Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

meine Freundinn, Jhre Hände arbeiten
zitternd; eine gewisse Hastigkeit ist in ih-
ren Bewegungen, welche durch die ange-
nommene Munterkeit wider ihren Willen
hervorbricht; Jhr Lächeln kommt nicht
aus dem Herzen; was bedeutet dieses?"
Lord Rich, Sie machen mir bange mit
Jhrer Scharfsicht, antwortete ich. --
"Jch sehe also doch gut?" Fragen Sie
mich nicht weiter, Mylord; meine Seele
hat den äußersten Kampf erlitten, aber
ich will itzt dem Vergnügen der Lady
Summers alles, was mich angeht, auf-
opfern. -- "Jch besorge nur, Sie opfern
sich selbst dabey auf, sagte der Lord.
Fürchten Sie nichts, antwortete ich, das
Schicksal hat mich zum Leiden bestimmt;
es wird mich dazu erhalten. Jch sagte
dieß, wie mich dünkte, ruhig und lä-
chelnd; aber Lord Rich sah mich mit Be-
stürzung an. Wissen Sie, Madam Lei-
dens, daß dieß, was Sie sagen, den
größten Grad von Verzweiflung anzeigt,
und mich in die tödlichste Unruhe
wirft? -- Reden Sie -- reden Sie --

mit

meine Freundinn, Jhre Haͤnde arbeiten
zitternd; eine gewiſſe Haſtigkeit iſt in ih-
ren Bewegungen, welche durch die ange-
nommene Munterkeit wider ihren Willen
hervorbricht; Jhr Laͤcheln kommt nicht
aus dem Herzen; was bedeutet dieſes?“
Lord Rich, Sie machen mir bange mit
Jhrer Scharfſicht, antwortete ich. —
„Jch ſehe alſo doch gut?“ Fragen Sie
mich nicht weiter, Mylord; meine Seele
hat den aͤußerſten Kampf erlitten, aber
ich will itzt dem Vergnuͤgen der Lady
Summers alles, was mich angeht, auf-
opfern. — „Jch beſorge nur, Sie opfern
ſich ſelbſt dabey auf, ſagte der Lord.
Fuͤrchten Sie nichts, antwortete ich, das
Schickſal hat mich zum Leiden beſtimmt;
es wird mich dazu erhalten. Jch ſagte
dieß, wie mich duͤnkte, ruhig und laͤ-
chelnd; aber Lord Rich ſah mich mit Be-
ſtuͤrzung an. Wiſſen Sie, Madam Lei-
dens, daß dieß, was Sie ſagen, den
groͤßten Grad von Verzweiflung anzeigt,
und mich in die toͤdlichſte Unruhe
wirft? — Reden Sie — reden Sie —

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0202" n="196"/>
meine Freundinn, Jhre Ha&#x0364;nde arbeiten<lb/>
zitternd; eine gewi&#x017F;&#x017F;e Ha&#x017F;tigkeit i&#x017F;t in ih-<lb/>
ren Bewegungen, welche durch die ange-<lb/>
nommene Munterkeit wider ihren Willen<lb/>
hervorbricht; Jhr La&#x0364;cheln kommt nicht<lb/>
aus dem Herzen; was bedeutet die&#x017F;es?&#x201C;<lb/>
Lord Rich, Sie machen mir bange mit<lb/>
Jhrer Scharf&#x017F;icht, antwortete ich. &#x2014;<lb/>
&#x201E;Jch &#x017F;ehe al&#x017F;o doch gut?&#x201C; Fragen Sie<lb/>
mich nicht weiter, Mylord; meine Seele<lb/>
hat den a&#x0364;ußer&#x017F;ten Kampf erlitten, aber<lb/>
ich will itzt dem Vergnu&#x0364;gen der Lady<lb/>
Summers alles, was mich angeht, auf-<lb/>
opfern. &#x2014; &#x201E;Jch be&#x017F;orge nur, Sie opfern<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t dabey auf, &#x017F;agte der Lord.<lb/>
Fu&#x0364;rchten Sie nichts, antwortete ich, das<lb/>
Schick&#x017F;al hat mich zum Leiden be&#x017F;timmt;<lb/>
es wird mich dazu erhalten. Jch &#x017F;agte<lb/>
dieß, wie mich du&#x0364;nkte, ruhig und la&#x0364;-<lb/>
chelnd; aber Lord Rich &#x017F;ah mich mit Be-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rzung an. Wi&#x017F;&#x017F;en Sie, Madam Lei-<lb/>
dens, daß dieß, was Sie &#x017F;agen, den<lb/>
gro&#x0364;ßten Grad von Verzweiflung anzeigt,<lb/>
und mich in die to&#x0364;dlich&#x017F;te Unruhe<lb/>
wirft? &#x2014; Reden Sie &#x2014; reden Sie &#x2014;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0202] meine Freundinn, Jhre Haͤnde arbeiten zitternd; eine gewiſſe Haſtigkeit iſt in ih- ren Bewegungen, welche durch die ange- nommene Munterkeit wider ihren Willen hervorbricht; Jhr Laͤcheln kommt nicht aus dem Herzen; was bedeutet dieſes?“ Lord Rich, Sie machen mir bange mit Jhrer Scharfſicht, antwortete ich. — „Jch ſehe alſo doch gut?“ Fragen Sie mich nicht weiter, Mylord; meine Seele hat den aͤußerſten Kampf erlitten, aber ich will itzt dem Vergnuͤgen der Lady Summers alles, was mich angeht, auf- opfern. — „Jch beſorge nur, Sie opfern ſich ſelbſt dabey auf, ſagte der Lord. Fuͤrchten Sie nichts, antwortete ich, das Schickſal hat mich zum Leiden beſtimmt; es wird mich dazu erhalten. Jch ſagte dieß, wie mich duͤnkte, ruhig und laͤ- chelnd; aber Lord Rich ſah mich mit Be- ſtuͤrzung an. Wiſſen Sie, Madam Lei- dens, daß dieß, was Sie ſagen, den groͤßten Grad von Verzweiflung anzeigt, und mich in die toͤdlichſte Unruhe wirft? — Reden Sie — reden Sie — mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/202
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/202>, abgerufen am 27.04.2024.