jährigen Genuß aller ihrer Einkünfte an, um seinen Proceß damit zu betrei- ben; sie hoffte, sagte sie, er würde da- durch mehr Segen für seine Kinder er- langen, als er durch die Grausamkeit erhalten, die er an ihr ausgeübt habe. Von Florenz werde er Nachricht von ihr erhalten. Jhre reichen Kleider schenkte sie in die Pfarre für Arme. Von dieser Art von Testamente schickte sie auch dem Fürsten und dem Lord G. Copien zu.
Den Tag, wo das große Festin auf dem Lande gegeben wurde, waren mei- ne Anstalten gemacht, ich war den gan- zen Tag bey Hofe überall mit ver- mengt. Als das Getümmel recht arg wurde, schlich ich in meinen Wagen, und flog nach D *. John eilte mit mir in den kleinen Gartensaal des Grafen Lö- bau, wo ich in Wahrheit mit einem das Erstemal pochenden Herzen das artige Mädchen erwartete. Sie wank- te endlich am Arm ihres Kätzchens her- ein, niedlich gekleidet, und vom Haupt
bis
jaͤhrigen Genuß aller ihrer Einkuͤnfte an, um ſeinen Proceß damit zu betrei- ben; ſie hoffte, ſagte ſie, er wuͤrde da- durch mehr Segen fuͤr ſeine Kinder er- langen, als er durch die Grauſamkeit erhalten, die er an ihr ausgeuͤbt habe. Von Florenz werde er Nachricht von ihr erhalten. Jhre reichen Kleider ſchenkte ſie in die Pfarre fuͤr Arme. Von dieſer Art von Teſtamente ſchickte ſie auch dem Fuͤrſten und dem Lord G. Copien zu.
Den Tag, wo das große Feſtin auf dem Lande gegeben wurde, waren mei- ne Anſtalten gemacht, ich war den gan- zen Tag bey Hofe uͤberall mit ver- mengt. Als das Getuͤmmel recht arg wurde, ſchlich ich in meinen Wagen, und flog nach D *. John eilte mit mir in den kleinen Gartenſaal des Grafen Loͤ- bau, wo ich in Wahrheit mit einem das Erſtemal pochenden Herzen das artige Maͤdchen erwartete. Sie wank- te endlich am Arm ihres Kaͤtzchens her- ein, niedlich gekleidet, und vom Haupt
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jaͤhrigen Genuß aller ihrer Einkuͤnfte
an, um ſeinen Proceß damit zu betrei-
ben; ſie hoffte, ſagte ſie, er wuͤrde da-
durch mehr Segen fuͤr ſeine Kinder er-
langen, als er durch die Grauſamkeit
erhalten, die er an ihr ausgeuͤbt habe.
Von Florenz werde er Nachricht von
ihr erhalten. Jhre reichen Kleider
ſchenkte ſie in die Pfarre fuͤr Arme.
Von dieſer Art von Teſtamente ſchickte
ſie auch dem Fuͤrſten und dem Lord G.
Copien zu.
Den Tag, wo das große Feſtin auf
dem Lande gegeben wurde, waren mei-
ne Anſtalten gemacht, ich war den gan-
zen Tag bey Hofe uͤberall mit ver-
mengt. Als das Getuͤmmel recht arg
wurde, ſchlich ich in meinen Wagen, und
flog nach D *. John eilte mit mir in
den kleinen Gartenſaal des Grafen Loͤ-
bau, wo ich in Wahrheit mit einem
das Erſtemal pochenden Herzen das
artige Maͤdchen erwartete. Sie wank-
te endlich am Arm ihres Kaͤtzchens her-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/388>, abgerufen am 24.11.2024.
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