Dies können Demokrit und Leukipp, welche behaupten, daß die ursprünglich ersten Körper im Leeren und Unbegrenzten immerwährend bewegt werden, nicht angeben.1
Es fragt sich nun, wieviele Grundstoffe man annehmen müsse. Ein einziges Element reicht nicht aus,2 aber auch die Annahme von Demokrit und Leukipp ist nicht stichhaltig, daß es unendlich viele erste Grundkörper gebe, welche der Größe nach nicht mehr teilbar seien und durch deren Zusammen- fügung und Verwickelung alles entstehe.3 Sie machen dadurch gewissermaßen alles zu Zahlen, insofern doch die Eigen- schaften der Dinge durch die zahlenmäßige Kombination der Atome bedingt werden; außerdem behaupten sie, da der Unter- schied der Körper in den Gestalten liege, der Gestalten aber unendlich viele seien, daß darum auch die Zahl der einfachen Körper unbegrenzt sei, können aber über die Beschaffenheit dieser Figuren nichts Näheres angeben. Nur vom Feuer sagen sie, daß seine Atome Kugelgestalt besäßen, während die Atome der übrigen Elemente sich allein durch ihre Größe unterscheiden sollen. Es ist aber gegen sie einzuwenden, daß es nicht un- endlich viele Unterschiede der Körper, sondern nur eine begrenzte Zahl von Eigenschaften gibt, und daß daher auch die Anzahl der Elemente nicht unendlich sein dürfte, abgesehen von den mathematischen und mechanischen Schwierigkeiten, die sich aus der Annahme von unendlich vielen und unteilbaren Elementargrößen ergeben und von denen schon früher gesprochen worden ist. Dazu kommt, daß, wenn jedes Element eine natür- liche Bewegung, und zwar als einfacher Körper eine einfache Bewegung hat, die Zahl der wirklich existierenden Bewegungen (nach unten und nach oben) viel zu klein und ebenso die Zahl der Orte nicht unbegrenzt ist, so daß es schon aus diesem Grunde nicht unendlich viele Grundkörper geben kann.4
Endlich ist die Annahme von unzählig vielen Formen der Grundkörper darum bedenklich, weil sie gar nicht notwendig ist; denn es lassen sich alle Körper aus Pyramiden zusammen-
1De coelo III, 2. 300 b.
2 Dies wird De coelo III, 5 ausführlich begründet. Vgl. auch Brandis II, p. 963 ff.
3De coelo III., 4. 303a.
4De coelo III, 4. p. 303 b.
Aristoteles gg. d. Atom.: Zahl d. Grundstoffe.
Dies können Demokrit und Leukipp, welche behaupten, daß die ursprünglich ersten Körper im Leeren und Unbegrenzten immerwährend bewegt werden, nicht angeben.1
Es fragt sich nun, wieviele Grundstoffe man annehmen müsse. Ein einziges Element reicht nicht aus,2 aber auch die Annahme von Demokrit und Leukipp ist nicht stichhaltig, daß es unendlich viele erste Grundkörper gebe, welche der Größe nach nicht mehr teilbar seien und durch deren Zusammen- fügung und Verwickelung alles entstehe.3 Sie machen dadurch gewissermaßen alles zu Zahlen, insofern doch die Eigen- schaften der Dinge durch die zahlenmäßige Kombination der Atome bedingt werden; außerdem behaupten sie, da der Unter- schied der Körper in den Gestalten liege, der Gestalten aber unendlich viele seien, daß darum auch die Zahl der einfachen Körper unbegrenzt sei, können aber über die Beschaffenheit dieser Figuren nichts Näheres angeben. Nur vom Feuer sagen sie, daß seine Atome Kugelgestalt besäßen, während die Atome der übrigen Elemente sich allein durch ihre Größe unterscheiden sollen. Es ist aber gegen sie einzuwenden, daß es nicht un- endlich viele Unterschiede der Körper, sondern nur eine begrenzte Zahl von Eigenschaften gibt, und daß daher auch die Anzahl der Elemente nicht unendlich sein dürfte, abgesehen von den mathematischen und mechanischen Schwierigkeiten, die sich aus der Annahme von unendlich vielen und unteilbaren Elementargrößen ergeben und von denen schon früher gesprochen worden ist. Dazu kommt, daß, wenn jedes Element eine natür- liche Bewegung, und zwar als einfacher Körper eine einfache Bewegung hat, die Zahl der wirklich existierenden Bewegungen (nach unten und nach oben) viel zu klein und ebenso die Zahl der Orte nicht unbegrenzt ist, so daß es schon aus diesem Grunde nicht unendlich viele Grundkörper geben kann.4
Endlich ist die Annahme von unzählig vielen Formen der Grundkörper darum bedenklich, weil sie gar nicht notwendig ist; denn es lassen sich alle Körper aus Pyramiden zusammen-
1De coelo III, 2. 300 b.
2 Dies wird De coelo III, 5 ausführlich begründet. Vgl. auch Brandis II, p. 963 ff.
3De coelo III., 4. 303a.
4De coelo III, 4. p. 303 b.
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Aristoteles gg. d. Atom.: Zahl d. Grundstoffe.
Dies können Demokrit und Leukipp, welche behaupten, daß
die ursprünglich ersten Körper im Leeren und Unbegrenzten
immerwährend bewegt werden, nicht angeben. 1
Es fragt sich nun, wieviele Grundstoffe man annehmen
müsse. Ein einziges Element reicht nicht aus, 2 aber auch die
Annahme von Demokrit und Leukipp ist nicht stichhaltig, daß
es unendlich viele erste Grundkörper gebe, welche der Größe
nach nicht mehr teilbar seien und durch deren Zusammen-
fügung und Verwickelung alles entstehe. 3 Sie machen dadurch
gewissermaßen alles zu Zahlen, insofern doch die Eigen-
schaften der Dinge durch die zahlenmäßige Kombination der
Atome bedingt werden; außerdem behaupten sie, da der Unter-
schied der Körper in den Gestalten liege, der Gestalten aber
unendlich viele seien, daß darum auch die Zahl der einfachen
Körper unbegrenzt sei, können aber über die Beschaffenheit
dieser Figuren nichts Näheres angeben. Nur vom Feuer sagen
sie, daß seine Atome Kugelgestalt besäßen, während die Atome
der übrigen Elemente sich allein durch ihre Größe unterscheiden
sollen. Es ist aber gegen sie einzuwenden, daß es nicht un-
endlich viele Unterschiede der Körper, sondern nur eine
begrenzte Zahl von Eigenschaften gibt, und daß daher auch
die Anzahl der Elemente nicht unendlich sein dürfte, abgesehen
von den mathematischen und mechanischen Schwierigkeiten, die
sich aus der Annahme von unendlich vielen und unteilbaren
Elementargrößen ergeben und von denen schon früher gesprochen
worden ist. Dazu kommt, daß, wenn jedes Element eine natür-
liche Bewegung, und zwar als einfacher Körper eine einfache
Bewegung hat, die Zahl der wirklich existierenden Bewegungen
(nach unten und nach oben) viel zu klein und ebenso die
Zahl der Orte nicht unbegrenzt ist, so daß es schon aus diesem
Grunde nicht unendlich viele Grundkörper geben kann. 4
Endlich ist die Annahme von unzählig vielen Formen der
Grundkörper darum bedenklich, weil sie gar nicht notwendig
ist; denn es lassen sich alle Körper aus Pyramiden zusammen-
1 De coelo III, 2. 300 b.
2 Dies wird De coelo III, 5 ausführlich begründet. Vgl. auch Brandis
II, p. 963 ff.
3 De coelo III., 4. 303a.
4 De coelo III, 4. p. 303 b.
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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/132>, abgerufen am 24.11.2024.
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