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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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gehen verlangt, ihr Oncle aber hätte sie
nicht gehen lassen, und acht Tage darauf,
als man dem Prinzen von P. zu Ehren
bey Hofe Lustbarkeiten angestellt, sey sie
mit ihrer Kammerjungfer verschwunden.
Der Graf und die Gräfin Löbau, die bis
Morgens bey dem Ball gewesen, und ihre
Leute, welche auch nicht früh munter ge-
worden, hätten nicht an das Fräulein
gedacht, bis Nachmittags, da man die
Tafel für den Grafen gedeckt hatte, man
erst angefangen, das Fräulein und ihr
Mädchen zu vermissen; aber als man ihre
Zimmer aufgesprengt, an ihrer Statt blos
Briefe gefunden habe, einen an den Für-
sten, einen an Mylord C, und einen an
ihren Oheim, dem sie noch ein Verzeich-
niß angeschlossen von den Kleidern, die
sie an den Pfarrer geschickt habe, um sie
zu verkaufen, und das Geld den Armen
des Kirchspiels zu geben. Jhrem Oheim
hätte sie kurz, aber mit vieler Würde und
Rührung von den Klagen gesprochen, die
sie über ihn und seine Frau zu führen ha-
be, und von den Ursachen, warum sie sich

von


gehen verlangt, ihr Oncle aber haͤtte ſie
nicht gehen laſſen, und acht Tage darauf,
als man dem Prinzen von P. zu Ehren
bey Hofe Luſtbarkeiten angeſtellt, ſey ſie
mit ihrer Kammerjungfer verſchwunden.
Der Graf und die Graͤfin Loͤbau, die bis
Morgens bey dem Ball geweſen, und ihre
Leute, welche auch nicht fruͤh munter ge-
worden, haͤtten nicht an das Fraͤulein
gedacht, bis Nachmittags, da man die
Tafel fuͤr den Grafen gedeckt hatte, man
erſt angefangen, das Fraͤulein und ihr
Maͤdchen zu vermiſſen; aber als man ihre
Zimmer aufgeſprengt, an ihrer Statt blos
Briefe gefunden habe, einen an den Fuͤr-
ſten, einen an Mylord C, und einen an
ihren Oheim, dem ſie noch ein Verzeich-
niß angeſchloſſen von den Kleidern, die
ſie an den Pfarrer geſchickt habe, um ſie
zu verkaufen, und das Geld den Armen
des Kirchſpiels zu geben. Jhrem Oheim
haͤtte ſie kurz, aber mit vieler Wuͤrde und
Ruͤhrung von den Klagen geſprochen, die
ſie uͤber ihn und ſeine Frau zu fuͤhren ha-
be, und von den Urſachen, warum ſie ſich

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[8/0014] gehen verlangt, ihr Oncle aber haͤtte ſie nicht gehen laſſen, und acht Tage darauf, als man dem Prinzen von P. zu Ehren bey Hofe Luſtbarkeiten angeſtellt, ſey ſie mit ihrer Kammerjungfer verſchwunden. Der Graf und die Graͤfin Loͤbau, die bis Morgens bey dem Ball geweſen, und ihre Leute, welche auch nicht fruͤh munter ge- worden, haͤtten nicht an das Fraͤulein gedacht, bis Nachmittags, da man die Tafel fuͤr den Grafen gedeckt hatte, man erſt angefangen, das Fraͤulein und ihr Maͤdchen zu vermiſſen; aber als man ihre Zimmer aufgeſprengt, an ihrer Statt blos Briefe gefunden habe, einen an den Fuͤr- ſten, einen an Mylord C, und einen an ihren Oheim, dem ſie noch ein Verzeich- niß angeſchloſſen von den Kleidern, die ſie an den Pfarrer geſchickt habe, um ſie zu verkaufen, und das Geld den Armen des Kirchſpiels zu geben. Jhrem Oheim haͤtte ſie kurz, aber mit vieler Wuͤrde und Ruͤhrung von den Klagen geſprochen, die ſie uͤber ihn und ſeine Frau zu fuͤhren ha- be, und von den Urſachen, warum ſie ſich von

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/14>, abgerufen am 24.11.2024.