Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.mit allen Mitteln des Regierungseinflusses aufgebrachten Ma- "Zwar," ruft das Ministerium Manteuffel mit einem tiefen "Es durfte hierbei nicht unbeachtet bleiben -- sagen die Und die Staatsregierung erklärt in Folge dessen p. 23 mit allen Mitteln des Regierungseinfluſſes aufgebrachten Ma- „Zwar,“ ruft das Miniſterium Manteuffel mit einem tiefen „Es durfte hierbei nicht unbeachtet bleiben — ſagen die Und die Staatsregierung erklärt in Folge deſſen p. 23 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0117" n="111"/> mit allen Mitteln des Regierungseinfluſſes aufgebrachten Ma-<lb/> jorität von nur 32 Stimmen faſt ſo gut wie unterlegen, von<lb/> der „öffentlichen Meinung“ gehetzt, tritt das Miniſterium Man-<lb/> teuffel am 2. Januar 1851 mit einer neuen Königl. Botſchaft<lb/> vor die Kammern, in welcher es ſeinen eigenen Geſetzentwurf<lb/> aufgiebt und das von der erſten Kammer ausgearbeitete Geſetz<lb/> adoptirt.</p><lb/> <p>„Zwar,“ ruft das Miniſterium Manteuffel mit einem tiefen<lb/> Seufzer in den Motiven zu dieſer neuen Botſchaft (Kammerdruck-<lb/> ſachen Seſſion 1850/51, 1. Bd. Nr. 26, <hi rendition="#aq">p.</hi> 22) aus — ich<lb/> citire wörtlich: „muß die Regierung auch heute noch bei der<lb/> Anſicht beharren, daß durch Annahme ihres urſprünglichen Vor-<lb/> ſchlags, nach welchem eine nach gleichen Grundſätzen veran-<lb/> lagte, alle Klaſſen der Steuerpflichtigen umfaſſende, directe<lb/> Staatsſteuer an die Stelle der jetzt beſtehenden verſchiedenen<lb/> Steuerformen treten ſollte, dem hervorgetretenen und allſeitig<lb/> erkannten Bedürfniß nach einer Steuer-Reform gründlicher und<lb/> in einer dem inzwiſchen geſchaffenen Staatsorganismus ent-<lb/> ſprechenden Weiſe abgeholfen ſein würde.“ Aber das Mini-<lb/> ſterium geſteht, daß es den Widerſtand, den ihm <hi rendition="#g">Kammer<lb/> und öffentliche Meinung</hi> entgegenſetze, nicht zu brechen<lb/> vermöge!</p><lb/> <p>„Es durfte hierbei nicht unbeachtet bleiben — ſagen die<lb/> Motive zu dieſer neuen Königl. Botſchaft <hi rendition="#aq">p.</hi> 22 — daß der Be-<lb/> ſchluß der zweiten Kammer, durch welchen die Annahme der Regie-<lb/> rungsvorlage erfolgte, nur mit einer verhältnißmäßig geringen<lb/> Majorität (von 32 Stimmen) gefaßt iſt; daß ſogleich nach<lb/> dieſem Beſchluß und bis zu den Verhandlungen der erſten<lb/> Kammer über denſelben Gegenſtand <hi rendition="#g">die Kundgebungen<lb/> gegen</hi> das beabſichtigte, ſeiner Realiſirung ſchon näher gerückte<lb/> Steuer-Syſtem <hi rendition="#g">aus allen Theilen des Landes</hi> entſchie-<lb/> dener und <hi rendition="#g">zahlreicher als je,</hi> ſeit dem erſten diesfälligen<lb/> Project der Regierung im Jahre 1847 hervorgetreten ſind und daß<lb/> der Beſchluß der erſten Kammer daher gewiſſermaßen <hi rendition="#g">nur</hi> der<lb/><hi rendition="#g">öffentlichen Stimmung hierüber, wie ſie ſehr be-<lb/> ſtimmt zu Tage gelegt war, Rechnung getragen hat.</hi>“</p><lb/> <p>Und die Staatsregierung erklärt in Folge deſſen <hi rendition="#aq">p.</hi> 23<lb/> wörtlich: „ſie darf nach den hervorgetretenen Anzeichen ſich doch<lb/> der Hoffnung nicht hingeben, für ihr Project die <hi rendition="#g">öffentliche<lb/> Meinung, auf deren Unterſtützung ſie bei deſſen<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [111/0117]
mit allen Mitteln des Regierungseinfluſſes aufgebrachten Ma-
jorität von nur 32 Stimmen faſt ſo gut wie unterlegen, von
der „öffentlichen Meinung“ gehetzt, tritt das Miniſterium Man-
teuffel am 2. Januar 1851 mit einer neuen Königl. Botſchaft
vor die Kammern, in welcher es ſeinen eigenen Geſetzentwurf
aufgiebt und das von der erſten Kammer ausgearbeitete Geſetz
adoptirt.
„Zwar,“ ruft das Miniſterium Manteuffel mit einem tiefen
Seufzer in den Motiven zu dieſer neuen Botſchaft (Kammerdruck-
ſachen Seſſion 1850/51, 1. Bd. Nr. 26, p. 22) aus — ich
citire wörtlich: „muß die Regierung auch heute noch bei der
Anſicht beharren, daß durch Annahme ihres urſprünglichen Vor-
ſchlags, nach welchem eine nach gleichen Grundſätzen veran-
lagte, alle Klaſſen der Steuerpflichtigen umfaſſende, directe
Staatsſteuer an die Stelle der jetzt beſtehenden verſchiedenen
Steuerformen treten ſollte, dem hervorgetretenen und allſeitig
erkannten Bedürfniß nach einer Steuer-Reform gründlicher und
in einer dem inzwiſchen geſchaffenen Staatsorganismus ent-
ſprechenden Weiſe abgeholfen ſein würde.“ Aber das Mini-
ſterium geſteht, daß es den Widerſtand, den ihm Kammer
und öffentliche Meinung entgegenſetze, nicht zu brechen
vermöge!
„Es durfte hierbei nicht unbeachtet bleiben — ſagen die
Motive zu dieſer neuen Königl. Botſchaft p. 22 — daß der Be-
ſchluß der zweiten Kammer, durch welchen die Annahme der Regie-
rungsvorlage erfolgte, nur mit einer verhältnißmäßig geringen
Majorität (von 32 Stimmen) gefaßt iſt; daß ſogleich nach
dieſem Beſchluß und bis zu den Verhandlungen der erſten
Kammer über denſelben Gegenſtand die Kundgebungen
gegen das beabſichtigte, ſeiner Realiſirung ſchon näher gerückte
Steuer-Syſtem aus allen Theilen des Landes entſchie-
dener und zahlreicher als je, ſeit dem erſten diesfälligen
Project der Regierung im Jahre 1847 hervorgetreten ſind und daß
der Beſchluß der erſten Kammer daher gewiſſermaßen nur der
öffentlichen Stimmung hierüber, wie ſie ſehr be-
ſtimmt zu Tage gelegt war, Rechnung getragen hat.“
Und die Staatsregierung erklärt in Folge deſſen p. 23
wörtlich: „ſie darf nach den hervorgetretenen Anzeichen ſich doch
der Hoffnung nicht hingeben, für ihr Project die öffentliche
Meinung, auf deren Unterſtützung ſie bei deſſen
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Zitationshilfe: | Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lassalle_steuer_1863/117>, abgerufen am 22.07.2024. |