vorzustellen. Der Fürst erhielt die Nach- richt davon und ersuchte den Grafen Lö- bau, ihm das Vergnügen zu lassen, die Kleidung des Fräuleins zu besorgen, um ihr dadurch unversehens ein Geschenk zu machen. Oncle und Tante nahmen es an, weil ihre Masquen zugleich ange- schafft wurden; aber zween Tage vor dem Bal war dem Hof und der Stadt be- kannt, daß der Fürst dem Fräulein die Kleidung und den Schmuck gäbe, und auch selbst ihre Farben tragen werde. Seymour gerieth in den höchsten Grad von Wuth und Verachtung; ich selbst wurde zweifelhaft, und nahm mir vor, die Stern- heim schärfer als jemals zu beobachten.
Nichts kann reizender seyn als ihr Eintritt in den Saal gewesen ist. Die Gräfin Löbau, als eine alte Frau beklei- det, gieng mit einer Laterne und etlichen Rollen Musicalien voraus. Der alte Graf H * mit einer Baßgeige; Löbau mit der Flütetraverse und das Fräulein mit ei- ner Laute, kamen nach. Sie stellten sich vor die Loge des Fürsten, fiengen an zu
stimmen,
vorzuſtellen. Der Fuͤrſt erhielt die Nach- richt davon und erſuchte den Grafen Loͤ- bau, ihm das Vergnuͤgen zu laſſen, die Kleidung des Fraͤuleins zu beſorgen, um ihr dadurch unverſehens ein Geſchenk zu machen. Oncle und Tante nahmen es an, weil ihre Masquen zugleich ange- ſchafft wurden; aber zween Tage vor dem Bal war dem Hof und der Stadt be- kannt, daß der Fuͤrſt dem Fraͤulein die Kleidung und den Schmuck gaͤbe, und auch ſelbſt ihre Farben tragen werde. Seymour gerieth in den hoͤchſten Grad von Wuth und Verachtung; ich ſelbſt wurde zweifelhaft, und nahm mir vor, die Stern- heim ſchaͤrfer als jemals zu beobachten.
Nichts kann reizender ſeyn als ihr Eintritt in den Saal geweſen iſt. Die Graͤfin Loͤbau, als eine alte Frau beklei- det, gieng mit einer Laterne und etlichen Rollen Muſicalien voraus. Der alte Graf H * mit einer Baßgeige; Loͤbau mit der Fluͤtetraverſe und das Fraͤulein mit ei- ner Laute, kamen nach. Sie ſtellten ſich vor die Loge des Fuͤrſten, fiengen an zu
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vorzuſtellen. Der Fuͤrſt erhielt die Nach-
richt davon und erſuchte den Grafen Loͤ-
bau, ihm das Vergnuͤgen zu laſſen, die
Kleidung des Fraͤuleins zu beſorgen, um
ihr dadurch unverſehens ein Geſchenk zu
machen. Oncle und Tante nahmen es
an, weil ihre Masquen zugleich ange-
ſchafft wurden; aber zween Tage vor dem
Bal war dem Hof und der Stadt be-
kannt, daß der Fuͤrſt dem Fraͤulein die
Kleidung und den Schmuck gaͤbe, und
auch ſelbſt ihre Farben tragen werde.
Seymour gerieth in den hoͤchſten Grad von
Wuth und Verachtung; ich ſelbſt wurde
zweifelhaft, und nahm mir vor, die Stern-
heim ſchaͤrfer als jemals zu beobachten.
Nichts kann reizender ſeyn als ihr
Eintritt in den Saal geweſen iſt. Die
Graͤfin Loͤbau, als eine alte Frau beklei-
det, gieng mit einer Laterne und etlichen
Rollen Muſicalien voraus. Der alte
Graf H * mit einer Baßgeige; Loͤbau mit
der Fluͤtetraverſe und das Fraͤulein mit ei-
ner Laute, kamen nach. Sie ſtellten ſich
vor die Loge des Fuͤrſten, fiengen an zu
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/364>, abgerufen am 21.11.2024.
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