(physici), wo sie über die Natur der Körper handeln, die einfachsten
und kleinsten Teilchen jener Naturen Elemente, gewissermaßen
die ersten Anfänge (prima principia) genannt.

Bei der Schöpfung der Welt sind zuerst diese Elementar-
teilchen und aus ihnen alles andere erschaffen worden.

Die Elemente sind in den sichtbaren Körpern durch Neben-
einanderlagerung enthalten. Die kalten und trockenen Teilchen
bilden die Erde, die kalten und feuchten das Wasser, die
warmen und feuchten die Luft, die warmen und trockenen das
Feuer. Es sind jedoch die wahrnehmbaren Körper, welche
Erde, Wasser, Luft und Feuer heißen, keineswegs die Elemente
selbst. Wir nennen nur Erde einen Körper, in welchem die

1 A. a. O. p. 209. Haec elementa nunquam videntur, sed ratione divi-
sionis intelliguntur. Dividitur enim ut figuraliter dicatur humanum corpus in
organica, ut in manus, et organica in homiomera. i. consimiles, scil. in partes
carnis et ossa. Homiomera autem in humores, melancholiam, etc., humores
autem in elementa i. in simplas et minimas particulas. cujus divisionis pars
actu, pars sola ratione et cogitatione fieri potest .... Humores in elementa
solus intellectus dividere potest, quia ut ait Boetius in commento super Por-
phyrium, vis est intellectus conjuncta dividere et divisa conjungere.
Wilhelm von Conches: Die Elemente.

Seine Beispiele entnimmt er, ebenso wie die gleichzeitigen
Schriftsteller, von den Teilen des menschlichen Körpers. Dieser
zerfällt in seine Organe, welche zunächst in gleichartige Teile
zerlegt werden, wie Fleisch und Knochen. Die gleichartigen
Teile können in die Humores, die Humores aber in Elemente,
d. h. in die einfachsten und kleinsten Teilchen zerlegt werden.
Das ist nichts anderes, als die Lehre Galens. Die Teilung
kann in Bezug auf die Organe actu, in Bezug auf die Humores
und Elementa aber nur intellectu geschehen.1

Wenn man nun fragt, wo denn die Elemente sind, so ist
zu antworten, sie sind in der Zusammensetzung des mensch-
lichen Leibes und anderer Körper, wie der Buchstabe in der
Zusammensetzung der Silbe, wenn auch nicht für sich bestehend.
Sie sind aber nicht Eigenschaften, sondern Materie; Materie ist
nämlich das, was unter Annahme der Form in etwas anderes über-
geht. Die Eigenschaften liegen in den Elementen, sind aber nicht
die Elemente selbst. Die Elemente sind vielmehr einfache Elementar-
teilchen, die erst durch ihr Zusammentreten die Eigenschaften
der Körper bedingen. Daher haben eben die Philosophen und Ärzte
(physici), wo sie über die Natur der Körper handeln, die einfachsten
und kleinsten Teilchen jener Naturen Elemente, gewissermaßen
die ersten Anfänge (prima principia) genannt.

Bei der Schöpfung der Welt sind zuerst diese Elementar-
teilchen und aus ihnen alles andere erschaffen worden.

Die Elemente sind in den sichtbaren Körpern durch Neben-
einanderlagerung enthalten. Die kalten und trockenen Teilchen
bilden die Erde, die kalten und feuchten das Wasser, die
warmen und feuchten die Luft, die warmen und trockenen das
Feuer. Es sind jedoch die wahrnehmbaren Körper, welche
Erde, Wasser, Luft und Feuer heißen, keineswegs die Elemente
selbst. Wir nennen nur Erde einen Körper, in welchem die

1 A. a. O. p. 209. Haec elementa nunquam videntur, sed ratione divi-
sionis intelliguntur. Dividitur enim ut figuraliter dicatur humanum corpus in
organica, ut in manus, et organica in homiomera. i. consimiles, scil. in partes
carnis et ossa. Homiomera autem in humores, melancholiam, etc., humores
autem in elementa i. in simplas et minimas particulas. cujus divisionis pars
actu, pars sola ratione et cogitatione fieri potest .... Humores in elementa
solus intellectus dividere potest, quia ut ait Boëtius in commento super Por-
phyrium, vis est intellectus conjuncta dividere et divisa conjungere.
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[75/0093] Wilhelm von Conches: Die Elemente. Seine Beispiele entnimmt er, ebenso wie die gleichzeitigen Schriftsteller, von den Teilen des menschlichen Körpers. Dieser zerfällt in seine Organe, welche zunächst in gleichartige Teile zerlegt werden, wie Fleisch und Knochen. Die gleichartigen Teile können in die Humores, die Humores aber in Elemente, d. h. in die einfachsten und kleinsten Teilchen zerlegt werden. Das ist nichts anderes, als die Lehre Galens. Die Teilung kann in Bezug auf die Organe actu, in Bezug auf die Humores und Elementa aber nur intellectu geschehen. 1 Wenn man nun fragt, wo denn die Elemente sind, so ist zu antworten, sie sind in der Zusammensetzung des mensch- lichen Leibes und anderer Körper, wie der Buchstabe in der Zusammensetzung der Silbe, wenn auch nicht für sich bestehend. Sie sind aber nicht Eigenschaften, sondern Materie; Materie ist nämlich das, was unter Annahme der Form in etwas anderes über- geht. Die Eigenschaften liegen in den Elementen, sind aber nicht die Elemente selbst. Die Elemente sind vielmehr einfache Elementar- teilchen, die erst durch ihr Zusammentreten die Eigenschaften der Körper bedingen. Daher haben eben die Philosophen und Ärzte (physici), wo sie über die Natur der Körper handeln, die einfachsten und kleinsten Teilchen jener Naturen Elemente, gewissermaßen die ersten Anfänge (prima principia) genannt. Bei der Schöpfung der Welt sind zuerst diese Elementar- teilchen und aus ihnen alles andere erschaffen worden. Die Elemente sind in den sichtbaren Körpern durch Neben- einanderlagerung enthalten. Die kalten und trockenen Teilchen bilden die Erde, die kalten und feuchten das Wasser, die warmen und feuchten die Luft, die warmen und trockenen das Feuer. Es sind jedoch die wahrnehmbaren Körper, welche Erde, Wasser, Luft und Feuer heißen, keineswegs die Elemente selbst. Wir nennen nur Erde einen Körper, in welchem die 1 A. a. O. p. 209. Haec elementa nunquam videntur, sed ratione divi- sionis intelliguntur. Dividitur enim ut figuraliter dicatur humanum corpus in organica, ut in manus, et organica in homiomera. i. consimiles, scil. in partes carnis et ossa. Homiomera autem in humores, melancholiam, etc., humores autem in elementa i. in simplas et minimas particulas. cujus divisionis pars actu, pars sola ratione et cogitatione fieri potest .... Humores in elementa solus intellectus dividere potest, quia ut ait Boëtius in commento super Por- phyrium, vis est intellectus conjuncta dividere et divisa conjungere.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/93>, abgerufen am 22.11.2024.