als Könige gezogen haben, dann der Graf F* hatte keine andre Karten in der Hand, und ihre Tante war mit Bedacht spat gekommen, da alle Spieltische besetzt, und der Fürst just als von ungefähr in die Gesellschaft gekommen, und so höflich war, keinem sein Spiel nehmen zu wol- len, sondern dem Zufall unter der Lei- tung des discreten F. die Sorge über- trug, ihm jemand zu schaffen. Der Französische Gesandte und die Gräfin F* machten die Partie mit; mein Pharaon erlaubte mir manchmal hinter dem Stuhl des Fürsten zu treten, und meine Augen dem Fräulein etwas sagen zu lassen; be- zaubernde, unnachahmliche Anmuth be- gleitete alles was sie that, der Fürst fühl- te es einst, als sie mit ihrer schönen Hand Karten zusammenraffte, so stark, daß er hastig die seinige ausstreckte, einen ihrer Finger faßte, und mit Feuer ausrief; "Jst es möglich, daß in P * * alle diese "Grazien erzogen wurden? Gewiß, Herr "Marquis, Frankreich kann nichts Lie- "benswürdigers zeigen."
Der
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als Koͤnige gezogen haben, dann der Graf F* hatte keine andre Karten in der Hand, und ihre Tante war mit Bedacht ſpat gekommen, da alle Spieltiſche beſetzt, und der Fuͤrſt juſt als von ungefaͤhr in die Geſellſchaft gekommen, und ſo hoͤflich war, keinem ſein Spiel nehmen zu wol- len, ſondern dem Zufall unter der Lei- tung des diſcreten F. die Sorge uͤber- trug, ihm jemand zu ſchaffen. Der Franzoͤſiſche Geſandte und die Graͤfin F* machten die Partie mit; mein Pharaon erlaubte mir manchmal hinter dem Stuhl des Fuͤrſten zu treten, und meine Augen dem Fraͤulein etwas ſagen zu laſſen; be- zaubernde, unnachahmliche Anmuth be- gleitete alles was ſie that, der Fuͤrſt fuͤhl- te es einſt, als ſie mit ihrer ſchoͤnen Hand Karten zuſammenraffte, ſo ſtark, daß er haſtig die ſeinige ausſtreckte, einen ihrer Finger faßte, und mit Feuer ausrief; „Jſt es moͤglich, daß in P * * alle dieſe „Grazien erzogen wurden? Gewiß, Herr „Marquis, Frankreich kann nichts Lie- „benswuͤrdigers zeigen.“
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als Koͤnige gezogen haben, dann der
Graf F* hatte keine andre Karten in der
Hand, und ihre Tante war mit Bedacht
ſpat gekommen, da alle Spieltiſche beſetzt,
und der Fuͤrſt juſt als von ungefaͤhr in die
Geſellſchaft gekommen, und ſo hoͤflich
war, keinem ſein Spiel nehmen zu wol-
len, ſondern dem Zufall unter der Lei-
tung des diſcreten F. die Sorge uͤber-
trug, ihm jemand zu ſchaffen. Der
Franzoͤſiſche Geſandte und die Graͤfin F*
machten die Partie mit; mein Pharaon
erlaubte mir manchmal hinter dem Stuhl
des Fuͤrſten zu treten, und meine Augen
dem Fraͤulein etwas ſagen zu laſſen; be-
zaubernde, unnachahmliche Anmuth be-
gleitete alles was ſie that, der Fuͤrſt fuͤhl-
te es einſt, als ſie mit ihrer ſchoͤnen Hand
Karten zuſammenraffte, ſo ſtark, daß er
haſtig die ſeinige ausſtreckte, einen ihrer
Finger faßte, und mit Feuer ausrief;
„Jſt es moͤglich, daß in P * * alle dieſe
„Grazien erzogen wurden? Gewiß, Herr
„Marquis, Frankreich kann nichts Lie-
„benswuͤrdigers zeigen.“
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/333>, abgerufen am 25.11.2024.
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