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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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abredete Entführung! Jch riß John am
Arm zum Saal hinaus, warf auf der
Straße meine Masque ab, und zog den
Ueberrock meines Kerls an, in welchem
ich an das Löbauische Haus eilte, um
Nachricht von der neuen Actrice zu hören.
Eifersucht, Wuth und Liebe jagten sich in
meinem Kopfe herum; und gewiß derjeni-
ge, der mir gesagt hätte, sie wäre fort,
hätte es mit seinem Leben bezahlen müssen;
aber ehe eine Viertelstunde um war, lief
jemand aus dem Hause nach der Apothek.
Die Thür blieb offen; ich schlich in den
Hof und sah Licht in den Zimmern der
Sternheim. Es wurde mir leichter, aber
meine Zweifel blieben; diese Lichter konn-
ten Blendwerk seyn. Jch wagte mich in
das Zimmer ihrer Kammerjungfer; die
Thür des Cabinetts war offen, und ich
hörte mein Mädchen reden. Also war
Seymour allein fort. Jch sann auf eine
taugliche Entschuldigung meines Daseyns,
und gab dem Cammermädchen ganz herz-
haft ein Zeichen zu mir zu kommen. Sie
kannte mich nicht, rannte auf die Thür

zu,

abredete Entfuͤhrung! Jch riß John am
Arm zum Saal hinaus, warf auf der
Straße meine Masque ab, und zog den
Ueberrock meines Kerls an, in welchem
ich an das Loͤbauiſche Haus eilte, um
Nachricht von der neuen Actrice zu hoͤren.
Eiferſucht, Wuth und Liebe jagten ſich in
meinem Kopfe herum; und gewiß derjeni-
ge, der mir geſagt haͤtte, ſie waͤre fort,
haͤtte es mit ſeinem Leben bezahlen muͤſſen;
aber ehe eine Viertelſtunde um war, lief
jemand aus dem Hauſe nach der Apothek.
Die Thuͤr blieb offen; ich ſchlich in den
Hof und ſah Licht in den Zimmern der
Sternheim. Es wurde mir leichter, aber
meine Zweifel blieben; dieſe Lichter konn-
ten Blendwerk ſeyn. Jch wagte mich in
das Zimmer ihrer Kammerjungfer; die
Thuͤr des Cabinetts war offen, und ich
hoͤrte mein Maͤdchen reden. Alſo war
Seymour allein fort. Jch ſann auf eine
taugliche Entſchuldigung meines Daſeyns,
und gab dem Cammermaͤdchen ganz herz-
haft ein Zeichen zu mir zu kommen. Sie
kannte mich nicht, rannte auf die Thuͤr

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[348/0374] abredete Entfuͤhrung! Jch riß John am Arm zum Saal hinaus, warf auf der Straße meine Masque ab, und zog den Ueberrock meines Kerls an, in welchem ich an das Loͤbauiſche Haus eilte, um Nachricht von der neuen Actrice zu hoͤren. Eiferſucht, Wuth und Liebe jagten ſich in meinem Kopfe herum; und gewiß derjeni- ge, der mir geſagt haͤtte, ſie waͤre fort, haͤtte es mit ſeinem Leben bezahlen muͤſſen; aber ehe eine Viertelſtunde um war, lief jemand aus dem Hauſe nach der Apothek. Die Thuͤr blieb offen; ich ſchlich in den Hof und ſah Licht in den Zimmern der Sternheim. Es wurde mir leichter, aber meine Zweifel blieben; dieſe Lichter konn- ten Blendwerk ſeyn. Jch wagte mich in das Zimmer ihrer Kammerjungfer; die Thuͤr des Cabinetts war offen, und ich hoͤrte mein Maͤdchen reden. Alſo war Seymour allein fort. Jch ſann auf eine taugliche Entſchuldigung meines Daſeyns, und gab dem Cammermaͤdchen ganz herz- haft ein Zeichen zu mir zu kommen. Sie kannte mich nicht, rannte auf die Thuͤr zu,

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/374>, abgerufen am 25.11.2024.