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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Sennerts Quellen.
junge Sennert dahin gekommen. Sennerts Korpuskulartheorie
stammt aus der Medizin, nicht aus der Philosophie, und sucht
die chemischen Erklärungen, die Bruno verschmähte. Gorlaeus'
Exercitationes philosophicae (1620), das Novum Organum Bacons
(1620) und die Atomistik Bassos (1621) sind jünger als die erste
Aufstellung der Korpuskulartheorie durch Sennert im Jahre
1619; aber auch vor der Umarbeitung der Epitome (1633) und
der Herausgabe der Hypomnemata scheint er diese Werke nicht
kennen gelernt zu haben. Es ist also nur die medizinische
Tradition, die in der atomistischen Neigung der methodischen
Schule ihren wichtigsten Stützpunkt fand, gewesen, welche ihn
befähigte, der Atomenlehre unbefangener gegenüberzustehen,
als diejenigen, welche dieselbe nur im Spiegel der aristotelischen
Physik zu sehen pflegten.

Allerdings muß zugegeben werden, daß zwischen den
schüchternen Anfängen von 1619 und der entschiedenen Ver-
tretung der Korpuskulartheorie von 1636 ein auffallender Ab-
stand ist, und daß gerade in diese Jahre die allgemeine
Bewegung zu Gunsten der Korpuskulartheorie fällt. Diese Be-
strebungen, die zweifellos im Verkehr der Gelehrten noch leb-
hafter wirkten als in der Öffentlichkeit erkennbar war,1 dürften
auch Sennert in seinen Ansichten ermutigt und bestärkt haben.
Immerhin aber gebührt ihm das Verdienst, dem korpuskular-
theoretischen Gedanken zuerst einen Ausdruck gegeben zu
haben, der von kräftigen Folgen begleitet war. Nicht nur auf
Deutschland, auch weit über dessen Grenzen hinaus erstreckten
sich die anregenden Wirkungen der Sennertschen Lehren.



1 Hierzu vgl. über Jungius, 4. Buch.

Sennerts Quellen.
junge Sennert dahin gekommen. Sennerts Korpuskulartheorie
stammt aus der Medizin, nicht aus der Philosophie, und sucht
die chemischen Erklärungen, die Bruno verschmähte. Gorlaeus
Exercitationes philosophicae (1620), das Novum Organum Bacons
(1620) und die Atomistik Bassos (1621) sind jünger als die erste
Aufstellung der Korpuskulartheorie durch Sennert im Jahre
1619; aber auch vor der Umarbeitung der Epitome (1633) und
der Herausgabe der Hypomnemata scheint er diese Werke nicht
kennen gelernt zu haben. Es ist also nur die medizinische
Tradition, die in der atomistischen Neigung der methodischen
Schule ihren wichtigsten Stützpunkt fand, gewesen, welche ihn
befähigte, der Atomenlehre unbefangener gegenüberzustehen,
als diejenigen, welche dieselbe nur im Spiegel der aristotelischen
Physik zu sehen pflegten.

Allerdings muß zugegeben werden, daß zwischen den
schüchternen Anfängen von 1619 und der entschiedenen Ver-
tretung der Korpuskulartheorie von 1636 ein auffallender Ab-
stand ist, und daß gerade in diese Jahre die allgemeine
Bewegung zu Gunsten der Korpuskulartheorie fällt. Diese Be-
strebungen, die zweifellos im Verkehr der Gelehrten noch leb-
hafter wirkten als in der Öffentlichkeit erkennbar war,1 dürften
auch Sennert in seinen Ansichten ermutigt und bestärkt haben.
Immerhin aber gebührt ihm das Verdienst, dem korpuskular-
theoretischen Gedanken zuerst einen Ausdruck gegeben zu
haben, der von kräftigen Folgen begleitet war. Nicht nur auf
Deutschland, auch weit über dessen Grenzen hinaus erstreckten
sich die anregenden Wirkungen der Sennertschen Lehren.



1 Hierzu vgl. über Jungius, 4. Buch.
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[454/0472] Sennerts Quellen. junge Sennert dahin gekommen. Sennerts Korpuskulartheorie stammt aus der Medizin, nicht aus der Philosophie, und sucht die chemischen Erklärungen, die Bruno verschmähte. Gorlaeus’ Exercitationes philosophicae (1620), das Novum Organum Bacons (1620) und die Atomistik Bassos (1621) sind jünger als die erste Aufstellung der Korpuskulartheorie durch Sennert im Jahre 1619; aber auch vor der Umarbeitung der Epitome (1633) und der Herausgabe der Hypomnemata scheint er diese Werke nicht kennen gelernt zu haben. Es ist also nur die medizinische Tradition, die in der atomistischen Neigung der methodischen Schule ihren wichtigsten Stützpunkt fand, gewesen, welche ihn befähigte, der Atomenlehre unbefangener gegenüberzustehen, als diejenigen, welche dieselbe nur im Spiegel der aristotelischen Physik zu sehen pflegten. Allerdings muß zugegeben werden, daß zwischen den schüchternen Anfängen von 1619 und der entschiedenen Ver- tretung der Korpuskulartheorie von 1636 ein auffallender Ab- stand ist, und daß gerade in diese Jahre die allgemeine Bewegung zu Gunsten der Korpuskulartheorie fällt. Diese Be- strebungen, die zweifellos im Verkehr der Gelehrten noch leb- hafter wirkten als in der Öffentlichkeit erkennbar war, 1 dürften auch Sennert in seinen Ansichten ermutigt und bestärkt haben. Immerhin aber gebührt ihm das Verdienst, dem korpuskular- theoretischen Gedanken zuerst einen Ausdruck gegeben zu haben, der von kräftigen Folgen begleitet war. Nicht nur auf Deutschland, auch weit über dessen Grenzen hinaus erstreckten sich die anregenden Wirkungen der Sennertschen Lehren. 1 Hierzu vgl. über Jungius, 4. Buch.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/472>, abgerufen am 22.11.2024.