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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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Mein Freund, wollten Sie nicht die
übrigen Tage ihres Lebens auf dem Lan-
de zubringen?

"Ja, lieber Baron! aber es müßte auf
meinen eignen Güthern und in der Nach-
barschaft der Jhrigen seyn."

Das kann leicht geschehen, denn es
ist eine kleine Meile von hier ein artiges
Guth zu kaufen; ich habe die Erlaubniß
hinzugehen, wenn ich will; wir wollen
es Morgen befehen.

Den Tag darauf ritten die beyden
Herren dahin, in Begleitung des Pfar-
rers von P., eines sehr würdigen Man-
nes, von welchem die Damen die Be-
schreibung des rührenden Auftritts erhiel-
ten, der zwischen den beyden Freunden
vorgefallen war.

Der Baron hatte dem Obersten das
ganze Guth gewiesen, und führte ihn
auch in das Haus, welches gleich an dem
Garten und sehr artig gelegen war. Hier
nahmen sie das Frühstück ein.

Der Oberste bezeugte seine Zufrieden-
heit über alles was er gesehen, und fragte

den

Mein Freund, wollten Sie nicht die
uͤbrigen Tage ihres Lebens auf dem Lan-
de zubringen?

„Ja, lieber Baron! aber es muͤßte auf
meinen eignen Guͤthern und in der Nach-
barſchaft der Jhrigen ſeyn.“

Das kann leicht geſchehen, denn es
iſt eine kleine Meile von hier ein artiges
Guth zu kaufen; ich habe die Erlaubniß
hinzugehen, wenn ich will; wir wollen
es Morgen befehen.

Den Tag darauf ritten die beyden
Herren dahin, in Begleitung des Pfar-
rers von P., eines ſehr wuͤrdigen Man-
nes, von welchem die Damen die Be-
ſchreibung des ruͤhrenden Auftritts erhiel-
ten, der zwiſchen den beyden Freunden
vorgefallen war.

Der Baron hatte dem Oberſten das
ganze Guth gewieſen, und fuͤhrte ihn
auch in das Haus, welches gleich an dem
Garten und ſehr artig gelegen war. Hier
nahmen ſie das Fruͤhſtuͤck ein.

Der Oberſte bezeugte ſeine Zufrieden-
heit uͤber alles was er geſehen, und fragte

den
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[8/0034] Mein Freund, wollten Sie nicht die uͤbrigen Tage ihres Lebens auf dem Lan- de zubringen? „Ja, lieber Baron! aber es muͤßte auf meinen eignen Guͤthern und in der Nach- barſchaft der Jhrigen ſeyn.“ Das kann leicht geſchehen, denn es iſt eine kleine Meile von hier ein artiges Guth zu kaufen; ich habe die Erlaubniß hinzugehen, wenn ich will; wir wollen es Morgen befehen. Den Tag darauf ritten die beyden Herren dahin, in Begleitung des Pfar- rers von P., eines ſehr wuͤrdigen Man- nes, von welchem die Damen die Be- ſchreibung des ruͤhrenden Auftritts erhiel- ten, der zwiſchen den beyden Freunden vorgefallen war. Der Baron hatte dem Oberſten das ganze Guth gewieſen, und fuͤhrte ihn auch in das Haus, welches gleich an dem Garten und ſehr artig gelegen war. Hier nahmen ſie das Fruͤhſtuͤck ein. Der Oberſte bezeugte ſeine Zufrieden- heit uͤber alles was er geſehen, und fragte den

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/34>, abgerufen am 28.03.2024.