Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.G. Bruno: Elemente. der einzelnen, dem Körper zugehörenden Welt in Betrachtkommen; sie ist der Antrieb der Körper nach dem ihnen zu- gehörenden Orte.1 In proprio loco sind die Körper nicht schwer, die Luft und das Wasser üben auf der Oberfläche der Erde und im Meere keinen Druck aus.2 Es gibt aber -- und dies ist der Fortschritt über Aristoteles -- keinen absolut schweren oder absolut leichten Körper, sondern schwer und leicht sind durchaus relative Begriffe.3 Ein und derselbe Körper kann in einer Hinsicht oder einer Lage als leicht, in andrer als schwer betrachtet werden und sich verschieden verhalten. Es gibt daher auch keine natürliche Bewegung der Elemente in gerader Linie (wie es ja in Wirklichkeit überhaupt weder gerade Linie noch Kreis gibt), sondern natürlich ist nur der fortwährende Wechsel alles Vorhandenen, das Hin- und Wiederströmen der Teile, vom Mittelpunkte nach dem Umfange und zurück, welches sowohl in jedem einzelnen Orga- nismus, als in der Erde und den übrigen Welten, die sich nicht anders wie Lebewesen verhalten, stattfindet.4 Ebensowenig kann deshalb von einer bestimmten Reihenfolge der Elemente in Bezug auf die Schwere die Rede sein, und es kommt auf die Umstände an, welches Element man als ins Innerste der Erd- kugel dringend betrachten will. Soll der Mittelpunkt dem- jenigen Elemente eingeräumt werden, welches mit dem größten Andrange und der lebhaftesten Geschwindigkeit sich bewegt, so käme der erste Platz der Luft zu, der zweite dem Wasser, der dritte der Erde. Wenn dagegen die Stelle im Mittelpunkte dem schwersten und dichtesten Elemente zugeordnet werden soll, so kommt zuerst das Wasser, dann die Luft und zudritt das Trockene. Nehmen wir jedoch die Erde mit dem Wasser verbunden, so gebührt die erste Stelle der Erde, die zweite dem Wasser, die dritte der Luft.5 Ein Körper ist um so schwerer, je dichter er ist. Alle Dichtigkeit hat ihren Grund in der Konkretion der Teile oder Atome, alle Konkretion aber kann nur geschehen durch ein Zusammenleimen (agglutinatio), 1 Acrot. a. 80, p. 127. 2 De imm. IV, 15. p. 425. 3 Acrot. a. 76, 77, p. 125, 126. 4 Acrot. a. 78, p. 122 f. 5 Man vgl. dar. De l'infin, W. II, p. 65. Acrot. art. 75, p. 124. De imm.
p. 525. p. 459--461. De monade, p. 72. Auch Wernekke, G. Brunos Polemik geg. d. arist. Kosmologie. Dresden 1871. p. 27 ff. G. Bruno: Elemente. der einzelnen, dem Körper zugehörenden Welt in Betrachtkommen; sie ist der Antrieb der Körper nach dem ihnen zu- gehörenden Orte.1 In proprio loco sind die Körper nicht schwer, die Luft und das Wasser üben auf der Oberfläche der Erde und im Meere keinen Druck aus.2 Es gibt aber — und dies ist der Fortschritt über Aristoteles — keinen absolut schweren oder absolut leichten Körper, sondern schwer und leicht sind durchaus relative Begriffe.3 Ein und derselbe Körper kann in einer Hinsicht oder einer Lage als leicht, in andrer als schwer betrachtet werden und sich verschieden verhalten. Es gibt daher auch keine natürliche Bewegung der Elemente in gerader Linie (wie es ja in Wirklichkeit überhaupt weder gerade Linie noch Kreis gibt), sondern natürlich ist nur der fortwährende Wechsel alles Vorhandenen, das Hin- und Wiederströmen der Teile, vom Mittelpunkte nach dem Umfange und zurück, welches sowohl in jedem einzelnen Orga- nismus, als in der Erde und den übrigen Welten, die sich nicht anders wie Lebewesen verhalten, stattfindet.4 Ebensowenig kann deshalb von einer bestimmten Reihenfolge der Elemente in Bezug auf die Schwere die Rede sein, und es kommt auf die Umstände an, welches Element man als ins Innerste der Erd- kugel dringend betrachten will. Soll der Mittelpunkt dem- jenigen Elemente eingeräumt werden, welches mit dem größten Andrange und der lebhaftesten Geschwindigkeit sich bewegt, so käme der erste Platz der Luft zu, der zweite dem Wasser, der dritte der Erde. Wenn dagegen die Stelle im Mittelpunkte dem schwersten und dichtesten Elemente zugeordnet werden soll, so kommt zuerst das Wasser, dann die Luft und zudritt das Trockene. Nehmen wir jedoch die Erde mit dem Wasser verbunden, so gebührt die erste Stelle der Erde, die zweite dem Wasser, die dritte der Luft.5 Ein Körper ist um so schwerer, je dichter er ist. Alle Dichtigkeit hat ihren Grund in der Konkretion der Teile oder Atome, alle Konkretion aber kann nur geschehen durch ein Zusammenleimen (agglutinatio), 1 Acrot. a. 80, p. 127. 2 De imm. IV, 15. p. 425. 3 Acrot. a. 76, 77, p. 125, 126. 4 Acrot. a. 78, p. 122 f. 5 Man vgl. dar. De l’infin, W. II, p. 65. Acrot. art. 75, p. 124. De imm.
p. 525. p. 459—461. De monade, p. 72. Auch Wernekke, G. Brunos Polemik geg. d. arist. Kosmologie. Dresden 1871. p. 27 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0411" n="393"/><fw place="top" type="header">G. <hi rendition="#k">Bruno</hi>: Elemente.</fw><lb/> der einzelnen, dem Körper zugehörenden Welt in Betracht<lb/> kommen; sie ist der Antrieb der Körper nach dem ihnen zu-<lb/> gehörenden Orte.<note place="foot" n="1"><hi rendition="#i">Acrot.</hi> a. 80, p. 127.</note> <hi rendition="#i">In proprio loco</hi> sind die Körper nicht schwer,<lb/> die Luft und das Wasser üben auf der Oberfläche der Erde<lb/> und im Meere keinen Druck aus.<note place="foot" n="2"><hi rendition="#i">De imm.</hi> IV, 15. p. 425.</note> Es gibt aber — und dies<lb/> ist der Fortschritt über <hi rendition="#k">Aristoteles</hi> — keinen <hi rendition="#g">absolut<lb/> schweren</hi> oder <hi rendition="#g">absolut leichten</hi> Körper, sondern schwer<lb/> und leicht sind durchaus relative Begriffe.<note place="foot" n="3"><hi rendition="#i">Acrot.</hi> a. 76, 77,<lb/> p. 125, 126.</note> Ein und derselbe<lb/> Körper kann in einer Hinsicht oder einer Lage als leicht,<lb/> in andrer als schwer betrachtet werden und sich verschieden<lb/> verhalten. Es gibt daher auch keine natürliche Bewegung der<lb/> Elemente in gerader Linie (wie es ja in Wirklichkeit überhaupt<lb/> weder gerade Linie noch Kreis gibt), sondern <hi rendition="#g">natürlich</hi> ist<lb/> nur der fortwährende Wechsel alles Vorhandenen, das Hin-<lb/> und Wiederströmen der Teile, vom Mittelpunkte nach dem<lb/> Umfange und zurück, welches sowohl in jedem einzelnen Orga-<lb/> nismus, als in der Erde und den übrigen Welten, die sich nicht<lb/> anders wie Lebewesen verhalten, stattfindet.<note place="foot" n="4"><hi rendition="#i">Acrot.</hi> a. 78, p. 122 f.</note> Ebensowenig kann<lb/> deshalb von einer bestimmten Reihenfolge der Elemente in<lb/> Bezug auf die Schwere die Rede sein, und es kommt auf die<lb/> Umstände an, welches Element man als ins Innerste der Erd-<lb/> kugel dringend betrachten will. Soll der Mittelpunkt dem-<lb/> jenigen Elemente eingeräumt werden, welches mit dem größten<lb/> Andrange und der lebhaftesten Geschwindigkeit sich bewegt,<lb/> so käme der erste Platz der Luft zu, der zweite dem Wasser,<lb/> der dritte der Erde. Wenn dagegen die Stelle im Mittelpunkte<lb/> dem schwersten und dichtesten Elemente zugeordnet werden<lb/> soll, so kommt zuerst das Wasser, dann die Luft und zudritt<lb/> das Trockene. Nehmen wir jedoch die Erde mit dem Wasser<lb/> verbunden, so gebührt die erste Stelle der Erde, die zweite<lb/> dem Wasser, die dritte der Luft.<note place="foot" n="5">Man vgl. dar. <hi rendition="#i">De l’infin</hi>, W. II, p. 65. <hi rendition="#i">Acrot.</hi> art. 75, p. 124. <hi rendition="#i">De imm.</hi><lb/> p. 525. p. 459—461. <hi rendition="#i">De monade</hi>, p. 72. Auch <hi rendition="#k">Wernekke</hi>, <hi rendition="#i">G. Brunos Polemik<lb/> geg. d. arist. Kosmologie.</hi> Dresden 1871. p. 27 ff.</note> Ein Körper ist um so<lb/> schwerer, je dichter er ist. Alle Dichtigkeit hat ihren Grund<lb/> in der Konkretion der Teile oder Atome, alle Konkretion aber<lb/> kann nur geschehen durch ein Zusammenleimen (agglutinatio),<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0411]
G. Bruno: Elemente.
der einzelnen, dem Körper zugehörenden Welt in Betracht
kommen; sie ist der Antrieb der Körper nach dem ihnen zu-
gehörenden Orte. 1 In proprio loco sind die Körper nicht schwer,
die Luft und das Wasser üben auf der Oberfläche der Erde
und im Meere keinen Druck aus. 2 Es gibt aber — und dies
ist der Fortschritt über Aristoteles — keinen absolut
schweren oder absolut leichten Körper, sondern schwer
und leicht sind durchaus relative Begriffe. 3 Ein und derselbe
Körper kann in einer Hinsicht oder einer Lage als leicht,
in andrer als schwer betrachtet werden und sich verschieden
verhalten. Es gibt daher auch keine natürliche Bewegung der
Elemente in gerader Linie (wie es ja in Wirklichkeit überhaupt
weder gerade Linie noch Kreis gibt), sondern natürlich ist
nur der fortwährende Wechsel alles Vorhandenen, das Hin-
und Wiederströmen der Teile, vom Mittelpunkte nach dem
Umfange und zurück, welches sowohl in jedem einzelnen Orga-
nismus, als in der Erde und den übrigen Welten, die sich nicht
anders wie Lebewesen verhalten, stattfindet. 4 Ebensowenig kann
deshalb von einer bestimmten Reihenfolge der Elemente in
Bezug auf die Schwere die Rede sein, und es kommt auf die
Umstände an, welches Element man als ins Innerste der Erd-
kugel dringend betrachten will. Soll der Mittelpunkt dem-
jenigen Elemente eingeräumt werden, welches mit dem größten
Andrange und der lebhaftesten Geschwindigkeit sich bewegt,
so käme der erste Platz der Luft zu, der zweite dem Wasser,
der dritte der Erde. Wenn dagegen die Stelle im Mittelpunkte
dem schwersten und dichtesten Elemente zugeordnet werden
soll, so kommt zuerst das Wasser, dann die Luft und zudritt
das Trockene. Nehmen wir jedoch die Erde mit dem Wasser
verbunden, so gebührt die erste Stelle der Erde, die zweite
dem Wasser, die dritte der Luft. 5 Ein Körper ist um so
schwerer, je dichter er ist. Alle Dichtigkeit hat ihren Grund
in der Konkretion der Teile oder Atome, alle Konkretion aber
kann nur geschehen durch ein Zusammenleimen (agglutinatio),
1 Acrot. a. 80, p. 127.
2 De imm. IV, 15. p. 425.
3 Acrot. a. 76, 77,
p. 125, 126.
4 Acrot. a. 78, p. 122 f.
5 Man vgl. dar. De l’infin, W. II, p. 65. Acrot. art. 75, p. 124. De imm.
p. 525. p. 459—461. De monade, p. 72. Auch Wernekke, G. Brunos Polemik
geg. d. arist. Kosmologie. Dresden 1871. p. 27 ff.
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