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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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W. Gilbert: Elemente.
beth in London, wo er 1603 starb. Gilbert ist bekannt als
Begründer der Lehre vom Magnetismus und von der Elektrizität,
welch letzterer er den Namen (vis electrica) gab.1 Seine um-
fassende Experimentaluntersuchung über den Magneten muß
als epochemachend bezeichnet werden. Er wies nach, daß
die Erde ein Magnet mit zwei Polen sei und erklärte daraus
die Inklination der Magnetnadel, deren Veränderlichkeit auf
der Erdoberfläche er voraussagte. Bestätigt wurde diese An-
gabe erst 5 Jahre nach Gilberts Tode durch Hudsons Beob-
achtung in hoher Breite.2

Gilberts Stellung zu der Lehre von den Elementen und
ihren Kräften verdient näher betrachtet zu werden.3 Auch bei
diesen Untersuchungen hält er sich frei von aller phantastischen
Spekulation und begründet seine Behauptungen durch eine
reiche Zahl von Beobachtungen, namentlich auf geographischem
Gebiete. Er wendet sich gegen Aristoteles und Galenus, so-
wie gegen die Autorität überhaupt und bekämpft die vier tra-
ditionellen Elemente. Hier erhebt er gegen Aristoteles den
Vorwurf, daß seine Ableitung der Elemente eine willkürliche
sei. Denn da jener die Elemente durch Zusammenstellung von
je zwei Eigenschaften deduziert, so gäbe dies vier Elemente
nur in dem Falle, daß beide Eigenschaften gleichmäßig in
dem betreffenden Elemente vertreten wären; indem aber Ari-
stoteles
stets eine der Eigenschaften dominieren lasse, führe
er eine Willkürlichkeit ein. Wenn er das Feuer mit Betonung
der erstgenannten Qualität warm und trocken, die Luft feucht
und warm, die Erde trocken und kalt, das Wasser kalt und
feucht nenne, so habe er damit die Eigenschaften willkürlich
zusammengestellt; in derselben Weise könne man vier Ele-
mente bestimmen, als trocken und warm, d. h. mit über-

1 De magnete magneticisque corporibus et de magno magnete tellure
Physiologia nova
, Londini 1600. Ich citiere nach der von Lochmann besorgten
Ausgabe (in 4°) Sedini 1628.
2 Vgl. Poggendorff, Gesch. d. Phys. S. 280. -- Rosenberger II S. 37 f.
Heller, I S. 394 ff.
3 Das Werk, welches hier namentlich in Betracht kommt, ist erst nach
Gilberts Tode durch Boswell veröffentlicht worden: Guilielmi Gilberti, De
mundo nostro sublunari Philosophia nova. Opus posthumum.
Ed. Guil. Bos-
well. Amstelodami 1651.

W. Gilbert: Elemente.
beth in London, wo er 1603 starb. Gilbert ist bekannt als
Begründer der Lehre vom Magnetismus und von der Elektrizität,
welch letzterer er den Namen (vis electrica) gab.1 Seine um-
fassende Experimentaluntersuchung über den Magneten muß
als epochemachend bezeichnet werden. Er wies nach, daß
die Erde ein Magnet mit zwei Polen sei und erklärte daraus
die Inklination der Magnetnadel, deren Veränderlichkeit auf
der Erdoberfläche er voraussagte. Bestätigt wurde diese An-
gabe erst 5 Jahre nach Gilberts Tode durch Hudsons Beob-
achtung in hoher Breite.2

Gilberts Stellung zu der Lehre von den Elementen und
ihren Kräften verdient näher betrachtet zu werden.3 Auch bei
diesen Untersuchungen hält er sich frei von aller phantastischen
Spekulation und begründet seine Behauptungen durch eine
reiche Zahl von Beobachtungen, namentlich auf geographischem
Gebiete. Er wendet sich gegen Aristoteles und Galenus, so-
wie gegen die Autorität überhaupt und bekämpft die vier tra-
ditionellen Elemente. Hier erhebt er gegen Aristoteles den
Vorwurf, daß seine Ableitung der Elemente eine willkürliche
sei. Denn da jener die Elemente durch Zusammenstellung von
je zwei Eigenschaften deduziert, so gäbe dies vier Elemente
nur in dem Falle, daß beide Eigenschaften gleichmäßig in
dem betreffenden Elemente vertreten wären; indem aber Ari-
stoteles
stets eine der Eigenschaften dominieren lasse, führe
er eine Willkürlichkeit ein. Wenn er das Feuer mit Betonung
der erstgenannten Qualität warm und trocken, die Luft feucht
und warm, die Erde trocken und kalt, das Wasser kalt und
feucht nenne, so habe er damit die Eigenschaften willkürlich
zusammengestellt; in derselben Weise könne man vier Ele-
mente bestimmen, als trocken und warm, d. h. mit über-

1 De magnete magneticisque corporibus et de magno magnete tellure
Physiologia nova
, Londini 1600. Ich citiere nach der von Lochmann besorgten
Ausgabe (in 4°) Sedini 1628.
2 Vgl. Poggendorff, Gesch. d. Phys. S. 280. — Rosenberger II S. 37 f.
Heller, I S. 394 ff.
3 Das Werk, welches hier namentlich in Betracht kommt, ist erst nach
Gilberts Tode durch Boswell veröffentlicht worden: Guilielmi Gilberti, De
mundo nostro sublunari Philosophia nova. Opus posthumum.
Ed. Guil. Bos-
well. Amstelodami 1651.
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[316/0334] W. Gilbert: Elemente. beth in London, wo er 1603 starb. Gilbert ist bekannt als Begründer der Lehre vom Magnetismus und von der Elektrizität, welch letzterer er den Namen (vis electrica) gab. 1 Seine um- fassende Experimentaluntersuchung über den Magneten muß als epochemachend bezeichnet werden. Er wies nach, daß die Erde ein Magnet mit zwei Polen sei und erklärte daraus die Inklination der Magnetnadel, deren Veränderlichkeit auf der Erdoberfläche er voraussagte. Bestätigt wurde diese An- gabe erst 5 Jahre nach Gilberts Tode durch Hudsons Beob- achtung in hoher Breite. 2 Gilberts Stellung zu der Lehre von den Elementen und ihren Kräften verdient näher betrachtet zu werden. 3 Auch bei diesen Untersuchungen hält er sich frei von aller phantastischen Spekulation und begründet seine Behauptungen durch eine reiche Zahl von Beobachtungen, namentlich auf geographischem Gebiete. Er wendet sich gegen Aristoteles und Galenus, so- wie gegen die Autorität überhaupt und bekämpft die vier tra- ditionellen Elemente. Hier erhebt er gegen Aristoteles den Vorwurf, daß seine Ableitung der Elemente eine willkürliche sei. Denn da jener die Elemente durch Zusammenstellung von je zwei Eigenschaften deduziert, so gäbe dies vier Elemente nur in dem Falle, daß beide Eigenschaften gleichmäßig in dem betreffenden Elemente vertreten wären; indem aber Ari- stoteles stets eine der Eigenschaften dominieren lasse, führe er eine Willkürlichkeit ein. Wenn er das Feuer mit Betonung der erstgenannten Qualität warm und trocken, die Luft feucht und warm, die Erde trocken und kalt, das Wasser kalt und feucht nenne, so habe er damit die Eigenschaften willkürlich zusammengestellt; in derselben Weise könne man vier Ele- mente bestimmen, als trocken und warm, d. h. mit über- 1 De magnete magneticisque corporibus et de magno magnete tellure Physiologia nova, Londini 1600. Ich citiere nach der von Lochmann besorgten Ausgabe (in 4°) Sedini 1628. 2 Vgl. Poggendorff, Gesch. d. Phys. S. 280. — Rosenberger II S. 37 f. Heller, I S. 394 ff. 3 Das Werk, welches hier namentlich in Betracht kommt, ist erst nach Gilberts Tode durch Boswell veröffentlicht worden: Guilielmi Gilberti, De mundo nostro sublunari Philosophia nova. Opus posthumum. Ed. Guil. Bos- well. Amstelodami 1651.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/334>, abgerufen am 25.11.2024.