von den alten Kriegsrüstungen machte, unter deren Last endlich der Streiter er- lag und mit seinem schönen festen Panzer gefangen wurde. Sage mir nichts mehr von der frühen Sättigung, in welche mich der so lange gesuchte Genuß der schönen frommen *** brachte, und daß mich, nach aller Mühe, mit dieser Tugend das nehmliche Schicksal erwarte. Du bist weit entfernt eine richtige Jdee von der seltenen Creatur zu haben, von der ich dir schreibe. Eine zärtliche Andächtige hat freylich eben so viel übertriebne Be- griffe von der Tugend als meine Stern- heim, und es ist angenehm alle diese Ge- spenster aus einer liebenswürdigen Per- son zu verjagen; aber der Unterschied ist dieser; so wie die Devote bloß aus Zärt- lichkeit für sich selbst den schrecklichen Schmerzen der Hölle durch Frömmigkeit zu entfliehen und hingegen den Genuß der ewigen Wonne zu erhalten sucht, folglich aus lauter Eigennutz tugendhaft ist, und Furcht der Hölle und Begierde nach dem Himmel, allein aus dem feinen Gefühl
ihrer
von den alten Kriegsruͤſtungen machte, unter deren Laſt endlich der Streiter er- lag und mit ſeinem ſchoͤnen feſten Panzer gefangen wurde. Sage mir nichts mehr von der fruͤhen Saͤttigung, in welche mich der ſo lange geſuchte Genuß der ſchoͤnen frommen *** brachte, und daß mich, nach aller Muͤhe, mit dieſer Tugend das nehmliche Schickſal erwarte. Du biſt weit entfernt eine richtige Jdee von der ſeltenen Creatur zu haben, von der ich dir ſchreibe. Eine zaͤrtliche Andaͤchtige hat freylich eben ſo viel uͤbertriebne Be- griffe von der Tugend als meine Stern- heim, und es iſt angenehm alle dieſe Ge- ſpenſter aus einer liebenswuͤrdigen Per- ſon zu verjagen; aber der Unterſchied iſt dieſer; ſo wie die Devote bloß aus Zaͤrt- lichkeit fuͤr ſich ſelbſt den ſchrecklichen Schmerzen der Hoͤlle durch Froͤmmigkeit zu entfliehen und hingegen den Genuß der ewigen Wonne zu erhalten ſucht, folglich aus lauter Eigennutz tugendhaft iſt, und Furcht der Hoͤlle und Begierde nach dem Himmel, allein aus dem feinen Gefuͤhl
ihrer
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von den alten Kriegsruͤſtungen machte,
unter deren Laſt endlich der Streiter er-
lag und mit ſeinem ſchoͤnen feſten Panzer
gefangen wurde. Sage mir nichts mehr
von der fruͤhen Saͤttigung, in welche mich
der ſo lange geſuchte Genuß der ſchoͤnen
frommen *** brachte, und daß mich,
nach aller Muͤhe, mit dieſer Tugend das
nehmliche Schickſal erwarte. Du biſt
weit entfernt eine richtige Jdee von der
ſeltenen Creatur zu haben, von der ich
dir ſchreibe. Eine zaͤrtliche Andaͤchtige
hat freylich eben ſo viel uͤbertriebne Be-
griffe von der Tugend als meine Stern-
heim, und es iſt angenehm alle dieſe Ge-
ſpenſter aus einer liebenswuͤrdigen Per-
ſon zu verjagen; aber der Unterſchied iſt
dieſer; ſo wie die Devote bloß aus Zaͤrt-
lichkeit fuͤr ſich ſelbſt den ſchrecklichen
Schmerzen der Hoͤlle durch Froͤmmigkeit
zu entfliehen und hingegen den Genuß der
ewigen Wonne zu erhalten ſucht, folglich
aus lauter Eigennutz tugendhaft iſt, und
Furcht der Hoͤlle und Begierde nach dem
Himmel, allein aus dem feinen Gefuͤhl
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/343>, abgerufen am 17.05.2024.
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