armen Familie wegen zu verwenden; aber auch sie sagten mir; weil es die erste Gnade wäre die ich mir ausbäte, so wür- de ich sie am leichtesten durch mich selbst erhalten. Zudem würde er es, der Sel- tenheit wegen, zusagen, weil sich noch nie- mals eine junge muntere Dame mit so vielem Eifer um eine verunglückte Fami- lie angenommen habe, und dieser neue Zug meines Charakters würde die Hoch- achtung vermehren, die er für mich zeigte. Jch wurde unmuthig keine Hand zu finden, die sich mit der meinigen zu diesem Werk der Wohlthätigkeit vereinigen wollte; mit dem Fürsten redete ich sehr ungern, ich konnte auf seine Bereitwilligkeit zählen, denn seine Neigung für mich hatte ich schon deutlich genug gesehen, aber eben daher entstund meine Unschlüßigkeit, ich wünschte immer in einer Entfernung von ihm zu bleiben, und meine Fürbitte, seine Zusage und mein Dank nähern mich ihm und seinen Lobsprüchen, nebst den Erzäh- lungen, die er mir schon von neuen ihm bisher unbekannten Gesinnungen, die ich,
ihm
armen Familie wegen zu verwenden; aber auch ſie ſagten mir; weil es die erſte Gnade waͤre die ich mir ausbaͤte, ſo wuͤr- de ich ſie am leichteſten durch mich ſelbſt erhalten. Zudem wuͤrde er es, der Sel- tenheit wegen, zuſagen, weil ſich noch nie- mals eine junge muntere Dame mit ſo vielem Eifer um eine verungluͤckte Fami- lie angenommen habe, und dieſer neue Zug meines Charakters wuͤrde die Hoch- achtung vermehren, die er fuͤr mich zeigte. Jch wurde unmuthig keine Hand zu finden, die ſich mit der meinigen zu dieſem Werk der Wohlthaͤtigkeit vereinigen wollte; mit dem Fuͤrſten redete ich ſehr ungern, ich konnte auf ſeine Bereitwilligkeit zaͤhlen, denn ſeine Neigung fuͤr mich hatte ich ſchon deutlich genug geſehen, aber eben daher entſtund meine Unſchluͤßigkeit, ich wuͤnſchte immer in einer Entfernung von ihm zu bleiben, und meine Fuͤrbitte, ſeine Zuſage und mein Dank naͤhern mich ihm und ſeinen Lobſpruͤchen, nebſt den Erzaͤh- lungen, die er mir ſchon von neuen ihm bisher unbekannten Geſinnungen, die ich,
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armen Familie wegen zu verwenden; aber
auch ſie ſagten mir; weil es die erſte
Gnade waͤre die ich mir ausbaͤte, ſo wuͤr-
de ich ſie am leichteſten durch mich ſelbſt
erhalten. Zudem wuͤrde er es, der Sel-
tenheit wegen, zuſagen, weil ſich noch nie-
mals eine junge muntere Dame mit ſo
vielem Eifer um eine verungluͤckte Fami-
lie angenommen habe, und dieſer neue
Zug meines Charakters wuͤrde die Hoch-
achtung vermehren, die er fuͤr mich zeigte.
Jch wurde unmuthig keine Hand zu finden,
die ſich mit der meinigen zu dieſem Werk
der Wohlthaͤtigkeit vereinigen wollte; mit
dem Fuͤrſten redete ich ſehr ungern, ich
konnte auf ſeine Bereitwilligkeit zaͤhlen,
denn ſeine Neigung fuͤr mich hatte ich
ſchon deutlich genug geſehen, aber eben
daher entſtund meine Unſchluͤßigkeit, ich
wuͤnſchte immer in einer Entfernung von
ihm zu bleiben, und meine Fuͤrbitte, ſeine
Zuſage und mein Dank naͤhern mich ihm
und ſeinen Lobſpruͤchen, nebſt den Erzaͤh-
lungen, die er mir ſchon von neuen ihm
bisher unbekannten Geſinnungen, die ich,
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/306>, abgerufen am 16.02.2025.
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