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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Basso: Litterarisches.
Disputationen so stark zu erschüttern, daß es nicht mehr
schwer war, durch ihre Entfernung einen bequemen Weg zur
Wahrheit zu eröffnen"; wie viele keinen Hehl daraus machten,
daß ihnen die Fehler der aristotelischen Lehre vor Augen
standen.1 Aber erst im Jahre 1621, ein Jahr nach dem Er-
scheinen des Novum Organum, begann in dem alten Mittelpunkte
scholastischer Wissenschaft die öffentliche Agitation für die
korpuskulartheoretische Auffassung der Materie.

2. Sebastian Basso.

Wie zwei Jahre früher in Deutschland ist es auch in Frank-
reich ein Mediziner, der oben genannte Dr. Sebastian Basso,
welcher zuerst für die Korpuskulartheorie methodisch auftritt,
ein Mann von äußerst scharfem Urteil und großem Wissen,
wie de Launoy sagt.2 Sein Werk erschien jedoch nicht in
Paris, sondern -- wohl aus Gründen der Vorsicht -- in Genf.3
Dasselbe ist heute selten und kaum bekannt, aber sein Einfluß
gerade auf die Pariser Kreise muß ein sehr lebhafter gewesen
sein, und die älteren Autoren erwähnen Basso mit Achtung
neben heute noch berühmten Namen.4 Jungius, Etienne de
Claves, Descartes, Gassendi, Berigard, Magnenus
5 dürften
direkt von Basso angeregt sein. Von seinen Lebensumständen

1 Philos. natur. Praefat.
2 Launoius, a. a. O. Op. T. IV. p. 224.
3 Philosophia naturalis adv. Aristotelem libri XII. In quibus abstrusa
veterum philosophia restauratur et Aristotelis errores solidis rationibus refelluntur.

Genevae 1621. 8. Ich citiere nach der Elzevir-Ausgabe Amstelodami 1649. 8.
Vgl. Brucker, IV, p. 467, A. ss.
4 Vgl. Campanella, De libr. propriis. c. II, art. 5, p. 47. -- Mersenne,
La verite des sciences, l. I, c. 9 f. -- Descartes, Oeuvres VI. p. 146. --
Conring, Introd. in phil. naturalem c. 2 § 7. -- Heumann, Acta philos. III, p.
939 f. -- Leibniz, Math. Schr. ed. Gerhardt VI p. 78. -- Sorel, S. 484. -- De Launoy
a. a. O. (S. Anm. 2.) (Vgl. Heumann, Act. phil. III S. 719.) Reiman, Hist. litt.
III, Fr. 328, S. 462 ff. Daselbst heißt es S. 461: "Diejenigen, die kein An-
denken bey der Nachwelt verdienen, die überkommen es, die es verdienen,
lässet man im Staube liegen. Und zu dieser Gattung gehört auch unser
obgedachter Sebastianus Basso." -- Sperling, Exercitat. phys. p. m. 30. --
Morhof, Polyhist. T. 2. l. 2. c. 11, 2. p. 206. p. 364. -- Magnenus citiert B.
häufig neben Sennert in Democritus reviviscens. -- Brucker, a. a. O. (S. Anm. 3.)
-- Über Voetius s. Bayle Art. Gorlaeus, vgl. oben S. 463. -- Jungius kannte
Basso. S. Wohlwill, Jungius S. 18.
5 Democritus rev., Ticini 1646. p. 125.
30*

Basso: Litterarisches.
Disputationen so stark zu erschüttern, daß es nicht mehr
schwer war, durch ihre Entfernung einen bequemen Weg zur
Wahrheit zu eröffnen‟; wie viele keinen Hehl daraus machten,
daß ihnen die Fehler der aristotelischen Lehre vor Augen
standen.1 Aber erst im Jahre 1621, ein Jahr nach dem Er-
scheinen des Novum Organum, begann in dem alten Mittelpunkte
scholastischer Wissenschaft die öffentliche Agitation für die
korpuskulartheoretische Auffassung der Materie.

2. Sebastian Basso.

Wie zwei Jahre früher in Deutschland ist es auch in Frank-
reich ein Mediziner, der oben genannte Dr. Sebastian Basso,
welcher zuerst für die Korpuskulartheorie methodisch auftritt,
ein Mann von äußerst scharfem Urteil und großem Wissen,
wie de Launoy sagt.2 Sein Werk erschien jedoch nicht in
Paris, sondern — wohl aus Gründen der Vorsicht — in Genf.3
Dasselbe ist heute selten und kaum bekannt, aber sein Einfluß
gerade auf die Pariser Kreise muß ein sehr lebhafter gewesen
sein, und die älteren Autoren erwähnen Basso mit Achtung
neben heute noch berühmten Namen.4 Jungius, Etienne de
Claves, Descartes, Gassendi, Berigard, Magnenus
5 dürften
direkt von Basso angeregt sein. Von seinen Lebensumständen

1 Philos. natur. Praefat.
2 Launoius, a. a. O. Op. T. IV. p. 224.
3 Philosophia naturalis adv. Aristotelem libri XII. In quibus abstrusa
veterum philosophia restauratur et Aristotelis errores solidis rationibus refelluntur.

Genevae 1621. 8. Ich citiere nach der Elzevir-Ausgabe Amstelodami 1649. 8.
Vgl. Brucker, IV, p. 467, A. ss.
4 Vgl. Campanella, De libr. propriis. c. II, art. 5, p. 47. — Mersenne,
La verité des sciences, l. I, c. 9 f. — Descartes, Oeuvres VI. p. 146. —
Conring, Introd. in phil. naturalem c. 2 § 7. — Heumann, Acta philos. III, p.
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denken bey der Nachwelt verdienen, die überkommen es, die es verdienen,
lässet man im Staube liegen. Und zu dieser Gattung gehört auch unser
obgedachter Sebastianus Basso.‟ — Sperling, Exercitat. phys. p. m. 30. —
Morhof, Polyhist. T. 2. l. 2. c. 11, 2. p. 206. p. 364. — Magnenus citiert B.
häufig neben Sennert in Democritus reviviscens.Brucker, a. a. O. (S. Anm. 3.)
— Über Voëtius s. Bayle Art. Gorlaeus, vgl. oben S. 463. — Jungius kannte
Basso. S. Wohlwill, Jungius S. 18.
5 Democritus rev., Ticini 1646. p. 125.
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[467/0485] Basso: Litterarisches. Disputationen so stark zu erschüttern, daß es nicht mehr schwer war, durch ihre Entfernung einen bequemen Weg zur Wahrheit zu eröffnen‟; wie viele keinen Hehl daraus machten, daß ihnen die Fehler der aristotelischen Lehre vor Augen standen. 1 Aber erst im Jahre 1621, ein Jahr nach dem Er- scheinen des Novum Organum, begann in dem alten Mittelpunkte scholastischer Wissenschaft die öffentliche Agitation für die korpuskulartheoretische Auffassung der Materie. 2. Sebastian Basso. Wie zwei Jahre früher in Deutschland ist es auch in Frank- reich ein Mediziner, der oben genannte Dr. Sebastian Basso, welcher zuerst für die Korpuskulartheorie methodisch auftritt, ein Mann von äußerst scharfem Urteil und großem Wissen, wie de Launoy sagt. 2 Sein Werk erschien jedoch nicht in Paris, sondern — wohl aus Gründen der Vorsicht — in Genf. 3 Dasselbe ist heute selten und kaum bekannt, aber sein Einfluß gerade auf die Pariser Kreise muß ein sehr lebhafter gewesen sein, und die älteren Autoren erwähnen Basso mit Achtung neben heute noch berühmten Namen. 4 Jungius, Etienne de Claves, Descartes, Gassendi, Berigard, Magnenus 5 dürften direkt von Basso angeregt sein. Von seinen Lebensumständen 1 Philos. natur. Praefat. 2 Launoius, a. a. O. Op. T. IV. p. 224. 3 Philosophia naturalis adv. Aristotelem libri XII. In quibus abstrusa veterum philosophia restauratur et Aristotelis errores solidis rationibus refelluntur. Genevae 1621. 8. Ich citiere nach der Elzevir-Ausgabe Amstelodami 1649. 8. Vgl. Brucker, IV, p. 467, A. ss. 4 Vgl. Campanella, De libr. propriis. c. II, art. 5, p. 47. — Mersenne, La verité des sciences, l. I, c. 9 f. — Descartes, Oeuvres VI. p. 146. — Conring, Introd. in phil. naturalem c. 2 § 7. — Heumann, Acta philos. III, p. 939 f. — Leibniz, Math. Schr. ed. Gerhardt VI p. 78. — Sorel, S. 484. — De Launoy a. a. O. (S. Anm. 2.) (Vgl. Heumann, Act. phil. III S. 719.) Reiman, Hist. litt. III, Fr. 328, S. 462 ff. Daselbst heißt es S. 461: „Diejenigen, die kein An- denken bey der Nachwelt verdienen, die überkommen es, die es verdienen, lässet man im Staube liegen. Und zu dieser Gattung gehört auch unser obgedachter Sebastianus Basso.‟ — Sperling, Exercitat. phys. p. m. 30. — Morhof, Polyhist. T. 2. l. 2. c. 11, 2. p. 206. p. 364. — Magnenus citiert B. häufig neben Sennert in Democritus reviviscens. — Brucker, a. a. O. (S. Anm. 3.) — Über Voëtius s. Bayle Art. Gorlaeus, vgl. oben S. 463. — Jungius kannte Basso. S. Wohlwill, Jungius S. 18. 5 Democritus rev., Ticini 1646. p. 125. 30*

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/485>, abgerufen am 22.11.2024.