den Händen ihrer unwürdigen Familie zu ziehen, und sie in England einer bessern vorzustellen. Jch mußte diese Sayte an- stimmen, weil sie mir selbst den Ton ba- zu angegeben, und weil ich ihren Ekel für D * und ihren Hang für England benutzen wollte, ehe der Jast von Seymour verlö- schen würde, und er bey seiner Zurückkunft im Enthustasmus der Belohnung ihrer Tugend so weit gienge, als ihn seine Ver- achtung geführt hatte. Sie hatte ihn sonst vorzüglich gelobt, itzt sprach sie nicht mehr von ihm, sie nennte auch den Lord G. nicht. Lauter Kennzeichen einer glim- menden Liebe. Jch fand Wege, ihr klei- ne satyrische Briefchen zuzuschicken, wor- inn ihrer Krankheit und der Scene, die sie auf dem Bal gespielt hatte, gespottet wur- de. Die Geringschätzung, welche Lord G. für sie bezeugte, wurde auch angemerkt. Neben diesem wiederholte ich beynahe alle Tage das Anerbieten meiner Hand, da ich zugleich ihrer freyen Wahl überließ: Ob ich es bekannt machen sollte, oder ob sie sich meiner Ehre und Liebe anvertrauen
wollte,
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den Haͤnden ihrer unwuͤrdigen Familie zu ziehen, und ſie in England einer beſſern vorzuſtellen. Jch mußte dieſe Sayte an- ſtimmen, weil ſie mir ſelbſt den Ton ba- zu angegeben, und weil ich ihren Ekel fuͤr D * und ihren Hang fuͤr England benutzen wollte, ehe der Jaſt von Seymour verloͤ- ſchen wuͤrde, und er bey ſeiner Zuruͤckkunft im Enthuſtasmus der Belohnung ihrer Tugend ſo weit gienge, als ihn ſeine Ver- achtung gefuͤhrt hatte. Sie hatte ihn ſonſt vorzuͤglich gelobt, itzt ſprach ſie nicht mehr von ihm, ſie nennte auch den Lord G. nicht. Lauter Kennzeichen einer glim- menden Liebe. Jch fand Wege, ihr klei- ne ſatyriſche Briefchen zuzuſchicken, wor- inn ihrer Krankheit und der Scene, die ſie auf dem Bal geſpielt hatte, geſpottet wur- de. Die Geringſchaͤtzung, welche Lord G. fuͤr ſie bezeugte, wurde auch angemerkt. Neben dieſem wiederholte ich beynahe alle Tage das Anerbieten meiner Hand, da ich zugleich ihrer freyen Wahl uͤberließ: Ob ich es bekannt machen ſollte, oder ob ſie ſich meiner Ehre und Liebe anvertrauen
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den Haͤnden ihrer unwuͤrdigen Familie zu
ziehen, und ſie in England einer beſſern
vorzuſtellen. Jch mußte dieſe Sayte an-
ſtimmen, weil ſie mir ſelbſt den Ton ba-
zu angegeben, und weil ich ihren Ekel fuͤr
D * und ihren Hang fuͤr England benutzen
wollte, ehe der Jaſt von Seymour verloͤ-
ſchen wuͤrde, und er bey ſeiner Zuruͤckkunft
im Enthuſtasmus der Belohnung ihrer
Tugend ſo weit gienge, als ihn ſeine Ver-
achtung gefuͤhrt hatte. Sie hatte ihn
ſonſt vorzuͤglich gelobt, itzt ſprach ſie nicht
mehr von ihm, ſie nennte auch den Lord
G. nicht. Lauter Kennzeichen einer glim-
menden Liebe. Jch fand Wege, ihr klei-
ne ſatyriſche Briefchen zuzuſchicken, wor-
inn ihrer Krankheit und der Scene, die ſie
auf dem Bal geſpielt hatte, geſpottet wur-
de. Die Geringſchaͤtzung, welche Lord G.
fuͤr ſie bezeugte, wurde auch angemerkt.
Neben dieſem wiederholte ich beynahe
alle Tage das Anerbieten meiner Hand,
da ich zugleich ihrer freyen Wahl uͤberließ:
Ob ich es bekannt machen ſollte, oder ob
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/379>, abgerufen am 24.11.2024.
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