daß mir bange und übel wurde. Dies war der Augenblick, wo ich böse auf mein Herz war, daß es mich gerade diesen Abend noch mein Spielgeld den Kindern bringen hieß und mich dadurch dieser Ver- legenheit ausgesetzt hatte.
Jch erholte mich endlich, da ich ihn den geheiligten Namen der Tugend aus- sprechen hörte, in welchem er mich beschwur, ihn nur noch einen Augenblick reden zu lassen. Wiederholen kann ich nichts, aber er redete gut; wenig von meinen äus- serlichen Annehmlichkeiten, aber er behaup- tete meinen Charakter zu kennen, den er als selten ansieht, und am Ende legte er auf eine rührende Weise eine feyerliche Ge- lübde von Tugend und Liebe ab.
Unzufrieden mit ihm und mit mir selbst, bestürzt und bewegt, machte ich an ihn die Bitte, mir den Beweis von seinen Ge- sinnungen zu geben, daß er mich verließe. Er gieng gleich mit ermunterter Abbitte seines Ueberraschens, und legte an der Thür noch ein schweres Paquet Geld für die arme Familie hin.
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daß mir bange und uͤbel wurde. Dies war der Augenblick, wo ich boͤſe auf mein Herz war, daß es mich gerade dieſen Abend noch mein Spielgeld den Kindern bringen hieß und mich dadurch dieſer Ver- legenheit ausgeſetzt hatte.
Jch erholte mich endlich, da ich ihn den geheiligten Namen der Tugend aus- ſprechen hoͤrte, in welchem er mich beſchwur, ihn nur noch einen Augenblick reden zu laſſen. Wiederholen kann ich nichts, aber er redete gut; wenig von meinen aͤuſ- ſerlichen Annehmlichkeiten, aber er behaup- tete meinen Charakter zu kennen, den er als ſelten anſieht, und am Ende legte er auf eine ruͤhrende Weiſe eine feyerliche Ge- luͤbde von Tugend und Liebe ab.
Unzufrieden mit ihm und mit mir ſelbſt, beſtuͤrzt und bewegt, machte ich an ihn die Bitte, mir den Beweis von ſeinen Ge- ſinnungen zu geben, daß er mich verließe. Er gieng gleich mit ermunterter Abbitte ſeines Ueberraſchens, und legte an der Thuͤr noch ein ſchweres Paquet Geld fuͤr die arme Familie hin.
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daß mir bange und uͤbel wurde. Dies
war der Augenblick, wo ich boͤſe auf mein
Herz war, daß es mich gerade dieſen
Abend noch mein Spielgeld den Kindern
bringen hieß und mich dadurch dieſer Ver-
legenheit ausgeſetzt hatte.
Jch erholte mich endlich, da ich ihn
den geheiligten Namen der Tugend aus-
ſprechen hoͤrte, in welchem er mich beſchwur,
ihn nur noch einen Augenblick reden zu
laſſen. Wiederholen kann ich nichts,
aber er redete gut; wenig von meinen aͤuſ-
ſerlichen Annehmlichkeiten, aber er behaup-
tete meinen Charakter zu kennen, den er
als ſelten anſieht, und am Ende legte er
auf eine ruͤhrende Weiſe eine feyerliche Ge-
luͤbde von Tugend und Liebe ab.
Unzufrieden mit ihm und mit mir ſelbſt,
beſtuͤrzt und bewegt, machte ich an ihn
die Bitte, mir den Beweis von ſeinen Ge-
ſinnungen zu geben, daß er mich verließe.
Er gieng gleich mit ermunterter Abbitte
ſeines Ueberraſchens, und legte an der
Thuͤr noch ein ſchweres Paquet Geld fuͤr
die arme Familie hin.
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/349>, abgerufen am 25.11.2024.
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