und es gieng, wie ich es haben wollte. Sie war auf alle meine Bewegungen auf- merksam. Als die Spiele geendigt wa- ren, gieng ich schwermüthig zu dem Pi- quet eben da das Fräulein ihr gewonne- nes Geld zusammen faßte; es war viel und alles von dem Fürsten.
Heute noch, sagte sie, sollen es die Kinder des Raths T * bekommen, denen ich sagen werde, daß Euere Durchlaucht ihnen zu lieb es so großmüthig verlohren haben.
Der Fürst sah sie lächelnd und ver- gnügt an und ich riß mich aus dem Zim- mer weg, mit dem Entschluß auf sie zu lauren, wenn sie zum Rath T * gienge, um mich dort einzudringen und ihr von meiner Liebe zu reden. Den ganzen Nachmittag hatte sie mich mit Tiefsinn und Heftigkeit wechselsweise behaftet ge- sehen; mein Eindringen konnte auf die Rechnung meiner starken Leidenschaft ge- schrieben werden. Jch habe ohnehin während meinem Aufenthalt in Deutsch- land gefunden, daß ein günstiges Vorur-
theil
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und es gieng, wie ich es haben wollte. Sie war auf alle meine Bewegungen auf- merkſam. Als die Spiele geendigt wa- ren, gieng ich ſchwermuͤthig zu dem Pi- quet eben da das Fraͤulein ihr gewonne- nes Geld zuſammen faßte; es war viel und alles von dem Fuͤrſten.
Heute noch, ſagte ſie, ſollen es die Kinder des Raths T * bekommen, denen ich ſagen werde, daß Euere Durchlaucht ihnen zu lieb es ſo großmuͤthig verlohren haben.
Der Fuͤrſt ſah ſie laͤchelnd und ver- gnuͤgt an und ich riß mich aus dem Zim- mer weg, mit dem Entſchluß auf ſie zu lauren, wenn ſie zum Rath T * gienge, um mich dort einzudringen und ihr von meiner Liebe zu reden. Den ganzen Nachmittag hatte ſie mich mit Tiefſinn und Heftigkeit wechſelsweiſe behaftet ge- ſehen; mein Eindringen konnte auf die Rechnung meiner ſtarken Leidenſchaft ge- ſchrieben werden. Jch habe ohnehin waͤhrend meinem Aufenthalt in Deutſch- land gefunden, daß ein guͤnſtiges Vorur-
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und es gieng, wie ich es haben wollte.
Sie war auf alle meine Bewegungen auf-
merkſam. Als die Spiele geendigt wa-
ren, gieng ich ſchwermuͤthig zu dem Pi-
quet eben da das Fraͤulein ihr gewonne-
nes Geld zuſammen faßte; es war viel
und alles von dem Fuͤrſten.
Heute noch, ſagte ſie, ſollen es die
Kinder des Raths T * bekommen, denen
ich ſagen werde, daß Euere Durchlaucht
ihnen zu lieb es ſo großmuͤthig verlohren
haben.
Der Fuͤrſt ſah ſie laͤchelnd und ver-
gnuͤgt an und ich riß mich aus dem Zim-
mer weg, mit dem Entſchluß auf ſie zu
lauren, wenn ſie zum Rath T * gienge,
um mich dort einzudringen und ihr von
meiner Liebe zu reden. Den ganzen
Nachmittag hatte ſie mich mit Tiefſinn
und Heftigkeit wechſelsweiſe behaftet ge-
ſehen; mein Eindringen konnte auf die
Rechnung meiner ſtarken Leidenſchaft ge-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/335>, abgerufen am 17.05.2024.
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