[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.Festen beywohnen, welche zween frem- den Prinzen zu Ehren angestellt wurden. Dieser Umstand war mir angenehm, denn ich würde an seiner Seite gezittert und gelitten haben, da ich hingegen mit un- serer Rosine glücklich und ruhig meinen Weg fortsetzte, bis ich in diesem kleinen Dorfe meinen Aufenthalt nahm, wo ich vier Wochen war, ehe Mylord den schick- lichen Augenblick finden konnte, ohne Be- sorgniß zu mir zu eilen. Mein erster Gedanke war immer, meine Reise nach Florenz zu verfolgen, und Mylorden da zu erwarten; aber ich konnte seine Ein- willigung dazu nicht erlangen, und auch itzt will er sich vorher völlig von Mylord Craston losmachen, und erst alsdann mit mir zum Grafen R., nach diesem aber ge- rade in sein Vaterland gehen. Jn diesen vier Wochen, da ich allein nisse B 3
Feſten beywohnen, welche zween frem- den Prinzen zu Ehren angeſtellt wurden. Dieſer Umſtand war mir angenehm, denn ich wuͤrde an ſeiner Seite gezittert und gelitten haben, da ich hingegen mit un- ſerer Roſine gluͤcklich und ruhig meinen Weg fortſetzte, bis ich in dieſem kleinen Dorfe meinen Aufenthalt nahm, wo ich vier Wochen war, ehe Mylord den ſchick- lichen Augenblick finden konnte, ohne Be- ſorgniß zu mir zu eilen. Mein erſter Gedanke war immer, meine Reiſe nach Florenz zu verfolgen, und Mylorden da zu erwarten; aber ich konnte ſeine Ein- willigung dazu nicht erlangen, und auch itzt will er ſich vorher voͤllig von Mylord Craſton losmachen, und erſt alsdann mit mir zum Grafen R., nach dieſem aber ge- rade in ſein Vaterland gehen. Jn dieſen vier Wochen, da ich allein niſſe B 3
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auszuweichen, zuruͤckbleiben, und den
Feſten beywohnen, welche zween frem-
den Prinzen zu Ehren angeſtellt wurden.
Dieſer Umſtand war mir angenehm, denn
ich wuͤrde an ſeiner Seite gezittert und
gelitten haben, da ich hingegen mit un-
ſerer Roſine gluͤcklich und ruhig meinen
Weg fortſetzte, bis ich in dieſem kleinen
Dorfe meinen Aufenthalt nahm, wo ich
vier Wochen war, ehe Mylord den ſchick-
lichen Augenblick finden konnte, ohne Be-
ſorgniß zu mir zu eilen. Mein erſter
Gedanke war immer, meine Reiſe nach
Florenz zu verfolgen, und Mylorden da
zu erwarten; aber ich konnte ſeine Ein-
willigung dazu nicht erlangen, und auch
itzt will er ſich vorher voͤllig von Mylord
Craſton losmachen, und erſt alsdann mit
mir zum Grafen R., nach dieſem aber ge-
rade in ſein Vaterland gehen.
Jn dieſen vier Wochen, da ich allein
war, hielt ich mich eingeſperrt, und hat-
te keine andere Buͤcher, als etliche eng-
liſche Schriften von Mylord, die ich nicht
leſen mochte, weil ſie uͤbergebliebene Zeug-
niſſe
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