bis zu den Füssen mit Adel und rüh- render Grazie bewaffnet. Sie zagte einen Augenblick an der Thüre, ich lief gegen ihr, sie machte einen Schritt, und ich kniete bey ihr mit einer wah- ren Bewegung von Zärtlichkeit. Sie gab mir ihre Hände, konnte aber nicht reden; Thränen fielen aus ihren Au- gen, die sich zu lächeln bemühten; ich konnte ihre Bestürzung genau nachah- men, denn ich fühlte mich ein wenig beklemmt, und John sagte mir nach- her, daß es Zeit gewesen wäre, ihm das Zeichen zu geben, sonst würde er nichts mehr geantwortet haben, in- dem ihn seine Entschlossenheit beynahe verlassen habe.
Doch das waren leere Aufstoßungen unserer noch nicht genug verdauten ju- gendlichen Vorurtheile.
Jch drückte die rechte Hand meines Mädchens an meine Brust.
Jst sie mein, diese segensvolle Hand? Wollen sie mich glücklich machen? -- sagte ich mit dem zärtlichsten Tone.
Sie
bis zu den Fuͤſſen mit Adel und ruͤh- render Grazie bewaffnet. Sie zagte einen Augenblick an der Thuͤre, ich lief gegen ihr, ſie machte einen Schritt, und ich kniete bey ihr mit einer wah- ren Bewegung von Zaͤrtlichkeit. Sie gab mir ihre Haͤnde, konnte aber nicht reden; Thraͤnen fielen aus ihren Au- gen, die ſich zu laͤcheln bemuͤhten; ich konnte ihre Beſtuͤrzung genau nachah- men, denn ich fuͤhlte mich ein wenig beklemmt, und John ſagte mir nach- her, daß es Zeit geweſen waͤre, ihm das Zeichen zu geben, ſonſt wuͤrde er nichts mehr geantwortet haben, in- dem ihn ſeine Entſchloſſenheit beynahe verlaſſen habe.
Doch das waren leere Aufſtoßungen unſerer noch nicht genug verdauten ju- gendlichen Vorurtheile.
Jch druͤckte die rechte Hand meines Maͤdchens an meine Bruſt.
Jſt ſie mein, dieſe ſegensvolle Hand? Wollen ſie mich gluͤcklich machen? — ſagte ich mit dem zaͤrtlichſten Tone.
Sie
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bis zu den Fuͤſſen mit Adel und ruͤh-
render Grazie bewaffnet. Sie zagte
einen Augenblick an der Thuͤre, ich
lief gegen ihr, ſie machte einen Schritt,
und ich kniete bey ihr mit einer wah-
ren Bewegung von Zaͤrtlichkeit. Sie
gab mir ihre Haͤnde, konnte aber nicht
reden; Thraͤnen fielen aus ihren Au-
gen, die ſich zu laͤcheln bemuͤhten; ich
konnte ihre Beſtuͤrzung genau nachah-
men, denn ich fuͤhlte mich ein wenig
beklemmt, und John ſagte mir nach-
her, daß es Zeit geweſen waͤre, ihm
das Zeichen zu geben, ſonſt wuͤrde er
nichts mehr geantwortet haben, in-
dem ihn ſeine Entſchloſſenheit beynahe
verlaſſen habe.
Doch das waren leere Aufſtoßungen
unſerer noch nicht genug verdauten ju-
gendlichen Vorurtheile.
Jch druͤckte die rechte Hand meines
Maͤdchens an meine Bruſt.
Jſt ſie mein, dieſe ſegensvolle Hand?
Wollen ſie mich gluͤcklich machen? —
ſagte ich mit dem zaͤrtlichſten Tone.
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/389>, abgerufen am 25.11.2024.
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