[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.den. Sollte ich alles Lob glauben, das gel
den. Sollte ich alles Lob glauben, das gel
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den. Sollte ich alles Lob glauben, das
man meinem Tanzen und Anſtand giebt,
ſo ſind ſeine Vermuthungen alle eingetrof-
fen; ſo wie ich ſeinen Ausſpruch uͤber den
Vorzug der Anmuth vor der Schoͤnheit
ganz wahr gefunden habe, weil ich geſe-
hen, daß die holdſelige Miene der mit
ſehr wenig Schoͤnheit begabten Graͤfin
Zin *** ihr beynahe mehr Neiderinnen
zuzog, als die Fraͤulein von B* mit ihrer
Venus-Figur nicht hatte; und die Neide-
rinnen waren ſelbſt unter der Zahl der
Frauenzimmer von Verdienſten. Woher
dieſes Emilia? Fuͤhlen etwan vernuͤnf-
tige Perſonen den Vorzug der Anmuth
vor der Schoͤnheit ſtaͤrker als andre, und
wuͤnſchen ſie daher begieriger zu ihrem Ei-
genthum? Oder kam dieſer Neid von der
Beobachtung, daß die ganz anmuthsvolle
Graͤfin Z *** die hochachtungswuͤrdigſte
Mannsperſonen an ſich zog? Oder wagt
die feine Eigenliebe eher einen Anfall auf
Reize des Angenehmen, als auf die ganze
Schoͤnheit, weil Jene nicht gleich von al-
len Augen bemerkt werden, und der Man-
gel
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Zitationshilfe: | [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/296>, abgerufen am 16.02.2025. |