den Baron: ob es wahr sey, daß man dieses Guth kaufen könne?
Ja, mein Freund; gefällt es Jhnen?
Vollkommen; es würde mich von nichts entfernen, was ich liebe.
O wie glücklich bin ich, theurer Freund, sagte der Baron, da er ihn um- armte; ich habe das Guth schon vor drey Jahren gekauft, um es Jhnen anzubie- ten; ich habe das Haus ausgebessert, und oft in diesem Cabinette für Jhre Erhal- tung gebetet. Nun werde ich den Füh- rer meiner Jugend zum Zeugen meines Lebens haben!
Der Oberste wurde außerordentlich gerührt; er konnte seinen Dank und seine Freude über das edle Herz seines Freun- des nicht genug ausdrücken; er versicher- te ihn, daß er sein Leben in diesem Hause zubringen würde; aber zugleich verlangte er zu wissen, was das Guth gekostet habe. Der Baron mußte es sagen, und es auch durch die Kaufbriefe beweisen. Der Er- trag belief sich höher, als es nach dem An- kaufsschilling seyn sollte. Der Baron
ver-
A 5
den Baron: ob es wahr ſey, daß man dieſes Guth kaufen koͤnne?
Ja, mein Freund; gefaͤllt es Jhnen?
Vollkommen; es wuͤrde mich von nichts entfernen, was ich liebe.
O wie gluͤcklich bin ich, theurer Freund, ſagte der Baron, da er ihn um- armte; ich habe das Guth ſchon vor drey Jahren gekauft, um es Jhnen anzubie- ten; ich habe das Haus ausgebeſſert, und oft in dieſem Cabinette fuͤr Jhre Erhal- tung gebetet. Nun werde ich den Fuͤh- rer meiner Jugend zum Zeugen meines Lebens haben!
Der Oberſte wurde außerordentlich geruͤhrt; er konnte ſeinen Dank und ſeine Freude uͤber das edle Herz ſeines Freun- des nicht genug ausdruͤcken; er verſicher- te ihn, daß er ſein Leben in dieſem Hauſe zubringen wuͤrde; aber zugleich verlangte er zu wiſſen, was das Guth gekoſtet habe. Der Baron mußte es ſagen, und es auch durch die Kaufbriefe beweiſen. Der Er- trag belief ſich hoͤher, als es nach dem An- kaufsſchilling ſeyn ſollte. Der Baron
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den Baron: ob es wahr ſey, daß man
dieſes Guth kaufen koͤnne?
Ja, mein Freund; gefaͤllt es Jhnen?
Vollkommen; es wuͤrde mich von
nichts entfernen, was ich liebe.
O wie gluͤcklich bin ich, theurer
Freund, ſagte der Baron, da er ihn um-
armte; ich habe das Guth ſchon vor drey
Jahren gekauft, um es Jhnen anzubie-
ten; ich habe das Haus ausgebeſſert, und
oft in dieſem Cabinette fuͤr Jhre Erhal-
tung gebetet. Nun werde ich den Fuͤh-
rer meiner Jugend zum Zeugen meines
Lebens haben!
Der Oberſte wurde außerordentlich
geruͤhrt; er konnte ſeinen Dank und ſeine
Freude uͤber das edle Herz ſeines Freun-
des nicht genug ausdruͤcken; er verſicher-
te ihn, daß er ſein Leben in dieſem Hauſe
zubringen wuͤrde; aber zugleich verlangte
er zu wiſſen, was das Guth gekoſtet habe.
Der Baron mußte es ſagen, und es auch
durch die Kaufbriefe beweiſen. Der Er-
trag belief ſich hoͤher, als es nach dem An-
kaufsſchilling ſeyn ſollte. Der Baron
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/35>, abgerufen am 21.11.2024.
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