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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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"zahl verdienstvoller Personen, Jhnen
"Bürge für die Tugend des Herzens, für
"die Kenntnisse des Geistes, und für die
"zärtliche Neigung sind, die einer der
"schönsten und besten Männer für Sie
"ernährt, und der darum der Glücklichste
"wurde, weil er in Jhnen die beste würdig-
"ste Mutter für seine zwey Kinder zu erhal-
"ten hoffte. Sie wissen, daß Er ein
"edler Besitzer eines schönen Vermögens
"ist, und kennen alle gesellschaftlichen
"Annehmlichkeiten, die in dieser Stadt auf
"sie warten. -- -- Aber thun Sie,
"liebenswürdige Frau von C. was Sie
"wollen, ich habe Jhnen die Beweggründe
"meines Herzens gesagt; ich weiß wohl,
"daß wir alle einen verschiedenen Gesichts-
"punct über den nehmlichen Gegenstand
"haben, und unser Gefühl darnach rich-
"ten; doch ist eine Seite, die wir alle be-
"trachten müssen -- die Glückseligkeit
"unsers Nächsten eben so sehr, als die
"unsrige zu lieben, und sie nicht aus klei-
"nen Beweggründen verzögern.

Sie
H 2


„zahl verdienſtvoller Perſonen, Jhnen
„Buͤrge fuͤr die Tugend des Herzens, fuͤr
„die Kenntniſſe des Geiſtes, und fuͤr die
„zaͤrtliche Neigung ſind, die einer der
„ſchoͤnſten und beſten Maͤnner fuͤr Sie
„ernaͤhrt, und der darum der Gluͤcklichſte
„wurde, weil er in Jhnen die beſte wuͤrdig-
„ſte Mutter fuͤr ſeine zwey Kinder zu erhal-
„ten hoffte. Sie wiſſen, daß Er ein
„edler Beſitzer eines ſchoͤnen Vermoͤgens
„iſt, und kennen alle geſellſchaftlichen
„Annehmlichkeiten, die in dieſer Stadt auf
„ſie warten. — — Aber thun Sie,
„liebenswuͤrdige Frau von C. was Sie
„wollen, ich habe Jhnen die Beweggruͤnde
„meines Herzens geſagt; ich weiß wohl,
„daß wir alle einen verſchiedenen Geſichts-
„punct uͤber den nehmlichen Gegenſtand
„haben, und unſer Gefuͤhl darnach rich-
„ten; doch iſt eine Seite, die wir alle be-
„trachten muͤſſen — die Gluͤckſeligkeit
„unſers Naͤchſten eben ſo ſehr, als die
„unſrige zu lieben, und ſie nicht aus klei-
„nen Beweggruͤnden verzoͤgern.

Sie
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[115/0121] „zahl verdienſtvoller Perſonen, Jhnen „Buͤrge fuͤr die Tugend des Herzens, fuͤr „die Kenntniſſe des Geiſtes, und fuͤr die „zaͤrtliche Neigung ſind, die einer der „ſchoͤnſten und beſten Maͤnner fuͤr Sie „ernaͤhrt, und der darum der Gluͤcklichſte „wurde, weil er in Jhnen die beſte wuͤrdig- „ſte Mutter fuͤr ſeine zwey Kinder zu erhal- „ten hoffte. Sie wiſſen, daß Er ein „edler Beſitzer eines ſchoͤnen Vermoͤgens „iſt, und kennen alle geſellſchaftlichen „Annehmlichkeiten, die in dieſer Stadt auf „ſie warten. — — Aber thun Sie, „liebenswuͤrdige Frau von C. was Sie „wollen, ich habe Jhnen die Beweggruͤnde „meines Herzens geſagt; ich weiß wohl, „daß wir alle einen verſchiedenen Geſichts- „punct uͤber den nehmlichen Gegenſtand „haben, und unſer Gefuͤhl darnach rich- „ten; doch iſt eine Seite, die wir alle be- „trachten muͤſſen — die Gluͤckſeligkeit „unſers Naͤchſten eben ſo ſehr, als die „unſrige zu lieben, und ſie nicht aus klei- „nen Beweggruͤnden verzoͤgern. Sie H 2

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/121>, abgerufen am 21.11.2024.