Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.Geber: Zusammensetzung der Metalle. Metalle nicht etwa mit neuen Elementen, sondern mit eigentüm-lichen engen Verbindungen der vier alten zu thun, die nun als solche die Verbindung zu Metallen eingehen. Die vier Elemente sind die potenziellen Bestandteile von Quecksilber und Schwefel, diese wieder die Materie für die wirklichen Metalle. Die Ver- mutung liegt nahe, daß die aus der Praxis des chemischen Laboratoriums entstandenen technischen Bezeichnungen für Substanzen, auf welche die empirische Analyse immer wieder führte, unter dem Einfluß der griechischen Wissenschaft von den Arabern mit der Elementenlehre in Übereinstimmung gebracht worden sind. In welcher Art und Weise diese Elemente in den Verbindungen enthalten sind, darüber muß man einge- hendere Spekulationen bei Dschabir nicht suchen. Vielmehr weist er derartige Untersuchungen zurück, weil sie weder zu ersprießlicher Erkenntnis führen können noch für die Chemie notwendig sind.1 Der künstliche Weg zur Erzeugung der Metalle wird doch nicht derjenige sein können, welchen die Natur eingeschlagen hat. Die Annahme, daß die Metalle zusammengesetzte Körper Im übrigen bietet die Chemie in ihrer ferneren Ent- ut nulla ipsorum alteram in resolutione possit dimittere, immo quaelibet cum qualibet resolvitur, etc. 1 Summa perfectionis, ps. II. c. 10 u. 11. Nostra igitur intentio non est in principiis naturam sequi, nec in proportione miscibilium elementorum, nec in modo mixtionis ipsorum ad invicem, nec in aequatione caloris inspissantis: cum haec omnia sunt nobis impossibilia et penitus ignota. Und wenn den Chemikern vorgeworfen wird, daß sie dies alles nicht wüßten, so concedimus eis utique, sed non propter hoc nostram scientiam divinam interimunt: quia nec scire volumus illa, nec possumus, nec ad opus nostrum possunt pervenire. Wie die Metalle selbst aus Quecksilber und Schwefel zusammengesetzt gedacht wurden, darüber vergleiche man Kopp, Gesch. d. Chem. III, S. 97, 98. Beitr. S. 46 ff. 15*
Geber: Zusammensetzung der Metalle. Metalle nicht etwa mit neuen Elementen, sondern mit eigentüm-lichen engen Verbindungen der vier alten zu thun, die nun als solche die Verbindung zu Metallen eingehen. Die vier Elemente sind die potenziellen Bestandteile von Quecksilber und Schwefel, diese wieder die Materie für die wirklichen Metalle. Die Ver- mutung liegt nahe, daß die aus der Praxis des chemischen Laboratoriums entstandenen technischen Bezeichnungen für Substanzen, auf welche die empirische Analyse immer wieder führte, unter dem Einfluß der griechischen Wissenschaft von den Arabern mit der Elementenlehre in Übereinstimmung gebracht worden sind. In welcher Art und Weise diese Elemente in den Verbindungen enthalten sind, darüber muß man einge- hendere Spekulationen bei Dschabir nicht suchen. Vielmehr weist er derartige Untersuchungen zurück, weil sie weder zu ersprießlicher Erkenntnis führen können noch für die Chemie notwendig sind.1 Der künstliche Weg zur Erzeugung der Metalle wird doch nicht derjenige sein können, welchen die Natur eingeschlagen hat. Die Annahme, daß die Metalle zusammengesetzte Körper Im übrigen bietet die Chemie in ihrer ferneren Ent- ut nulla ipsorum alteram in resolutione possit dimittere, immo quaelibet cum qualibet resolvitur, etc. 1 Summa perfectionis, ps. II. c. 10 u. 11. Nostra igitur intentio non est in principiis naturam sequi, nec in proportione miscibilium elementorum, nec in modo mixtionis ipsorum ad invicem, nec in aequatione caloris inspissantis: cum haec omnia sunt nobis impossibilia et penitus ignota. Und wenn den Chemikern vorgeworfen wird, daß sie dies alles nicht wüßten, so concedimus eis utique, sed non propter hoc nostram scientiam divinam interimunt: quia nec scire volumus illa, nec possumus, nec ad opus nostrum possunt pervenire. Wie die Metalle selbst aus Quecksilber und Schwefel zusammengesetzt gedacht wurden, darüber vergleiche man Kopp, Gesch. d. Chem. III, S. 97, 98. Beitr. S. 46 ff. 15*
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Geber: Zusammensetzung der Metalle.
Metalle nicht etwa mit neuen Elementen, sondern mit eigentüm-
lichen engen Verbindungen der vier alten zu thun, die nun als
solche die Verbindung zu Metallen eingehen. Die vier Elemente
sind die potenziellen Bestandteile von Quecksilber und Schwefel,
diese wieder die Materie für die wirklichen Metalle. Die Ver-
mutung liegt nahe, daß die aus der Praxis des chemischen
Laboratoriums entstandenen technischen Bezeichnungen für
Substanzen, auf welche die empirische Analyse immer wieder
führte, unter dem Einfluß der griechischen Wissenschaft von den
Arabern mit der Elementenlehre in Übereinstimmung gebracht
worden sind. In welcher Art und Weise diese Elemente in
den Verbindungen enthalten sind, darüber muß man einge-
hendere Spekulationen bei Dschabir nicht suchen. Vielmehr
weist er derartige Untersuchungen zurück, weil sie weder zu
ersprießlicher Erkenntnis führen können noch für die Chemie
notwendig sind. 1 Der künstliche Weg zur Erzeugung der
Metalle wird doch nicht derjenige sein können, welchen die
Natur eingeschlagen hat.
Die Annahme, daß die Metalle zusammengesetzte Körper
seien, ist für die Entwickelung der theoretischen Chemie noch
darum von besonderem Interesse, weil durch dieselbe der Vor-
gang der Calcination (Oxydation) mit dem der Verbrennung
in eine Linie gestellt und beide als eine Ausscheidung
eines Bestandteiles betrachtet wurden. Alle Erklärungsversuche
mußten dadurch eine der gegenwärtigen Theorie gerade ent-
gegengesetzte Richtung erhalten.
Im übrigen bietet die Chemie in ihrer ferneren Ent-
wickelung zunächst für die Förderung des Körperproblems nur
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1 Summa perfectionis, ps. II. c. 10 u. 11. Nostra igitur intentio non est
in principiis naturam sequi, nec in proportione miscibilium elementorum, nec
in modo mixtionis ipsorum ad invicem, nec in aequatione caloris inspissantis:
cum haec omnia sunt nobis impossibilia et penitus ignota. Und wenn den
Chemikern vorgeworfen wird, daß sie dies alles nicht wüßten, so concedimus
eis utique, sed non propter hoc nostram scientiam divinam interimunt: quia nec
scire volumus illa, nec possumus, nec ad opus nostrum possunt pervenire. Wie
die Metalle selbst aus Quecksilber und Schwefel zusammengesetzt gedacht
wurden, darüber vergleiche man Kopp, Gesch. d. Chem. III, S. 97, 98. Beitr.
S. 46 ff.
3 ut nulla ipsorum alteram in resolutione possit dimittere, immo quaelibet cum
qualibet resolvitur, etc.
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