wollte an meinen dreyzehn Schülerinnen die Probe machen, und theilte sie nach der Anlage von Geist und Herzen in Classen.
1) Sanfte, gutherzige Geschöpfe, bil- dete ich zu Kinderwärterinnen;
2) Die Anlage zu Witz, und geschickte Finger zur Cammerjungfer;
3) Nachdenkende und fleißige Mädchen zu Köchinnen und Haushälterinnen; und
4) die letzte Classe von dienstfähigen zu Haus-Küchen- und Gartenmägden --
Dazu muß ich nun ein schickliches Haus mit einem Garten haben; einen vernünf- tigen Geistlichen, der sie die Pflichten ih- res Standes kennen und lieben lehrte; und dann wackere und wohldenkende ar- me Witwen, oder betagte ledige Perso- nen, die den verschiedenen Unterricht in Arbeiten besorgten.
Diese Jdee beschäfftiget mich genug, um dem vergangenen schmerzhaften Theil meines Lebens, das meiste meines Nach- denkens zu entziehen, und über meinen bittern Kummer den süßen Trost zu streuen,
daß
wollte an meinen dreyzehn Schuͤlerinnen die Probe machen, und theilte ſie nach der Anlage von Geiſt und Herzen in Claſſen.
1) Sanfte, gutherzige Geſchoͤpfe, bil- dete ich zu Kinderwaͤrterinnen;
2) Die Anlage zu Witz, und geſchickte Finger zur Cammerjungfer;
3) Nachdenkende und fleißige Maͤdchen zu Koͤchinnen und Haushaͤlterinnen; und
4) die letzte Claſſe von dienſtfaͤhigen zu Haus-Kuͤchen- und Gartenmaͤgden —
Dazu muß ich nun ein ſchickliches Haus mit einem Garten haben; einen vernuͤnf- tigen Geiſtlichen, der ſie die Pflichten ih- res Standes kennen und lieben lehrte; und dann wackere und wohldenkende ar- me Witwen, oder betagte ledige Perſo- nen, die den verſchiedenen Unterricht in Arbeiten beſorgten.
Dieſe Jdee beſchaͤfftiget mich genug, um dem vergangenen ſchmerzhaften Theil meines Lebens, das meiſte meines Nach- denkens zu entziehen, und uͤber meinen bittern Kummer den ſuͤßen Troſt zu ſtreuen,
daß
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wollte an meinen dreyzehn Schuͤlerinnen
die Probe machen, und theilte ſie nach
der Anlage von Geiſt und Herzen in
Claſſen.
1) Sanfte, gutherzige Geſchoͤpfe, bil-
dete ich zu Kinderwaͤrterinnen;
2) Die Anlage zu Witz, und geſchickte
Finger zur Cammerjungfer;
3) Nachdenkende und fleißige Maͤdchen
zu Koͤchinnen und Haushaͤlterinnen; und
4) die letzte Claſſe von dienſtfaͤhigen zu
Haus-Kuͤchen- und Gartenmaͤgden —
Dazu muß ich nun ein ſchickliches Haus
mit einem Garten haben; einen vernuͤnf-
tigen Geiſtlichen, der ſie die Pflichten ih-
res Standes kennen und lieben lehrte;
und dann wackere und wohldenkende ar-
me Witwen, oder betagte ledige Perſo-
nen, die den verſchiedenen Unterricht in
Arbeiten beſorgten.
Dieſe Jdee beſchaͤfftiget mich genug,
um dem vergangenen ſchmerzhaften Theil
meines Lebens, das meiſte meines Nach-
denkens zu entziehen, und uͤber meinen
bittern Kummer den ſuͤßen Troſt zu ſtreuen,
daß
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/80>, abgerufen am 16.02.2025.
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